Er fand dabei zur lichten Farbigkeit mit schwungvollem Farbauftrag. Dies war sein Haupbeitrag in der Kunst des 19. Jahrhunderts mit einem Übergang zur Klassischen Moderne. Deshalb gilt Liebermann (1847–1935) als einer der wichtigsten Vertreter der Moderne. Noch bevor er sich der Freilichtmalerei widmete und seinen bis heute fortwirkenden Ruhm als Impressionist begründete, schuf er naturalistische Bilder mit sozialen Themen.
Sein malerisches Werk dokumentiert wie kaum ein anderes die Veränderungen innerhalb der Kunst und der Gesellschaft im Deutschland des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Die umfangreiche Retrospektive zeigt rund 100 Gemälde und Zeichnungen aus allen Schaffensperioden des Künstlers. Der junge Liebermann wollte nicht in die Fußstapfen seines erfolgreichen Großvaters und auch seines Vaters treten, die den Industriestandort in Deutschland maßgeblich mitgeprägt hatten. Die Malerei war seine Berufung. Er, der auch gerne als Sozialist bezeichnet wird, malte „das Volk“, Netzflickerinnen und Gänserupferinnen, großformatig auch Wäscherinnen. So schimpften denn auch viele den Künstler „Drecksmaler“ und „Sozialist“. Sein Kampf, den Impressionismus nach Deutschland zu bringen, war schließlich von Erfolg gekrönt. Er war Präsident der Berliner Sezession von 1920-1933 und leitete die Preußische Akademie der Künste. Er starb 1935 in seinem Geburtsort Berlin; seine Milliarden kassierten die Nazis ein, wie sie es mit dem Vermögen jüdischer Bürger und derjenigen machten, die sich dem Nazitum entgegenstellten.
Als im Sommer 1938 in der Burlington Gallery in London eine Gegenausstellung zur Nazi-Unverschämtheit „Entartete Kunst“ gezeigt wurde, wurde sein Porträt von Einstein gezeigt. Und so wurden zwei brillante Deutsche präsentiert: Max Liebermann, der Künstler, und das Genie Einstein. Ein Nachruf zwei Jahre nach Liebermanns Tod, ein Nachruf besonderer Art.
Die Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, wird bis zum 11. September 2011 präsentiert in Kooperation mit der Hamburger Kunsthalle.