Niemand hat Thomas Gottschalk vermisst
Man hat es ihm nicht so ganz zugetraut, denn ihm hängt der Ruf eines Langeweilers an, der in seinen allabendlichen Talkrunden die Leute ausfragt, ohne wirkliche Antworten zu bekommen. Das jedenfalls behaupten seine Kritiker. Schwer vorstellbar, dass dieser Mann Hallen füllen kann und in der Lage ist, mit großem Publikum umzugehen. Aber er hat`s geschafft. Mit tatsächlich hochgekrempelten Hemdsärmeln hat er sich durch die Sendung geackert, was im Gegensatz zu dem meist gockelhaft verkleideten Thomas Gottschalk absolut nicht unangenehm, sondern eher wohltuend war.
Der Anspruch der Gebührenzahler
“Wetten dass”¦?” also weiterhin das Show-Highlight im deutschen Fernsehen, das mehrere Generationen gemeinsam vor den Fernseher bringt? Wäre ja erfreulich und noch erfreulicher, wenn es mehr davon gäbe, nicht nur im Show-Segment. Fernsehen ist gemeinsamer Nenner, Ausdruck von Kultur des jeweiligen Landes und Lagerfeuer gleichermaßen. Es bündelt Interessen und Meinungen, es verführt, beeinflusst und informiert. Es hat unbestreitbar eine ungeheure Macht. Mit dieser Macht verantwortungsvoll umzugehen ist zumindest die Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sender, die dafür vom Bürger bezahlt werden, ob er will oder nicht. So wie sie durchsetzen können, dass jeder Haushalt Gebühren zahlen muss, ob er ein empfangsbereites Gerät besitzt oder nicht, genauso sollten sie dann auch ihre Macht nutzen, den zahlenden Bürger redlich und nicht nur leidlich zu unterhalten und vor allem zu informieren.
Das Zuschauerverhalten hat sich verändert
Zuschauerverhalten ist heute eher eine Generationenfrage. Während jüngere Zuschauer sich durch die Programme zappen, bleiben die Älteren lieber ihren Gewohnheiten treu, schauen vorher ins Programm und wählen Sender und Sendungen gezielt aus. In wie vielen Familien es noch gelingt, 2-3 Generationen abends gemeinsam vor den Fernseher zu bekommen, um sich aus gemeinsamem Interesse eine Sendung anzuschauen, wäre interessant zu erforschen. Auch das Lagerfeuerambiente für Familien oder Freunde herzustellen könnte neben dem Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen noch ein weiterer Aspekt sein.
Macht Fernsehen dumm?
Früher hieß es, Fernsehen mache dumm, heute ist es angeblich das Internet oder der Computer, je nach dem. Und dann gibt es jene, die behaupten, Lesen bilde. Beim Fernsehen, Internet oder beim Gebrauch eines Computers verhält es sich genauso, wie mit dem Buch. Nur weil etwas zwischen zwei Buchdeckeln gedruckt ist, bedeutet es noch lange nicht, dass es auch bildet. Da kommt es schon auf den Inhalt an. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen, noch immer eines der besten der Welt, sollte weiterhin auf höchstem Niveau seiner Verantwortung und seines Auftrags gerecht werden und sich bitte nicht in Konkurrenz mit den privaten Sendern begeben. Das Volk hat ein Anrecht auf Qualität so wie die Sender darauf bestehen, vom Volk finanziert zu werden.
So wie Markus Lanz in “Wetten dass..?” positiv überrascht hat und sich nun auf dem Höhepunkt seiner Karriere zu befinden scheint, so wünschen wir uns als Zuschauer, die Qualitätskurve des ZDF möge ebenso weiter nach oben zeigen.