Gelegt wurde der Grundstein für den Flughafen Gazipasa vor knapp 20 Jahren, der etwa 40 Kilometer entfernt von Alanya und etwa 130 Kilometer von Anamur liegt. Dann wurde er eröffnet, aber dabei blieb es dann auch. Länger als ein Jahrzehnt wuchsen auf dem Gelände Tomaten und Zwiebeln, Kühe und Schafe grasten friedlich das ab, was eben auf einem stillgelegten Gelände so wächst. Die zuständigen Herrschaften von Alanya und Umgebung hatten nun Jahr für Jahr, Wahlkampf für Wahlkampf vor allem ein Thema: Dieser Flughafen muss in Betrieb genommen werden! Man erhoffte sich einen Zuwachs an Touristen, denen die langen Transferzeiten von Antalya nach Alanya zu lästig wurden. In der Hoffnung, ganze Touristen-Ströme ließen sich durch Direktflüge nach Alanya holen, wurde dieser Flughafen zum Symbol eines neuen Aufschwungs stilisiert. Fragen, wie beispielsweise, ob es für einen Urlauber bei der Planung seines Jahresurlaubs einen nennenswerten Ausschlag gebe, wenn er anstatt in Antalya in Gazipasa landen könnte, oder ob nicht vielmehr das gesamte System “Tourismus” in Alanya neu überdacht werden müsse, wurden gar nicht erst in Betracht gezogen. In jedem Fall aber wäre es an der Zeit, für eine bessere Anbindung an Antalya zu sorgen. Bis heute gibt es keine Bus- oder Bahnverbindung, eine schnelle Seeweg-Verbindung wie in Istanbul beispielsweise, mit der man den Flughafen und die Stadt Antalya erreichen könnte.
Seit Jahren kursieren Expertenmeinungen, dass dieser Flughafen von Großraumflugzeugen nicht angeflogen werden könne, weil 1. die Landebahn zu kurz sei und 2. diese in die falsche Richtung gebaut wurde. Sie führt direkt vom Meer auf die Berge, so dass Flugzeuge beim Landeanflug mit starkem Rückenwind rechnen müssen. Auch die so lang diskutierte Verlängerung dieser Bahn würde keine Änderung bringen, so Piloten und Experten. Bei der Landung sei immer mit Windböen vom Meer zu rechnen, so dass hier eine Zulassung für Großraumflugzeuge schlichtweg unmöglich sei.
“Nicht von der AK-Partei sondern von demjenigen, der dieses falsche Projekt zu verantworten hat, solltet Ihr Rechenschaft verlangen!”
Ein klares Wort von Tayyip Erdogan! Gülcin Güner, Vorsitzende des Hotelier-Verbands Alanya (ALTID) sowie der Bürgermeister von Alanya, Hasan Sipahioglu, waren auf diese eiskalte Dusche nicht gefasst, die ihnen in Ankara verabreicht wurde. “Seit Jahren sagen wir, dass dort keine Großraumflugzeuge landen können. Wieso hört Ihr da nicht hin? Wenn dort ein Unfall passiert, wer um Gottes Willen soll dann zur Verantwortung gezogen werden? Und – wo eigentlich habt Ihr Eure Informationen her, dass dort Großraumflugzeuge landen könnten?”
Seit der Wiedereröffnung vor 17 Monaten machten sogar Verschwörungs-Theorien die Runde, der Anflug auf Gazipasa werde durch die Lobby des Flughafens Antalya verhindert, beispielsweise. Diese Theorie war der lokalen Presse immer wieder eine Schlagzeile wert. Wir vom Weltexpress hatten schon vor vielen Monaten beim Transport- und Verkehrsministerium nachgefragt und erhielten ebenfalls die Auskunft, dass dieser Flughafen für Großraumflugzeuge nicht zugelassen werden könne, aber auch nach der Abfuhr durch Erdogan stirbt offenbar die Hoffnung zuletzt. Gülcin Güner: “Für uns war das ein Schock! So viele Jahre geht das jetzt schon hin und her. Wir können uns nicht vorstellen, dass eine Firma wie TAV (türkischer Flughafenbetreiber) eine so große Investition für nichts macht. Wir denken, dass unserem Ministerpräsidenten eventuell die falschen Daten vorgelegt wurden, so dass er vielleicht von anderen Voraussetzungen ausging. Wir werden jedenfalls unsere Bemühungen, diesen Flughafen für Großraumflugzeuge zu öffnen, fortsetzen.”
Seine ganz eigene Sicht der Dinge äußert der Bürgermeister von Gazipasa, Cemburak Özgenc (CHP): “In meinen Augen war dieses Statement unseres Ministerpräsidenten ein Zeichen dafür, dass dieser Flughafen ein Politikum ist. Der Abgeordnete für die Region Antalya, Mevlüt Cavusoglu (AKP), versicherte uns bei jeder Gelegenheit, Ministerpräsident Erdogan werde sich um diesen Flughafen bemühen, habe quasi schon die Öffnung für Großraumflugzeuge zugesagt. Doch jetzt haben wir ja den Beweis, dass das so nicht stimmte. Uns liegt ein Gutachten von der Technischen Universität in Istanbul vor, in dem bestätigt wird, dass Großraumflugzeuge hier landen können. Sollte es ein Gegengutachten geben, dann akzeptiere ich das, aber bisher wurde uns ein solches nicht vorgelegt. Ein Flughafen ist keine Angelegenheit, die verbal abgetan werden kann, sondern hier sind fachlich fundierte sowie wissenschaftliche Meinungen gefragt und keine persönlichen Statements. Ich sehe diese öffentliche Stellungnahme von Herrn Erdogan als eine große Chance für einen ganz klaren Neubeginn der Diskussion um den Flughafen Gazipasa”.