Berlin, Deutschland (Weltexpress). Marc Lubetzki ist als Tierfilmer auf das Verhalten von Wildpferden spezialisiert. Im Jahr 1986 begegnete er zum ersten Mal wilden Pferden. Damit für seine Dokus besonders natürliche Aufnahmen entstehen, lebt er sechs Monate im Jahr unter wilden Pferden.
Privat hat er drei Pferde, einen Hund und wohnt mit seiner Frau Eike in Seedorf/OT Berlin, wo sie eine Tierheilpraxis für chinesische Medizin mit dem Schwerpunkt Arthrose und Schmerztherapie bei Hunden führt.
Das Exklusivinterview
Paschel: Lieber Marc, es würde den Rahmen unseres Interviews übersteigen, alle Deine Aktivitäten als Tierfilmer in 6 Kontinenten und 10 Ländern darzustellen.
Deshalb möchte ich hier nur auf ein Interview mit Dir bei „RadioWeser.TV“ hinweisen.
Du hast als Sattlermeister deine „Pferde-Karriere“ begonnen?
Lubetzki: Ja, das ist richtig, Bernd. Ich wollte zwar schon als Teenager zum NDR und Kameramann werden, aber nachdem ich nach meinem Schulabschluss durch die Osttürkei geritten bin, war für mich klar: Mein Beruf muss mit Pferden zu tun haben. Damals gab es kaum passende und pferdegerechte Sättel und so hoffte ich, als Sattler dort für Verbesserungen zu sorgen. Recht schnell setzte ich zur Unterstützung der Passformkontrolle Fotos und Videos ein. Ich stand dann immer weniger in der Werkstatt, sondern war fast ständig in Europa unterwegs, um mir Pferde anzusehen. Da ich die Kamera eh immer mit dabei hatte, machte ich aus Spaß auch ein paar Videos von meinen „Reisen“. Da unter meinen Kunden auch einige sehr gute Reitlehrer waren, wurde ich bald gefragt, ob ich nicht auch ein paar Lehrvideos machen könnte. Es wurden ein paar mehr – insgesamt über 500 Videos. Als ich dann so ziemlich alles „normale“ über Pferde und Reiten gedreht hatte, erinnerte ich mich, als ich eines morgens einen Bildband über Wildpferde durchgeblättert habe an meinen Jugendtraum. Ich dachte: „Mist, ich habe mich wohl etwas vergaloppiert.“ Ich setzte mich noch am gleichen Tag ins Auto und fuhr los. Ziel: Wildpferde. Der Rest ist schnell erzählt. Ich machte eine Umschulung zum Kameramann und verkaufte meine Sattlerei La Selle. Seit 2012 filme ich nur noch Wildpferde.
Paschel: Deinen Lebensunterhalt verdienst Du mit der Produktion von Tierfilmen und Fotos, sowie Fachvorträgen über Wildpferde und Video-Seminaren über Pferde und Photography.
Ich danke Dir deshalb besonders, weil Du uns einige Bilder unentgeltlich zur Verfügung stellst, denn jede Reiterin weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, das eigene Pferd gut bzw. professionell zu treffen.
In Deinem Webseminar der Masterclass (https://www.youtube.com/watch?v=Q8q_Wg-snrg) vermittelst Du den Teilnehmern: „Lerne alles über Verhalten, Körpersprache und Kommunikation von wild lebenden Pferden und finde deinen Weg zu natürlichen Umgang und Haltung.“
Was ist bei Wildpferden anders als bei domestizierten Pferde?
Lubetzki: Wir Menschen kaufen Pferde und würfeln sie dann in Gruppen zusammen. Das ist natürlich schon einmal besser, als wenn sie alleine in einer Box stehen, aber wir bemerken in diesen Gruppen oft Probleme. Das liegt daran, das u.a. die Anzahl der Pferde, die Altersstruktur und die Charaktere der Tiere nicht zusammen passen. Wilde Pferde leben dagegen in natürlich gewachsenen Herden und die Hengste sorgen dafür, dass ihre Herden in Balance sind.
Ein zweiter großer Unterschied ist, dass wir von unseren Hauspferden etwas wollen. Wir erwarten, da wir ja für sie sorgen eine Gegenleistung. Das muss nicht unbedingt eine Dressurlektion oder ein schöner Ausritt sein. Es kann auch einfach nur Dankbarkeit oder Zuneigung sein. So sind wir Menschen leider konditioniert. Pferde – nicht nur wilde – haben viel weniger Ego. Für sie steht die Herde im Mittelpunkt und jedes Pferd trägt gemäß seiner Veranlagung einen wichtigen Teil dazu bei. Man merkt also sehr schnell, dass wilde Pferde viel enger im Einklang und im Rhythmus mit der Natur leben, als unsere Hauspferde oder wir Menschen. Ein weiterer Unterschied ist der Platz, den wilde Pferde haben und die Ruhe die dort herrscht.
Paschel: Du hast mit Deiner Frau Eike ein Einführungs-Video über die 5 Elemente bei Pferden gemacht. Das ist, so wie ich das verstehe eine Art Typenlehre aus Sicht der chinesischen Philosophie.
Ist das übertragbar auf unsere Hauspferde?
Lubetzki: Ich liebe durchdachte Systeme. Durch meine Frau Eike konnte ich das der fünf Elemente nicht nur kennenlernen, sondern in der Tiefe verstehen. Da sie bei den Tieren die TCM in der Diagnostik verwendet, ist die chinesische Philosophie in unserem Leben allgegenwärtig. Die Typenlehre kann nicht nur auf die Charaktere, sondern auch auf das Lebensalter, die Jahreszeiten u.v.m. angewendet werden. So kann ich bereits aus weiter Entfernung am Verhalten einer wild lebenden Herde, ihrer Größe und der Position einzelner Tiere leicht erkennen, wie ich mich ihr nähern kann. Innerhalb der Herde findet man dann die einzelnen Typen. Diese erkennt man nicht nur am Verhalten, sondern auch schon am Aussehen. Das hilft sehr, um eine natürliche Kommunikation aufzubauen. Das Prinzip funktioniert selbstverständlich auch bei unseren Hauspferden, genauso wie bei allen anderen Lebewesen – auch bei uns Menschen.
Paschel: Vielen Dank, Marc, für diese kurze Information. Du hast mich richtig neugierig gemacht, Euer Konzept zu vertiefen. Laß uns das später nachholen.
Aktuell bist Du mit Maksida Vogt in Bosnien gewesen, um dort die Wildpferde zu fotografieren. Eine Fotoreportage davon wird in Kürze folgen. Darauf bin ich sehr gespannt.
Lubetzki: Ich freue mich auch schon auf die Bilder von Maksida, die ich noch nicht gesehen habe.
Weiterführende Informationen
finden Sie auf der Heimatseite von Marc Lubetzki.
Anmerkung der Redaktion
Die vom Fotografen Marc Lubetzki zwecks Veröffentlichung im WELTEXPRESS zur Verfügung gestellten Bilder wurden in diesem am 7. Januar 2018 veröffentlichten Beitrag von der Redaktion bereits vor der Bitte des Fotografen vom 17.1.2018 gelöscht. Die von der Redaktion geplante Fotoreportage wird nicht veröffentlicht. Berlin, 17.1.2018.