Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der 1893 geborene Palmiro Togliatti gehörte 1921 an der Seite von Antonio Gramsci zu den Mitbegründern der Italienischen Kommunistischen Partei (PCI). Seit der Verhaftung Gramscis 1926 amtierte er an dessen Stelle als Generalsekretär und wurde nach dessen Tod 1937 bestätigt. Als eine in der italienischen wie der internationalen kommunistischen Bewegung herausragende ist er gleichzeitig in Fragen der Nachkriegsstrategie der IKP eine umstrittene Persönlichkeit. Seit 1926 mit Unterbrechungen in Moskau im Exil war er in der Kommunistischen Internationale an der Ausarbeitung der Strategie des Kampfes gegen den Faschismus und die Kriegsgefahr beteiligt. An der Seite Georgi Dimitroffs seit 1934 zweiter Mann an der Spitze der Komintern, gehörte er mit dem Bulgaren und Wilhelm Pieck zu den Hauptrednern des VII. Weltkongresses 1935 in Moskau. Togliatti sprach zur aggressiven und expansionistischen Politik des Imperialismus und über den Kampf gegen die von ihm ausgehende Kriegsgefahr. Mit keinem Wort erwähnte er (laut Protokoll) die Leistungen des zu dieser Zeit schwerkrank in Mussolinis Kerker sitzenden Gramsci, der nach der Errichtung der Mussolini-Diktatur 1922 als erster marxistisch-leninistischer Theoretiker eine Analyse der neuen Herrschaftsform des Imperialismus vorgenommen und grundlegende Schlussfolgerungen für eine breite nationale Strategie der Kommunisten im Kampf dagegen gezogen hatte. Das beruhte offensichtlich darauf, dass Gramsci mit der Ablehnung der vom VI. Komintern-Kongress 1928 aufgestellten Sozialfaschismusthese und der daraus resultierenden Anerkennung der Sozialdemokratie als Teil der Arbeiterbewegung, was 1934 das Aktionseinheitsabkommen zwischen IKP und ISP ermöglichte, das Missfallen Stalins erregt hatte.(1)
Stand bei Gramsci das theoretische Talent im Vordergrund, so kann man für Togliatti – ohne seine theoretischen Leistungen herabzusetzen – Georg Lukacs zitieren, der ihn als „eine der bedeutendsten taktischen Begabungen, die die Arbeiterbewegung hervorgebracht hat“, bezeichnete.(2) Er widmete sich unter anderem der weiteren Analyse des Faschismus im nichtökonomischen Bereich. Die politische Dimension des Faschismus schätzte er anhand der Tatsache ein, dass er der Bourgeoisie eine reaktionäre Massenpartei schuf, über die sie vorher nie verfügte. Bereits 1928 führte er auf dem VI. Weltkongress der KI aus, dass der Faschismus nicht nur die Diktatur einer Handvoll Monopolisten und des Finanzkapitals war, sondern ein reaktionäres Regime, dem es gelungen war, sich den Konsens der Massen zu sichern.
Architekt der „Wende von Salerno“
Nach dem Sturz Mussolinis im Juli 1943 kehrte Togliatti am 27. März 1944 in das von den angloamerikanischen Alliierten besetzte Süditalien zurück und wurde zum Architekten der von der IKP und der Sozialistischen Partei (ISP) dominierten nationalen Einheitsregierung. Auf der Grundlage des von Gramsci konzipierten „Historischen Blocks“ schloss Togliatti nun in die antifaschistische Einheitsfront auch jene herrschenden Kreise des Landes (Großbourgeoisie und Monarchisten) ein, die den Bruch mit der faschistischen Achse und mit Mussolini vollzogen hatten und am Kampf gegen Hitlerdeutschland und seine einheimischen Vasallen teilnahmen. Auf seine Initiative traten die im Nationalen Befreiungskomitee (Comitato di Liberazione Nazionale – CLN) zusammengeschlossenen antifaschistischen Oppositionsparteien – ausgenommen die Republikaner (3) – im April 1944 in Salerno in das Kabinett des früheren Mussolini-Marschalls Pietro Badoglio ein, das damit den Charakter einer antifaschistischen Einheitsregierung annahm. Das Ereignis ging als „Wende von Salerno“ in die Geschichte ein. (4)
Revolutionäre Situation nicht genutzt
Heftig umstritten war in der IKP, dass Togliatti die nach dem Sieg über den Faschismus, der das ökonomische und politische Fundament des italienischen Imperialismus grundlegend erschütterte, im April 1945 entstandene klassische revolutionäre Situation, dbeitragie bis zum Spätherbst anhielt, nicht zu revolutionär-demokratischen antiimperialistischen Veränderungen nutzte. Zu den günstigen Bedingungen gehörte, dass über eine halbe Million Partisanen, zu 85 bis 90 Prozent Arbeiter und Bauern, unter Waffen stand, die den Kern einer kampfentschlossenen Basis bildete. Tage vor dem Eintreffen der angloamerikanischen Truppen hatte die Partisanenarmee fast ganz Norditalien befreit und 19 Divisionen der Hitlerwehrmacht zur Kapitulation gezwungen. In den Städten und Gemeinden hatten überwiegend mit Kommunisten und Sozialisten an der Spitze örtliche Befreiungskomitees die Macht übernommen und begonnen, antifaschistische revolutionär-demokratische Veränderungen einzuleiten. In allen Fabriken, darunter in den großen Konzernen wie Fiat, Olivetti und in den Werften von Genua, hatten Fabrikräte die Leitung der Produktion übernommen. Die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung stand hinter diesen Maßnahmen. Die IKP, die im Frühjahr 1945 zu einer Massenpartei mit 1,7 Millionen Mitgliedern anwuchs, genoss hohes Ansehen, das noch zunahm, als das an Mussolini vom CLN Norditaliens verhängte Todesurteil am 29. April vom Befehlshaber ihrer Garibaldi-Brigaden, Oberst Walter Audisio, vollstreckt wurde. Seit Juni 1945 stand der mit IKP und ISP eng verbundene Vertreter der kleinbürgerlich-radikal-demokratischen Aktionspartei (PdA), Ferrucio Parri, an der Spitze der Einheitsregierung.
Togliatti wollte das breite antifaschistische Bündnis mit den großbürgerlichen Kräften auch auf Regierungsebene weiterführen und setzte für antifaschistisch-demokratische Veränderungen ausschließlich auf den parlamentarischen Weg. Mit seiner hohen Autorität, die auch aus seiner führenden Rolle in der Komintern resultierte, setzte er diese Konzeption gegen starken Widerstand der Partisanenführung und der Parteibasis durch. Eine Gruppe in der Parteiführung mit Luigi Longo, in der Partisanenarmee einer der beiden Oberbefehlshaber (der andere war Sandro Pertini von der ISP), an der Spitze, forderte, antifaschistisch-demokratische Veränderungen antiimperialistischen Inhalts durch revolutionäre Massenaktionen zu untersetzen und darüber hinaus eine klare sozialistische Orientierung zu benennen. Longo forderte, gegen „alle faschistischen Überbleibsel“, gegen „die Magnaten der Industrie, der Finanz und des Großgrundbesitzes“ vorzugehen und „gegen die Reaktion, die sich um die Monarchie gesammelt hat, zu marschieren“.
Orientiert an Stalin
Togliatti orientierte sich mit seiner Konzeption an Josef W. Stalin, der nach dem faschistischen Überfall auf die UdSSR die Parteien der Komintern mit Blick auf die Schaffung einer Antihitlerkoalition angewiesen hatte, „die Frage der sozialistischen Revolution nicht aufzuwerfen“.(5) Aus den Tagebüchern Dimitroffs geht hervor, dass Stalin mit Togliatti in der Nacht vor dessen Rückkehr nach Italien die von der IKP einzuschlagende Strategie beriet.
Nach Kriegsende ging es Stalin nun nicht, wie ihm von westlicher Seite unterstellt und dann von Harry Truman zur Begründung der nach ihm benannten antikommunistischen Doktrin angeführt wurde, um weltweite revolutionäre Ziele, sondern um die Sicherung des erreichten Einflussbereiches auf der Grundlage der Fortsetzung der einvernehmlichen Zusammenarbeit mit den westlichen Alliierten.(6) Dabei ging die UdSSR von der Erklärung der Krim-Konferenz (7) aus, die unter dem Grundsatz „Einigkeit im Frieden wie im Krieg“ eine Fortsetzung der Antihitlerkoalition bekräftigte. Dieses Ziel sollte/wollte Togliatti durch die Fortsetzung des im Befreiungskrieg gegen Hitlerdeutschland geschlossenen Bündnisses mit den großbürgerlichen Parteien, vor allem mit der Democrazia Cristiana, auch für antifaschistisch-demokratische Umgestaltungen innenpolitisch flankieren. Die erreichten Ergebnisse meinte Togliatti durch den Verzicht auf zu revolutionäre Forderungen sichern zu können. Bei der weiteren Verfolgung dieses Regierungsbündnisses war es von Anfang an fraglich, ob mit den großbürgerlichen Parteien antifaschistisch-demokratische Umgestaltungen, die einen antiimperialistischen Inhalt erhalten mussten, möglich sein würden.
Schwerwiegende Zugeständnisse
Gegen die Priorität eines parlamentarischen Weges, kombiniert mit einer Massenmobilisierung zur Durchsetzung revolutionär-demokratischer, wohlgemerkt noch nicht sozialistischer, Veränderungen, wäre nichts einzuwenden gewesen. Togliatti schwächte jedoch die eigenen Positionen durch immer neue problematische Zugeständnisse an die großbürgerlichen Rechtskräfte, womit er deren konterrevolutionäre Ambitionen zu beschwichtigen suchte, ihnen aber tatsächlich weiteren Auftrieb gab. Als Justizminister fügte er sich der Forderung nach Auflösung des „Hohen Kommissariats zur Verfolgung der Regimeverbrecher“ und einer folgenden sogenannten Amnestie der „nationalen Versöhnung“, mit der die begrenzten Säuberungen im öffentlichen Dienst eingestellt wurden. Das begünstigte, dass aus der bereits im August 1945 entstandenen faschistischen Sammlungsbewegung Uomo Qualunque (Jedermann) im Dezember 1946 die Neugründung der Mussolini-Partei Movimento Sociale Italiano (MSI) hervorging. Die IKP akzeptierte, dass der im Juni 1946 gewählten Verfassungsgebenden Versammlung keine Gesetzesvollmachten übertragen wurden, sondern diese bei der Regierung verblieben. Als Ministerpräsident Alcide De Gasperi (DC), dessen Berufung die IKP im Dezember 1945 ebenfalls hinnahm, im Mai 1947 dann Kommunisten und Sozialisten aus der Regierung vertrieb, konnte die DC schalten und walten wie sie wollte. Widerstandslos stimmte Togliatti der Auflösung der CLN-Komitees als revolutionärer Machtorgane und der Entwaffnung der Partisanen zu. Schließlich billigte die IKP in der Konstituante auch noch die Sanktionierung der von Mussolini geschlossenen Lateranverträge, was die Positionen des reaktionären Klerus und der DC-Rechten stärkte.
Es fehlte an einer Mobilisierung der Basis der Partei und der Linken überhaupt, um den parlamentarischen Weg mit revolutionären Massenaktionen zu untersetzen und den Machenschaften der äußeren und inneren Konterrevolution zu begegnen. Die gemachten Zugeständnisse wurden im Gegenteil in ihrer vollen Tragweite verschwiegen oder verharmlost. Der linke Publizist Giorgio Del Bocca gab in seiner Togliatti-Biografie (Rom/Bari 1973) Luigi Longo und Pietro Secchia (Verantwortlich für Militärfragen) wieder, die schon im Sommer 1945 intern geäußert hätten, der linke Flügel sei von Togliatti und seiner Führung „betrogen worden“. Togliatti räumte im Oktober 1946 auf einer Funktionärskonferenz ein, dass die günstige Ausgangssituation nach dem Sieg der Resistenza „im Grunde genommen nicht genutzt“ worden sei. Der Bericht wurde jedoch intern gehandhabt und nicht veröffentlicht.
Washington wollte IKP per Blutbad liquidieren
Im April 1948 gewann die DC die Parlamentswahlen haushoch mit 48,5 Prozent. Kommunisten und Sozialisten kamen auf einer Volksfrontliste auf 31 Prozent. Da es trotz einer zügellosen antikommunistischen Hetzkampagne nicht gelungen war, die IKP als entscheidende Kraft des Widerstandes gegen die kapitalistische Restauration auszuschalten, versuchte Washington die auf über 2,1 Millionen angewachsene Partei am 14. Juli 1948 durch ein Attentat auf Togliatti zum Aufstand zu provozieren, um mit ihr per Blutbad abrechnen zu können. Fast schien die Rechnung aufzugehen. Zwar gab es keinen Aufstandsplan, was verschiedene Zeitungen behaupteten und dazu noch eine „Invasion von Titos Volksarmee“ erfanden, wohl aber wollten Hunderttausende auf die Provokation mit bewaffnetem Widerstand antworten. Ohne dass es seitens der Partei einen Aufruf gab, begann ein Generalstreik, wie ihn das Land bis dahin nicht gesehen hatte. Nicht nur Mitglieder und Sympathisanten der IKP, sondern auch Sozialisten und viele andere Kräfte der Resistenza, darunter der linken DC-Basis, drängten zum Aufstand. Partisanen holten ihre Waffen aus Verstecken und traten den gegen die Streikenden und Demonstranten vorgehenden Armee- und Polizeieinheiten entgegen. In Genua stoppten sie Panzerwagen und nahmen ihre Besatzungen gefangen. In Hunderten von Städten und Gemeinden übernahmen Streikleitungen die Macht. Bei FIAT in Turin besetzten die Arbeiter die Fabrik und nahmen den Direktor Valetta und Mitglieder der Konzernleitung fest.
Solcher Widerstand kam drei Jahre zu spät. So hätte im Frühjahr und Sommer 1945 den Forderungen nach revolutionären antifaschistischen Umgestaltungen Nachdruck verliehen und die Wiedererstehung der faschistischen MSI-Partei bekämpft werden müssen. Jetzt aber hätte eine bewaffnete Erhebung nur in einen blutigen Bürgerkrieg übergehen und mit einem Eingreifen der USA-Truppen zu einer reaktionären Wende führen können. Eine physische Abrechnung mit der IKP wäre die Folge gewesen. Deshalb schien es berechtigt, dass die IKP-Leitung am zweiten Tag aufrief, den Generalstreik zu beenden. Es gelang der Parteiführung, ihre Basis vom Aufstand abzuhalten, vor dem der schwer verletzte Togliatti, bevor er operiert wurde, eindringlich gewarnt hatte. Bei den bewaffneten Zusammenstößen gab es 20 Tote und über 600 Verletzte. 92.000 Personen, in erster Linie Arbeiter, wurden festgenommen, über 70.000 von ihnen später vor Gericht gestellt und die meisten verurteilt. Von Ausnahmen abgesehen, konnte die IKP-Führung ihrer Basis die Entscheidung verständlich machen: Als der genesene Togliatti sie auf dem Pressefest der Unita am 27. September 1948 erläuterte, stimmten ihm die mehr als 500.000 Teilnehmer zu.
Kritik an Chruschtschow
Der von Togliatti eingeschlagene parlamentarische Weg schien sich auszuzahlen. Die Stimmen der IKP wuchsen von Wahl zu Wahl kontinuierlich an und überragten die der Sozialisten 1963 mit 25,3, während diese nur noch auf 13,8 Prozent kamen. In dieser Etappe wirkte sich der XX. Parteitag der KPdSU 1956 wie auf die kommunistische Weltbewegung schwerwiegend auf die IKP aus. Das betraf nicht nur die Art und Weise wie N.S. Chruschtschow in seiner Geheimrede am Ende des Parteitages zur Rolle Stalins Stellung nahm. Dass unter Stalin massenhaft Unrecht geschah und oft nicht zu rechtfertigende Gewalt angewandt wurde, musste zur Sprache gebracht und dazu eine Bilanz gezogen werden. Chruschtschow nahm das jedoch ohne jeden historischen Bezug und ohne eine generelle Einordnung in revolutionäre Prozesse und ihre Entartungen, in Sonderheit in die Entwicklung seit der Oktoberrevolution vor.
Togliattis Reaktion war widersprüchlich. Er begrüßte die aufgezeigten Möglichkeiten friedlicher Koexistenz zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen; ebenso die eines friedlichen, parlamentarischen Weges zum Sozialismus, was er als eine Bestätigung seines 1945 eingeschlagenen Kurses sah. Durch jahrzehntelange Arbeit als führender Komintern-Funktionär geprägt, bekannte Togliatti sich zwar grundsätzlich zur Vorhutrolle der KPdSU in der kommunistischen Weltbewegung, setzte aber gleichzeitig kritische Akzente, indem er sich zu Fragen des Nationalismus und Provinzialismus wie auch zur Missachtung nationaler und historischer Besonderheiten äußerte, was sich eindeutig gegen die Praxis der KPdSU richtete. Er sprach die „bürokratische Degenerierung der sowjetischen Gesellschaft“ an und kritisierte, die Ursache der Deformierungen nur im Personenkult um Stalin zu sehen.(8) Der führende Theoretiker und Mitglied des Sekretariats des Zentralkomitees der IKP Giuseppe Chiarante meinte, dass „1956 eine Wende einsetzte“, von der man nicht habe absehen können „wohin sie führt“. In dieser Hinsicht habe sich Togliatti öffentlich nicht grundsätzlich äußern wollen.(9)
Sein Testament ein wertvolles Erbe
Als Togliatti sich im August 1964 zur Teilnahme an einem Vorbereitungstreffen auf eine neue kommunistische Weltkonferenz in Moskau aufhielt, legte er seinen Standpunkt zu einer Reihe von Problemen, zu denen es unterschiedliche Auffassungen gab, in einem Memorandum nieder, das er Chruschtschow übergeben wollte. Er polemisierte darin nahezu durchgängig gegen Chruschtschows Politik, der plante, auf der für Ende 1964 vorgesehenen kommunistischen Weltkonferenz durchzusetzen, dass der von ihm vollzogene Bruch mit der KP Chinas von allen kommunistischen Parteien nachvollzogen werden sollte. Wie FKP-Generalsekretär Maurice Thorez, wandte sich auch Togliatti in seinem Memorandum entschieden dagegen und trat für „die Einheit aller sozialistischen Kräfte in einer gemeinsamen Aktion gegen die reaktionären Gruppen des Imperialismus, auch über ideologische Divergenzen hinweg“ ein. Er plädierte dafür, dass „die Einheit in der Verschiedenheit und völligen Selbstständigkeit der einzelnen Länder hergestellt und erhalten werden muss.“ Togliatti verstarb am 21. August 1964 während eines Aufenthalts auf der Krim, noch bevor er Chruschtschow traf. Seine Thesen gingen als Memorandum von Jalta in die Geschichte ein und gelten als sein politisches Testament. Togliattis Wirken in dieser Etappe war darauf gerichtet, den Krisenerscheinungen in der kommunistischen Weltbewegung entgegenzutreten und Deformierungen und Fehlentwicklungen zu korrigieren. Seine Erfahrungen dienen heute als Orientierung für den Neuaufbau einer Partei kommunistischer Identität und für das Ringen um eine Neugestaltung des einheitlichen Zusammenwirkens der kommunistischen Bewegung auf internationaler Ebene.
Anmerkungen:
(1) In diesem Zusammenhang fällt auf, dass über die diesbezügliche Haltung Gramscis, der 1922/23 Vertreter der IKP bei der Komintern war, bis heute keine Forschungsergebnisse bekannt sind.
(2) Zitiert in Theo Pinkus: Gespräche mit Georg Lukacs, Hamburg 1967.
(3) Die das als unvereinbar mit ihrer grundsätzlich antimonarchistischen Haltung begründeten. Sie verblieben jedoch im CLN, nahmen am nationalen Befreiungskrieg teil und stellten für die Partisanenarmee mehrere Brigaden auf.
(4) Buch des Autors „Geschichte Italiens. Vom Risorgimento bis heute“, 2. Auflage, PapyRossa Verlag, Köln 2015, S. 111, 141, 168, 174.
(5) Georgi Dimitroff: Tagebücher 1933 – 1943. Berlin 2000.
(6) Valentin Falin: Die zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Antihitlerkoalition. München 1997.
(7) Treffen der Staatschefs der UdSSR, der USA und Großbritanniens Josef Stalin, Franklin Delano Roosevelt und Winston L. Churchill vom 4. Bis 11. Februar 1945 in Jalta, das die Lösung grundlegender Fragen der Nachkriegsordnung festlegte.
(8) Palmiro Togliatti: Probleme del Movimento operaio internazionale, Rom 1962.
(9) Giuseppe Chiarante: Da Togliatti a D, Alema, Rom 1997.
Gerhard Feldbauer schrieb zum Thema „Die Strategie Palmiro Togliattis während und nach der Befreiung Italiens vom Faschismus“, Schriftenreihe „Konsequent“ der DKP Berlin, Heft 1/2018.
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