Wie man Heimat durch Sprache, Sicherheit durch die niedergeschriebenen Worte findet – Serie: Sechs Finalisten zum Deutschen Buchpreis 20101 stellen ihre Bücher im Literaturhaus in Frankfurt vor (Teil 2/2)

Thomas Lehr

Frankfurt am Main (Weltexpress) – Nach dem spannenden ersten Teil des Abends mit der Vorstellung und den Lesungen von da Nadj Abonji „Tauben fliegen auf“, Thomas Lehr „Fata Morganga“ und Judith Zander „Dinge die wir heute sagten“, kamen die weiteren drei potentiellen Preisträger zu Wort. Bei Peter Wawerzinek und seiner „Rabenliebe“, erschienen bei Galiani in Berlin, führte schon die erste Frage des Moderators Gerwig Epkes vom SWR2 mitten ins Herz dieser Geschichte, nämlich der niedergeschrieben wirklichen Lebenssituation des Autors. „Hatten Sie einen Schutzengel?“, beantwortete der 1954 unter dem Namen Peter Runkel geborene Autor aus voller Brust, „Sicher! Meine Schwester hat es schwerer getroffen, sie war vehement dagegen, daß ”¦“. Es ging darum, daß er, das von der Mutter in der DDR zurückgelassene Baby, der Schwester mitgeteilt hatte, nach all den Jahren nun die gemeinsame Mutter im Westen besuchen zu wollen, sie aber entsetzt erwiderte, sie hätte das nicht gemacht. Sodann berichtete er von den Erfahrungen mit seiner Mutter, die er mitsamt acht zusätzlicher Geschwister in einem kleinen Ort aufsuchte, sie, die „rübermachte in den Westen“, ein Vorgang, der ihn innerlich freimachte, dieses besondere Leben und seine Tücken niederzuschreiben, was dann wiederum befreiend war.

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