Wer von einem schwachen Euro spricht, der darf von weiteren schwachen Währungen nicht schweigen. Denn nicht nur der Euro, "sondern auch Yen (Japan), Pfund (Britannien), Real (Brasilien), Rupie (Indien) und sogar Renminbi-Yuan (China) in den letzten Monaten im Vergleich zum Dollar schwächer geworden sind, vom russischen Rubel ganz zu schweigen", hält Lucas Zeise, ein in Frankfurt am Main lebender Finanzjournalist und Publizist, in der jungen Welt (14.03.2015) fest. Er meint, dass "die Regierungen nur einiger dieser Länder … wie die japanische, an einer Schwächung der eigenen Währung interessiert" seien. "Brasilien dagegen hat, wie andere lateinamerikanische Staaten auch, jüngst die Leitzinsen erhöht, um die eigene Währung zu stützen. Wir haben es also mit einer Dollar-Stärke zu tun."
Der Agentur Bloomberg zufolge werde auch der Rubel stärker und der steigende Rubelkurs widerlege die Prognosen der meisten Analysten im Dollar- und Euro-Westen, die den wichtigsten Stärkungsfaktor für die russische Währung – den Waffenstillstand in der Ukraine – nicht berücksichtigt" hätten.
Laut Bloomberg sei der Rubel, der zur Kategorie der weltweit schlechtesten Währungen gehört hatte, in den ersten drei Monaten 2015 in die Kategorie der besten Währung gewechselt.
Bloomberg hebt dabei hervor, dass der stärkste Ölpreisverfall seit sechs Jahren und die Leitzins-Senkung, die früher auf eine Rubel-Schwächung hingedeutet haben, heute in den Hintergrund gerückt seien. Der Hauptfaktor sei die Feuereinstellung in der Ukraine.
Der Rubel hat im ersten Quartal 2015 um 4,4 Prozent zugelegt, obwohl die Zentralbank Russlands ihre Leitzinsen um insgesamt 300 Basispunkte gesenkt hatte und der Preis für die Ölsorte Brent in diesem Zeitraum um 29 Prozent auf durchschnittlich 55,17 US-Dollar je Barrel gesunken war.
Laut der Expertin Tatiana Orlova von der Londoner Royal Bank of Scotland Group Plc. wird sich der Rubel voraussichtlich Ende Juni gegenüber dem US-Dollar um 5,1 Prozent festigen.
Für den Euro gilt, dass die EZB-Banker gefallen an einem schwachen Euro gefunden haben, denn der hilft dem Export von Waren aus der gesamten Euro-Zone. Zugleich verteuert er Waren, die in die Euro-Zone importierte werden und "verringert damit die Gefahr der gefürchteten Deflation", wie Zeise schreibt.
Zum Abschluß noch ein Ausblick auf Griechenland. Früher (besser) oder später (schlechter) wird Griechenland kein Geld mehr bezahlen. Athen wird einen Schnitt machen. Basta mit dem Zasta für die Gläubiger. Das bedeutet für alle anderen in der Euro-Zone, dass sie den Griechen kein neues Geld geben aber verstehen müssen, dass das alte Geld futsch ist. Griechenland gönnen wir wieder eine echte Zentralbank mit Souveränität statt einer Filiale der EZB unter Kontrolle und Befehls- wie Sanktionsgewalt der Troika. Toll, Griechenland könnte vogelfrei über seine Politische Ökonomie entscheiden. Doch der Mut zur größten Freiheit, nämlich jetzt Nein zu diesem Euro zu sagen und den Herren der Troika, scheint den Köpfen in Athen immer noch zu fehlen. Doch wenn die Regierenden in Athen endlich Nein zum Euro sagen würden, dann wären die Griechen wieder ihres Glückes Schmied. Wohlwissend, dass nicht jeder Schmied Glück hat, hängen sie jedoch immer noch am Tropf der Troika. Selber schuld.