Charmant führte der römische Tenor Fabio Andreotti, Schüler Pavarottis, durch „Eine italienische Sommernacht“ am 3. Juli. „Tosca“, „Aida“, „La Traviata“, „Rigoletto“ u.v.a.m. – die drei Sopranistinnen Lindsay Funchal, Mirjam Miesterfeldt und Alessandra Rossi-Filippi besangen – begleitet von den Brandenburger Symphonikern unter GMD Michael Helmrath – sowohl solo als auch im Duett vor allem die Liebe, die in italienischen Opernlibretti allgegenwärtig ist. Die junge Sascha Jekaterina Haberl sorgte mit ihrer Violine für Gänsehautfeeling. Die napoletanische Volksweise „Santa Lucia“ verführte das Publikum zum Mitsingen und „Libiamo“ aus „La Traviata“ und „Torna a Sorriento“ ließen das Publikum mitklatschen zur zweiten Zugabe.
Den „Zauber der Romantik“ in Licht und Feuer moderierte unterhaltsam am 4. Juli die Schweizer Künstlerin Nadine Schori. „Der Freischütz“, „Die lustigen Weiber von Windsor“, „Die verkaufte Braut“ und „Peer Gynt“ – von den Solisten mit großartigen Stimmen interpretiert wurden kleine Kunstlieder, aber auch romantische Opernausschnitte von Schumann, Smetana, Liszt, Grieg, Nicolai, Chopin oder Schubert, um nur einige zu nennen. Die phantastische Stimmung wurde nach Einbruch der Dunkelheit durch die rot-lila-grün-blau-gelb changierende Illumination des Konzerthauses und der beiden Doms optisch und von den entzückenden Schülerinnen und Schülern der Staatlichen Ballettschule Berlin tänzerisch gekonnt untermalt. Die Anhaltische Philharmonie Dessau führte unter dem feurigen Dirigat von GMD Antony Hermus, der mit diesem Konzert seinen Abschied feierte, anspruchsvoll durch den Abend. „Der Ritt der Walküren“ von Wager wurde mir Feuerwerk und bedrohlich-feurig illuminierten Nebelschwaden mit Fackeln präsentiert – wirklich eindrucksvoll!
Nach der italienischen Sommernacht wartete am Sonntag auf die Besucher „Eine französische Sommernacht“ mit Klassik-Highlights und Chansons. Die dänische Sopranistin Lisa Tjalve und der rumänische Tenor Remus Alzaroae bestritten glänzend den ersten Teil mit Werken von Bizet, Gounod oder Massenet. Mediterran-spanisch temperamentvoll kamen daher „El Cid“, „Carmen“, Lakmé. Der mitreißende Dirigent Heinz Walter Florian führte durch den Abend und weihte sein Publikum in die höheren Gefilde des Impressionismus in der Musik ein, indem er ein Pianostück von Débussy zum Besten gab.
Im zweiten Teil war Ute Lemper als Weltstar angekündigt, die in der Presse seit jeher umstritten ist und deshalb nach N.Y. floh. War es das herannahende Unwetter oder war es ihr (misslungener) Versuch einer Annäherung an solche Größen wie Piaf, Brel und Monnot, dass das Publikum in Scharen den Gendarmenmarkt verließ? Falsche französische Phonetik und ein „Stimmchen“, dass Piaf und Brel in keinster Weise gerecht wurde, führte zu einem zweigeteilten Lager im Publikum. Vielleicht wäre eine Patricia Kaas doch die authentischere, „richtigere“ Französin für einen französischen Abend, wenn schon die hochbetagte Juliette Greco vor Jahren bedauerlicherweise wegen Krankheit absagen musste. Honi soit qui mal y pense!
Die übrigen Abende waren alle ein voller Erfolg und es bleibt festzuhalten, dass das alljährliche Classic Open Air auf dem Gendarmenmarkt die beste Entdeckung seit Albert Einsteins E=mc ² ist und für Berlin zu Recht der Besuchermagnet im Sommer ist!