Vor der Hessenwahl: Weltuntergangsstimmung bei den Altparteien – GroKo in Berlin vor dem Ende?

Angela Merkel (CDU).
Angela Merkel (CDU). Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wenn Politiker öffentlich und lautstark erklären, dass sie voll und ganz hinter ihrem Minister oder einem hochrangigen Kollegen stehen, darf man davon ausgehen, dass besagte Person höchstens noch zwei Wochen im Amt ist. Ähnliche Vertrauensbekundungen kennt man übrigens auch beim Männerfußball aus den Unternehmen der ersten und zweiten Liga. Wehe, einer der Bosse der Balltreter einem Trainer nach einer Hand voll verlorener Spiele das volle Vertrauen ausspricht. Vorsicht ist geboten!

Die Regierungssprecher haben ihre sophistische Semantik sogar noch optimiert. Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) formulierte es gestern so: „Niemand kann zu 100 Prozent sagen, wie stabil das bleibt.“ Sie schließt wenige Tage vor der Hessenwahl den Bruch der Großen Koalition (GroKo) nicht mehr aus. „Aufgrund von Dynamiken“, meinte sie. Schön formuliert, finde ich. Dann fügte sie an: Die Situationen der drei Regierungsparteien CDU, CSU und SPD sein in der Tat angespannt. Zu deutsch, es werden schon die Messer gewetzt. Weshalb sollte den CDU-Ministern, die spätestens nach der verkorksten GroKo-Bildung auf der Lauer liegen, billig sein, wenn es Fußballbossen recht ist.

Sollte diese Regierung jetzt auseinanderbrechen, so die leicht verkrampfte Kramp-Karrenbauer, liefe es auf Neuwahlen hinaus. Wenn selbst Alexander Dobrindt (CSU) schon vor dem Bruch der Koalition warnt, muss die Hütte in Berlin bereits lichterloh in Flammen stehen. Kein Wunder, bei den Prognosen würde sogar ich die Koffer packen und einen Urlaub auf einer einsamen Insel erwägen. Für die CDU wird ein Verlust von mehr als 14 Prozent prognostiziert. Der Todfeind, die AfD, er scheint auf nahezu 18 Prozent anzuwachsen.

Sieht man sich den Satzbau Dobrindts genauer an, deutet alles auf Palastrevolte hin. In der SPD dürfte man auch schon den Putsch vorbereiten. Vermutlich feilen rhetorisch geschulte SPD-Mitglieder im Keller der Parteizentrale an einem semantischen Leckerbissen, mit dem Andrea Nahles das Maul gestopft wird. Es ist nicht zu übersehen, die GroKo-Chefs sitzen auf Fassbomben, deren Lunte bereits brennt, während sich die Stimmen mehren, ein Bündnis mit der AfD nicht mehr kategorisch auszuschließen. Derweil reiben sich die Bündnisgrünen die Hände und träumen vom eigenen Ministerpräsidenten in Hessen.

Gestern bat Kanzlerin Merkel im Hotel „La Strada“ um Gerechtigkeit für Hessens Ministerpäsident Volker Bouffier und meinte leutselig: „Wenn Sie Wut haben, was in Berlin passiert, schreiben se mir ’nen Brief. Es kommt auch wieder ’ne Bundestagswahl.“ Aber bitte nicht den Unmut an Bouffier auslassen! Angesichts der letzten drei Jahre Merkel-Chaos tendiert meine Motivation, der Frau einen Beschwerdebrief zu schreiben, gegen Null, zumal ich wegen der kompletten Auflistung meiner Kritik Monate benötigen würde.

„Wenn einer nach mir was werden will, muss er darum kämpfen – und wenn er’s vor der Zeit anstrebt, muss er’s mit mir aufnehmen“, meinte sie gestern. Na, da werden sie zittern, die ambitionierten Damen und Herren der CDU. Ich sage, Mutti ist am Ende, auch wenn sie verklausuliert ihre Minister davor warnt, sich im Falle einer Neuwahl etwas auszurechnen.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde unter dem Titel „Weltuntergangsstimmung bei den Parteien“ im Scharfblick am 25.10.2018 erstveröffentlicht.

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