Die neue Aufgabe der Gewerkschaften müsste es sein, dass das politische Ziel durchgesetzt wird, jedermann ein ausreichendes Kapitalvermögen zur Verfügung zu stellen (was in der Schweiz schon in großem Umfang erreicht ist: hier leben Rentner zu einem Drittel von einer staatlichen Rente, zu einem Drittel von einer privat abgeschlossenen, arbeitgeberseitig mitfinanzierten Versicherung, zu einem Drittel von Einkünften aus Privatvermögen).
Z.Zt. werden vom Staat nur die Lasten umverteilt und per Steuern vom Bürger liquidiert. Umgekehrt sollten es die Gewerkschaften erreichen, dass den Arbeitnehmern in einem entsprechenden Umverteilungs-Verfahren aus Überschüssen der Bundesbank, aus Beteiligungen des Staates an Unternehmen – wie Deutsche Bahn AG – und Erlösen aus Veräußerung staatlichen Eigentums – wie Liegenschaften – Gutschriften zur Ansammlung privaten Kapitalvermögens erteilt werden. Diejenigen Parteien werden den größten Zuspruch vom Wähler erhalten, die am erfolgreichsten wirtschaften und dem Bürger bei der Vermehrung seines privaten Vermögens am meisten Vorteile bringen. Natürlich bleiben die bisherigen politischen Ziele ebenfalls erhalten und spielen im Wahlwettbewerb unverändert eine wesentliche Rolle. Aber warum soll der Bürger für das Desaster der Politik bei der unterlassenen Kontrolle der Banken einerseits zur Kasse gebeten werden, andererseits aber keinen Bonus im Erfolgsfall erhalten?
Die Gewerkschaften sind gefordert, hier innovativ in die Bresche zu springen, um das Abzocken der heute noch abhängig Beschäftigten endlich zu beenden. Die umverteilte Privatisierung bisher staatlich verwalteter Kapitalstöcke könnte zu völlig neuen Strukturen der Gesellschaft führen, in der die Selbstbestimmung jedes Einzelnen zu neuen sozial-ethischen Höhen gelangt. Erst wenn wesentliche Anteile des heute vagabundierenden Kapitals auf diese Weise demokratisiert worden sind, ergeben sich ausreichende Möglichkeiten zur Selbstbestimmung des Bürgers, über die religiös- und familiär-sozialen Aspekte hinaus.
In den Aufsichtsräten der großen Unternehmen – nicht nur gemäß Montanbestimmungen – ist der Einfluß der Gewerkschaften sichtbar zu machen, bei Banken sollte er stimmenmäßig nicht unter dreißig Prozent liegen.
Die griechische Mythologie hat dem Gott der Diebe auch die Kaufleute zugeteilt: Hermes hat mit dieser Mischung nie Schwierigkeiten gehabt. Allerdings ergeben sich immer wieder Probleme, da wir uns nicht mehr im Paradies befinden, seit das Naschen vom Baum der Erkenntnis den Hang zur Ansammlung von materiellen Vorteilen zu Lasten des schwächeren Mitmenschen geführt hat. Das heutige Griechenland kündet davon: Sparen und darben müssen dort nur die abhängig Beschäftigen, die Kaufleute werden unverändert durch ihren Gott Hermes geschützt.
Ob unsere Gewerkschaften innovativ genug sind, endlich mit neuen Ideen zu der Stärke und dem Einfluß zu gelangen, den die Arbeitnehmer ihnen unverändert – hoffend – zutrauen? Jedenfalls sind die Gewerkschaften die einzigen Hoffnungsträger in dieser Richtung! Hoffentlich merken sie das und agieren rechtzeitig, bevor ihnen die Mitglieder davonlaufen!