Die Interviews waren von bis zu 25 Minuten Dauer, die unterschiedlichen Fragen kreisten zunächst um den – zufällig ausgewählten – Gast, wurden dann jedoch hauptsächlich über das Reiseziel gestellt. Ziel für die nachgefragte Stadt ist dabei zum Einen, herauszufinden wie man beurteilt wird, und zum Anderen zu klären, an welchen Stellen eine Verbesserung dringend geboten wäre. Grundsätzlich wird auch in der Studie strukturell unterschieden zwischen Urlaubs- und Geschäftsreisenden, da sich diese zwei Gruppen in ihren Ansprüchen und Bedürfnissen zum Teil stark voneinander unterscheiden. Im Folgenden referieren wir die wichtigsten Ergebnisse, resultierend aus den Interviews im Zeitraum Mai 2008 bis April 2009. Die meisten Urlaubsreisenden kommen aus Bayern, während die meisten Geschäftsreisenden Nordrhein-Westfalen ihr Zuhause nennen, in beiden Gruppen dicht gefolgt von Gästen aus Baden-Württemberg bei den Urlaubern und den Berlinern bei Geschäftsreisen. Die Großzahl dieser Reisenden, genau die Hälfte, gehört zur Gruppe der 40 – 49Jährigen. Gut 60 Prozent der Urlauber besuchten die Stadt Frankfurt dabei das erste Mal. Ein wichtiges Resultat der Studie ist somit, daß Frankfurt offensichtlich einen nicht allzu hohen „Wiederbesuchswert“ besitzt. Der hauptsächliche Grund, nach Frankfurt zu kommen, war für die meistens übrigens das reichhaltige Angebot an Festivitäten und Aktivitäten, es verwundert daher wenig, daß fast die Hälfte aller Reisen spontan – weniger als zwei Wochen vor Reisebeginn – gebucht werden. Nur ein Prozent aller Frankfurttouristen sind Stammgäste, also die, die öfter kommen. Dagegen sind die Durchschnittszahlen für Stammgäste insgesamt 15 Prozent, bei den Erstbesuchern 48 Prozent – was ja heißt, daß 52 Prozent in diesen anderen Örtlichkeiten schon einmal gewesen waren und also wiederkommen. Dafür hat Frankfurt bei denen, die ein zweites Mal hier sind, einen hohen Wert von 32 Prozent, während der Durchschnitt nur 17mal ein zweites Mal kommt, einfach weil sie insgesamt öfter kommen.
Wichtig ist auch, über wen – Personen und Materialien – die Befragten über Frankfurt am Main Informationen erhielten. Die Masse, immerhin 71 Prozent, nannten dabei das Internet. Das finden wir erklärbar, denn wir erleben als Internetzeitung ständig, wie fit so viele Leser mit uns und anderen Internetangeboten umgehen. Und wir können die Untersuchung auch in dem Ergebnis bestätigen, daß von den Internetnutzern nur 59 Prozent sich über die Stadtseite über Frankfurt informieren, aber 73 Prozent (von den 71 % der Befragten) sich anderswo im Internet nach Frankfurt erkundigen. Nur hat sich das noch nicht überall herumgesprochen, daß die Erwähnung von Städten oder Institutionen im Internet, auch in Internetzeitungen, gerade auch über Suchmaschinen wie google und google news, eine große Wirkung entfalten – mehr als die offiziellen Stadtseiten – , also äußerst werbewirksam sind. Natürlich befragen die potentiellen Gäste auch diejenigen, die aus dem Freundes- und Bekanntenkreis schon Frankfurterfahrung haben, erst danach werden Printzeitungen, also wohl Reiseberichte, und Fernsehen genannt. Ob dies allerdings Filme über Frankfurt sind oder beispielsweise die Tatort- und andere Folgen, in denen Frankfurt als imposante Kulisse erscheint, wird daraus nicht deutlich. Als sehr positiv benannten die Gäste die architektonische Struktur der Stadt, womit die Hochhäuser und die gesamte Skyline gemeint sind.
Interessanterweise tauchen in den Top 10-Kriterien der Stadt weder „Land & Leute“ noch „Einkaufsmöglichkeiten“ als entscheidend bzw. interessant für einen Besuch der Stadt Frankfurt am Main auf. Sehr verwunderlich ist die statistisch erschlossene Tatsache, daß trotz des publikumswirksamen Museumsuferfestes, das auch dieses Jahr über drei Millionen Besucher hatte, und trotz des großen Museumsangebotes, das Kriterium „Museen/Ausstellungen“ im Landesvergleich für Frankfurt schlechter ausfällt. Hier stellt sich die Frage nach der Erhebung. Ist diese nur auf gebuchte Reisen zurückzuführen oder umfaßt sie auch diejenigen, die ohne Buchung privat nach Frankfurt kommen, einschließlich des Tagestourismus, also derer, die früh kommen und spät zurückfahren, in dieser Zeit aber sowohl einkaufen, wie auch Museen und Institutionen wie den Zoo oder den Palmengarten besuchen? Das wurde nicht deutlich.
Auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind im Vergleich zum Bundesdurchschnitt schlechter bewertet worden. Im Bereich der Hotels fällt auf, daß von den Befragten auch hier wieder keinerlei Mängel am Angebot konstatiert werden, jedoch sehr stark das Preis-Leistungs-Verhältnis kritisiert wird. Dabei dann wiederum ist auffällig, daß inländische Gäste dieses Kriterium sehr viel stärker thematisieren als ausländische. Dafür gibt es Gründe, denn der Faktor Preis am Beispiel des Hotelpreises ist im Vergleich mit dem Ausland in Deutschland nicht höher. Zum anderen haben ausländische Touristen durch Flug/Auto/Bahn hohe Anfahrtskosten, so daß die Hotelkosten nur Ausgaben unter mehreren sind. Insgesamt werden die Frankfurter Hotels und deren Mitarbeiter im Vergleich zum Bundesdurchschnitt geringer geschätzt, ausdrücklich gelobt wird jedoch deren Servicequalität. Frankfurt am Main kann auch mit der reichhaltigen und viele Nationalitätenküchen umfassenden Gastronomie – sowohl innerhalb wie außerhalb der Hotelanlagen – punkten.
Das Resultat all dieser Auswertungen ist die Tatsache, daß die Stadt Frankfurt am Main als Reiseziel wesentlich seltener weiterempfohlen wird als andere Städte. Gründe hierfür können sowohl am von den Gästen im Allgemeinen als eher mangelhaft empfundenen Angebot an kulturellen und intellektuellen Veranstaltungen – Messen, Konzerte und Großveranstaltungen liegen klar im Fokus des Interesses -, als auch Ergebnis des zu schwach angesehenen Preis-Leistungs-Verhältnis sein. Die Studie gibt also nicht nur den Hotelmanagern, sondern auch der Stadt selbst Vorgaben, bei denen eine Verbesserung dringend notwendig ist, um auf Bundesebene im Tourismus konkurrenzfähig zu sein. Sieht man sich allerdings die für die mangelnde Attraktivität Frankfurts angezogenen Gründe erneut an, sieht man wie hoffnungslos einem das Agieren der städtischen Tourismuszentrale vorkommen muß. Denn gerade in den Bereichen Messen, Konzerte, Kunstausstellungen, Großveranstaltungen nimmt die Stadt Frankfurt am Main in der Wirklichkeit eine herausragende Bedeutung ein.
Es geht also eindeutig darum, daß die kulturelle Bedeutung Frankfurts gegenüber der innerdeutschen und außerdeutschen Welt nicht ausreichend vermittelt ist. Die zentrale Frage wäre also, wie die Tourismus + Congress GmbH diese Aufgabenstellung, die kulturelle Stärke Frankfurts bekannter zu machen, leisten kann und auch, wieviel Anstrengungen sie bisher in diesem Bereich unternommen hatten. Denn nur, wenn man die bisherigen Marketingkonzepte, Frankfurt als kulturelles Reiseziel bei Städtereisen zu bewerben, kennt, kann man das vorgelegte Ergebnis bewerten, daß nur dann katastrophal ist, wenn schon bisher die Kultur als ein Werbeschwerpunkt galt. War das aber nicht so, stellt es nur eine Katastrophe für die Arbeit des städtischen Tourismus dar, die dieses Gebot nicht ausreichend befolgte. Das aber kann man ändern. Man sollte es sogar.
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Internet: www.frankfurt-tourismus.de