Denn nun steht der Titelverteidiger bereits im Play-off-Viertelfinale vor dem Abgrund des vorzeitigen Scheiterns. Nach 6:5, 3:5 und 4:8 liegen die Elbestädter im „Best of seven“-Modus 2:1 in Front. Noch eine Niederlage am heutigen Dienstag und dann am Donnerstag wieder an der Spree und die Eisbären könnten sich mit „Frohe Ostern“ voneinander verabschieden. Die Saison wäre höchst ungewollt und höchst unerfreulich beendet!
Die Anzeichen dafür wurden auch am Montag – wegen der Pokal-Endrunde der Basketballer mit Gewinner Alba Berlin war die Arena am Sonntag nicht frei – auf dem Eis unübersehbar. Zwischenstände von 0:3 und 1:7 unterstrichen, dass die saisonalen Dauerprobleme in der Abwehr in der entscheidenden Meisterschaftsphase nicht abgestellt werden konnten. Zudem erwischte Torhüter Rob Zepp nach nicht überzeugenden Leistungen zum Ende der Hauptrunde und in den beiden Play-off-Vergleichen mit den Freezers einen rabenschwarzen Tag. Beim 1:5 musste er sogar dem Reservisten Sebastian Elwing Platz machen.
18 Gegentore in drei Begegnungen mit Hamburg sind der statistische Beleg – die Defense, normalerweise die Basis für Titelgewinne und im K.o.-Modus besonders wichtig, der Eisbären hat aktuell den Status von Scheunentoren.
Und der Angriff ohne die verletzen Florian Busch, Matt Foy und Laurin Braun war gegen die robust und resolut verteidigenden und direkt das Tor anvisierenden Gäste wieder einmal zu verschnörkelt und ineffektiv. Selbst etliche Überzahlsituationen konnten die Hausherren nur ungenügend in Treffer ummünzen.
Der Hauptgrund für den sportlichen Abrutsch, der sich in der Normalrunde nach 52 Partien und Rang vier abzeichnete, sind Qualitätseinbußen im Kader. Die fünf Neuzugänge konnten die Abgänge von Führungsspielern wie Walker, Ustorf, Pederson, Felski oder Regehr nie kompensieren. Spekulationen, dass dem Management und dem für das Personal zuständigen Peter John Lee ohne Zuschüsse des Eigners Anschutz Entertainment Group (AEG) die Mittel für qualitativ bessere Profis nicht parat hatte, wurden weder bestätigt noch dementiert. Und seit Wochen kursieren Gerüchte, dass Meistermacher Don Jackson wohl die Station Berlin verlassen und in München/Salzburg bei den Red Bulls an der Bande stehen wird…
Ungeachtet der desolaten Montags-Vorstellung hielten Kapitän Andre Rankel und Nationalmannschafts-Kollege Constantin Braun an der Überzeugung fest, „dass wir am Dienstag in Hamburg eine ganz andere Mannschaft präsentieren werden“.
Auf die Frage, wie man mit den fortwährenden Protest-Aktionen umgehe, meinte Rankel: „Wir regsitrieren das natürlich während des Spiels, versuchen aber uns davon nicht beeinflussen zu lassen. Das ist heute leider nicht gelungen.“
Obwohl in Gesprächen zwischen Fan-Vertretern und den Geschäftsführungen Eisbären bzw. O 2 World geplante Preiserhöhungen teilweise (für Rollis, Kinder-Dauerkarten) zurückgenommen wurden, wurde das Protestszenario fortgeführt. Indem beispielsweise die Stehrang-Fans, die nicht von Preiserhöhungen betroffen sein sollen, schwarz gekleidet erschienen. Während des Spiels überwiegend schwiegen. Protest-Losungen zeigten oder – siehe oben – Sprechchöre intonierten. U.a. auch „Eure Kartenpreise sind die allergrößte Scheiße“ bzw. „Scheiß AEG“…darin ist ein Frustpotenzial erkennbar, dass außerhalb des Eishockeys begründet sein dürfte. Der Protest läuft Gefahr, sich zu verselbständigen und eine zerstörerische Wirkung auf die Sportkult-Marke Eisbären auszuüben.