Die Standpauke auf dem Spielfeld
Im September vorigen Jahres fand das Hinspiel in Frankfurt statt, nun erwartet die SGS Essen, die clevere Kontermannschaft der Bundesliga schlechthin, die Weltelf aus Frankfurt zu hause im Stadion an der Hafenstraße. Jetztes Jahr war FFC-Cheftrainer Colin Bell nach dem Spiel richtig sauer. Noch auf dem Feld rief der neue Coach des 1.FFC Frankfurt sein Team zusammen und redete laut und lange auf seine Spielerinnen ein. Dem 52 Jahre alten Briten und auch Manager Siegfried Dietrich lag dabei nicht nur das enttäuschende 1:1 im Magen, sondern vor allem die Art, mit der die Frankfurter Truppe die frühe Führung durch Kerstin Garefrekes aus der Hand gab.
Die Gefährlichkeit des Konterfußball
Der Tabellenführer der Frauen-Bundesliga gastiert im Rückspiel am Sonntag bei der SGS Essen. Die Ruhrstädterinnen rangieren derzeit auf dem siebten Tabellenplatz, punkt- und torgleich mit Bayer 04 Leverkusen. Im Hinspiel kam der 1. FFC Frankfurt trotz einer frühen Führung nicht über ein 1:1 hinaus. In der Saison 2012/13 konnte die SGS Essen ihr Heimspiel mit 3:1 für sich entscheiden. Daraufhin kam es kurz danach zum Rausschmiss des Ex-Cheftrainers Sven Kahlert. Frankfurt ist deshalb vorgewarnt. Ob die Frankfurterinnen mental die Hebel umschalten können und nach glorioser Erfolgsstory auf internationalem Parkett gegen Norwegen, China, Japan und Island die Gefährlichkeit des Konterfußballs der Bundesliga richtig angehen, diese Frage wird sicher morgen sehr viele Zuschauer ins Essener Stadion locken.
Mit einem Augenzwinkern
FFC-Manager Siegfried Dietrich gab die Losung aus: "Wir haben Hunger auf ,Essen’ und wollen nach dem lehrreichen Unentschieden im Hinspiel in Frankfurt nun im Stadion Essen die nächsten drei wichtigen Punkte erarbeiten und die Tabellenführung behaupten.“ Nach der lehrreichen Verurteilung von Bayern München Manager Uli Hoeness wird man Dietrich wohl nicht mehr den Uli Hoeness der Frauenbundesliga bezeichnen dürfen ohne nicht einer Strafanzeige wegen Beleidigung anhängig zu werden. Jedenfalls der gute Ruf von beiden umtriebigen Fußballmanagern bestand in der Vergangenheit darin, der Ligakonkurrenz die Spieler/innen vor der Nase wegzukaufen, um damit das Kräfteverhältnis gegenüber dem jeweiligen Rekordmeister zu destabilisieren. Mit einem Augenzwinkern werden sich die Kollegen der schreibenden Zunft wohl auf eine alternative Bezeichnung einigen müssen.
Drei Lattenknaller in fünf Minuten
Noch wird es bei der SGS noch kein "Essen auf Rädern" gesponsort von der Commerzbank geben, denn Cheftrainer Markus Högner ist wieder gewillt, den Frankfurterinnen beim "Essen gehen" ein Bein zu stellen. Die wettkampffreie Zeit der Bundesliga ermöglichte der SGS eine intensive Vorbereitung. Den Reviernachbarn VfL Bochum, Zweitligist der Staffel Süd, fertigte man jüngst in einem Testspiel an der Schönebecker Ardelhütte mit 8:1 (4:1) Toren ab. Scheinbar erwachten beim Gastgeber die Frühlingsgefühle. Drei Lattenknaller in fünf Minuten kamen noch hinzu. Wenn nicht davor der Aschermittwoch schon stattgefunden hätte, hätte der Essener Zauberfußball wohl ein "So ein Tag so schön wie heute" Gesang in Gang setzen können. Bei einem 3-Punktgewinn gegen den Primus der Liga wär ein Jubelgesang der Fans auch ohne Fasching denkbar.
Keine optimale Vorbereitung
Ein Traumpass von Verteidigerin Lena Ostermeier über 40 Meter auf Linda Dallmann, Weitergabe auf Hartmann die an der herausstürzenden Torfrau vorbei das 2:1 für die SGS erzielt (32.). war einer der Höhepunkte. Berufsoptimist Frankfurts Cheftrainer Colin Bell erklärte blumig wie immer vor solchen wichtigen Spielen: „Ich bin sehr optimistisch, dass wir trotz der Belastungen unserer Nationalspielerinnen durch den Algarve Cup auch die schwere Aufgabe in Essen lösen und unsere Spitzenposition behaupten werden. Zunächst sind wir sehr froh, dass am heutigen Tage alle unsere in Portugal eingesetzten Spielerinnen gesund zurückkehren. Doch ebenso wichtig wie deren körperliche Verfassung ist auch die geistige Frische. Der Algarve Cup ist Geschichte – jetzt erwarte ich wieder eine hundertprozentige Fokussierung auf den 1. FFC Frankfurt. Zumal sich der Gegner sicherlich einen Vorteil von unserer nicht optimalen Vorbereitung erhofft und wir den Essenerinnen diese Angriffsfläche nicht bieten wollen."
Konterfußball gegen Hunger auf Essen
Colin Bell kennt das Essener Team sehr gut: "Die SGS Essen verfügt über eine schlagkräftige und taktisch gut eingestellte Truppe, die sich in den letzten Jahren unter meinem Trainerkollegen Markus Högner in der Frauen-Bundesliga etabliert hat. Neben Linda Dallmann, die sicherlich zu den größten Talenten im deutschen Frauenfußball zählt, liegt unser Augenmerk auch auf Charline Hartmann, die vor allem kämpferisch immer vollen Einsatz zeigt und mit ihrer Erfahrung sowie ihrer Torgefahr so etwas wie die Galionsfigur der SGS Essen ist. Wir bereiten uns mit größtmöglicher Konzentration auf einen Gegner vor, der uns wie im Hinspiel alles abverlangen wird.“ Konterfußball pur erwartet die Weltelf aus Frankfurt beim "Hunger auf Essen". Die SGS Essen geht gut gerüstet in die Partie. Cheftrainer Markus Högner wird aber alles in Waagschale werfen müssen, um die Weltfußballerinnen zu überlisten. Bei guter Verfassung der jungen Mannschaft könnte sich ein Punktgwinn für die SGS ergeben. Den Ligakonkurrenten aus Wolfsburg und Potsdam käme sowas sicher zu pass.