Das Leibhaftig
Der Teufel stand jedoch noch nie leibhaftig vor mir, ich aber vor dem Leibhaftig – und das war gut so -, einem Berliner Lokal, einer Bierkneipe, einem bayerischen Restaurant, einer Gaststätte – wie auch immer -, in der Metzer Straße auf dem Prenzlauer Berg. Alle Bezeichnungen sind so falsch nicht, denn im Leibhaftig wird ein Bier ausgeschänkt, das Wanke-Bräu, und Essen aufgetischt: bayerische Tapas, um genau zu sein. Die Inhaber, Ilona und Marcus Wanke, nennen ihr Geschäft Brauereigaststätte. Das ist sie sicherlich, aber nicht im überlieferten Sinne, denn das Leibhaftig ist Vergleich zu bekannten Brauereigaststätten mit Folklore viel zu "klein, stilvoll ohne viel Tam Tam, doch sehr persönlich". Gewöhnungsbedürftig eine Wand des im Erdgeschoß eines Berliner Altbaus untergebrachten Lokals, an der dargestellt wird, wie sich aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe Bier brauen läßt. Sie sehen bitte selbst!
Rund zwei, drei Dutzend Gäste passen drinnen und noch einmal so viele draußen an die Tische. Das ist mehr als genug und entscheidend ist doch, was auf die Tische kommt, oder?
Das Wanke Bräu
… ist ein Bier, in dem Zutaten aus Bayern und Brandenburg, genauer: dem Spreewald, stecken. Marcus Wanke, ein gelernter Brauer und Mälzer, der sein Handwerk in der mittelständischen Privatbrauerei Hoepfner in Karlsruhe lernte, informiert: "Mit einer Ausschlagmenge von 300 Litern Bier setzen wir auf Qualität ohne Kompromisse. Eben Bier von mir – klein aber fein." Zur kurzen Biografie von Marcus Wanke gehört "das anschließende Studium mit Abschluß Dipl.-Ing. Brauwesen und Getränketechnologie in Weihenstephan" sowie nachfolgende "Stationen im Journalismus, Public Relations sowie die Anstellung beim größten Getränkekonzern der Welt". Wanke teilt mit: "Gebraut in einer kleinen Hausbrauerei im Spreewald gelangt das Wanke Bräu nach meinen Vorgaben unfiltriert in 30-Liter-Fässern in die Hauptstadt Berlin. Mit einer maximalen Haltbarkeit von sechs Wochen kann das Wanke Bräu ausschließlich frisch ausgeschenkt werden und das unfiltriert bei vollem Geschmack."
Je nach Jahreszeit kommen Pils, Weizen, Schwarzbier und Doppelbock von Wanke zum Ausschank. Wer mehr wissen möchte übers Bierbrauen im Allgemeinen und über Wanke Bier im Besonderen der buche eine Bierverkostung, bei der im Großen und Ganzen eine Hand voll Biere getrunken werden. 50 Euro kostet der Spaß pro erwachsener Person, zu dem bayerische Tapas gereicht werden.
Die bayerische Küche
Bestens zu Bier und und wunderbar zu Wein seien Tapas, also kleine Speisen, "die am Tisch und in der Sprache ausschließlich im Plural Verwendung findet". Im Leibhaftig stellen sich alle mit Appetit verschiedene Tapas zusammen, probieren, essen, genießen. Wankes nennen das "maximale geschmackliche Abwechslung bei niedriger Kalorien- und Geldbeutelbelastung" und behaupten, dass die Kombination des funktionalen Werts der Tapas mit der üppigen, schnörkelos-schmackhaften und leckeren Küche Bayerns, eine Symbiose ergebe, "die Kreativität fördert, denn die individuelle Zusammenstellung der Bayerischen Tapas bleibt ganz alleine Dir überlassen". Mit anderen Worten: Bayern, aber in genießbarer Größe. Wir wählen landestypische Speisen wie Leberkäse, Gemüsemaultaschen, Spinatknödel und Kartoffelsalat.
Spinatknödel und Obatzda, Butterbrezel und Reibedatschi, Weißwürschtel und Kirschenplotzer in Viertel-Protionen an selbstgebrautem Bier.
Einfallslosen und Assoziationsfeinden mit wenig Fähigkeit zum Perspektivwechsel und zur Grenzüberschreitung raten wir zu einer "Wilden Sache". Weil nicht nur aus Bayern sondern auch aus Brandenburg das Essen kommt, wird eine "Wilde Sache" aus dem Spreewald angeboten. "Wankes Wildplatte" heißt das Gute und beinhaltet Wildschweinschinken, Wildschweinsalami sowie Jagdwurst aus einer Hausschlachtung.
Zum Teufel komm raus: Einmal ins Leibhaftig muß sein!
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Leibhaftig, Marcus und Ilona Wanke, Metzer Straße 30, 10405 Berlin, Telefon: 030/548 150 39, E-Mail: info@leibhaftig.com, Website: http://www.leibhaftig.com
Öffnungszeiten: von Montag bis Samstag von 18 bis 24 Uhr