Robert Jay Lifton war lange Zeit Professor in Yale und New York. Seit mehr als 40 Jahren konfrontiert er die Öffentlichkeit mit seinen Erkenntnissen über die beunruhigendsten Ereignisse unserer Zeit. Als Wissenschaftler untersuchte er, wie Frauen und Männer unter Terror und Gewaltherrschaft ihre Menschlichkeit verlieren. Auch Hiroshima, der Vietnamkrieg oder der aktuelle Terrorismus sind die Felder seiner Untersuchungen.
Angeregt durch Dokumente des Frankfurter Auschwitz Prozesses begann Lifton seine wissenschaftliche Forschung über die Verstrickung deutscher Ärzte im Dritten Reich.
Im Film erzählt Lifton von den Ergebnissen seiner Arbeit. Er beschreibt die Begegnungen mit den Ärzten, versucht ihre Psychogramme zu skizzieren und ihre Motive zu ergründen. Fairerweise klagt Lifton dabei nicht einfach nur an. Er bemüht sich darum seine Gegenüber zu verstehen, spiegelt deren Taten im historischen Kontext wieder und ermöglicht dem Zuhörer so eine differenzierte Bewertung der Sachverhalte. Den, weit verbreiteten Erklärungsversuch, der Holocaust sei einzig und allein eine Folge des deutschen Antisemitismus, lehnt Lifton ab. Nicht der Antisimitismus, sondern die Überzeugung das Richtig zu tun und in einem gesellschaftlichen Auftrag zu handeln, ließ, Liftons Meinung nach, ganz normale Ärzte zu Mördern werden. Aus der „Heilanstalt“ Auschwitz wurde eine Menschenvernichtende Tötungsmaschinerie.
Spannend und schwierig zugleich ist filmische Umsetzung des Projektes von Hannes Karnick und Wolfgang Richter. Auf die üblichen historischen Aufnahmen von Lager und Opfern wurde komplett verzichtet. Stattdessen vertrauen die Filmmacher auf die Kraft der Worte und die spannenden Schilderungen ihres Gegenübers und geben dem Rezipienten so die Möglichkeit die eigentliche Bebilderung des Films selbst vorzunehmen.
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Titel: Wenn Ärzte Töten
Genre: Dokumentarfilm
Land/Jahr: Deutschland 2009
Kinostart: 03.12.2009
Regie: Hannes Karnick, Wolfgang Richter
Laufzeit: 86 Minuten
Verleih: W-film
Internet: www.wenn-ärzte-töten.de