Das ist er, unser Held! Ein übergewichtiger junger Mann, dessen geschwollene Füße in viel zu engen Desert Boots stecken und bei dem sich mehrere Wellen Bauchfleisch in Bewegung setzten, wenn er sein Körpergewicht tapsig wie ein Elefant von einem Bein auf das andere verlagert. Jgnatius J. Reilly wartet auf seine Mutter, die in einem Kaufhaus mitten in New Orleans einkaufen gegangen war. Und schon sind wir mitten in einer absurden Tragik-Komödie, die sich über 450 Seiten abspult und keinen Moment langweilig wird. Eine Handvoll Komparsen begleiten das skurrile Mutter-Sohn Duo, ein Kakadu und eine abwesende Briefeschreiberin aus dem linken Aufwiegler-Milieu, die das Geschehen erheblich aufheizt. Zu Beginn stranden Mutter und Sohn auf der Flucht vor dem verhaftungswütigen Polizeiinspektor Mancuso in einer Nachtbar, deren Personal ihnen an Herz und Handlung wachsen wird. Der anschließende Verkehrsunfall der trunkenen Mutter soll weitreichende Folgen haben. Ignatius, ihr (über)studierter Sohn muss seinen von der Mutter finanzierten Müßiggang aufgeben und endlich arbeiten, was dem Mittelalter-Fan und an diversen Verdauungsproblemen leidenden Dickwanst ziemlich mitnimmt. Bald schon ist er rastlos in der Stadt unterwegs und deren Bewohner lernen die grüne Mütze fürchten”¦
Ignatius versucht sich als Büroschreiber bei einem dem Tode geweihten Unternehmen namens Hosen-Levy, wird dort aber nach angezetteltem und schiefgelaufenem Aufstand entlassen, karrt als Hot-Dog-Verkäufer mit einem Piratenkostüm bekleidet durchs French Quarter und schreibt zu Hause an seinen Aufzeichnungen eines Jungproletariers. Während seine Mutter sich verliebt, ein Kakadu eine Show-Nummer einübt und ein Jungkrimineller Porno-Bildchen verticken übt.
„Die Verschwörung der Idioten“ (im Original „A Confederacy of Dunces“) ist ein Schelmenroman höchster Güte. Sein Titel leitet sich von einem Aphorismus Jonathan Swifts ab, der dem Roman vorangestellt ist: „Wenn ein wahres Genie in die Welt tritt, erkennt ihr es an den Idioten, die sich dagegen verschwören.“ Und so kommt es denn auch. Was Ignatius auf seine Irrfahrten und Wegen durch das abgründige New Orleans geschieht, müssen Sie unbedingt selbst erforschen, angefügt sei noch, dass der Autor, selbst etwas übergewichtig und vom Leben enttäuscht, sich 1969 mit nur 31 Jahren das Leben nahm, nachdem er erfolglos versucht hatte, eben jenen 1963 verfassten Roman wie geschrieben veröffentlicht zu sehen. Elf Jahre später setzte seine Mutter die Publikation durch und Toole erhielt posthum den Pulitzer-Preis!
Fazit: Zum Brüllen komisch und dabei bitterböse – zeitlos, grandios, Kult!
John Kennedy Toole, Die Verschwörung der Idioten, Roman, übersetzt und mit einem Nachwort von Alex Capus, 461 Seiten, Klett Cotta, Stuttgart, 2011, 22,95 €