Berlin, Deutschland (Weltexpress). Union-Trainer Urs Fischer zeigt auf einem Foto im aktuellen Programm-Heft stolz einen Fisch, den er in der Wuhle hinter dem Stadion geangelt hat. Wer solche Fische aus dem Flüsschen Wuhle holt, der schafft auch mit Union den Klassenerhalt, verbreitete einige Fans nach der 1:2-Klatsche gegen Eintracht Frankfurt am Freitag einen nicht ganz unbegründeten Optimismus.
Fisccher fischt mit den Eisernen aber keineswegs im Trüben. Die Unioner jedenfalls gaben sich beileibe nicht hilflos dem Team aus dem Mainhattan genannten Frankfurt am Main hin. Union Berlin bestimmte in den ersten 30 und in den letzten zehn Minuten die Szenerie auf dem Rasen der „Alten Försterei“.
„Doch das reicht nicht. Ein Spiel dauert 90 Minuten und diese 90 Minuten müssen wir voll da sein. Eine so schlimme Viertelstunde wie nach der Halbzeitpause dürfen wir uns nicht wieder leisten“, ließ Trainer Fischer seinem Ärger freien Lauf.
In der Tat schockten die Eisernen ihre Fans unmittelbar nach dem Wechsel mit butterweichem Abwehr-Verhalten. Das Tor zum 0:1 durch Bas Dost hätte wahrscheinlich jeder der 22.012 Zuschauer geschossen. Unions Torwart Rafal Gikiewicz konnten eine Eingabe nicht festhalten. Die Kugel flog Dost direkt vor die Füße. Der Eintracht-Stürmer, der auch schon für die Nationalmannschaft der Niederlande spielte, brauchte nur den Ball freistehend aus einem halben Meter Entfernung über die Linie drückte.
Erst nach dem 0:2 durch Valenta da Silva schreckten die Wuhlheider aus ihrer Lethargie wieder hoch. Die Eisernen erkämpften sich einige Chancen, bei denen die Fans bereits zum Tor-Ruf angesetzt hatten, aber Kevin Trapp in der Eintracht-Kiste ließ die Rufe auf den Lippen sterben. Lediglich Anthony Ujah sorgte mit dem 1:2 (86.) noch einmal für Hoffnungen.
Sogar Frankfurts Trainer Adi Hütter lobte die Berliner: „Union hat sehr gut gespielt. Wir haben aber in den richtigen Momenten die Tore geschossen. Ich freue mich, über die drei Punkte.“
Nach drei Punkten lechzen auch die Köpenicker. Drei Spiele in Folge kehrten sie nämlich jeweils mit leeren Händen in die Kabine zurück.
„Wir bezahlen natürlich noch Lehrgeld. Wir müssen aber weiter selbstbewusst unseren Weg gehen und den alten Union-Kampfgeist wie heute zeigen, dann werden auch wir Punkte einfahren“, meint Urs Fischer fest überzeugt.
Das Frankfurter Lob wischt er zur Seite: „Man freut sich über jedes Lob, aber ein Trainer kann leicht loben, wenn er gewonnen hat.“
Der Schweizer verlängerte seinen Vertrag mit dem 1. FC Union Berlin gerade um ein Jahr. Immerhin schaffte er den schweren Aufstieg in die Bundesliga und schaffte damit ein stolzes Gefühl bei den Fans, die schon unmittelbar nach dem Aufstieg mit echtem Berliner Humor meinten: „Jetzt müssen wir wenigsten ein Jahr nicht bangen, in die zweit Liga abzusteigen.“ Na, und wer in der Wuhle Fische angelt…