Doch die Übermannschaft vom Bodensee war heuer überraschend im Halbfinale an den Hauptstädtern gescheitert. Und so schmettern und baggern die noch titellosen Bayern und der dreimalige Meister aus Berlin um die Krone.
Es ist ein Duell auf Augenhöhe. Denn Berlin konnte mit besagtem 3:0 im Modus "best of five" zum 2:2 ausgleichen. Obwohl die Gäste mit dem Vorteil von zwei Matchbällen vor Augen in die Partie gingen. Aus dieser Konstellation wurde nun eine Matchball-Chance am Sonntag in Unterhaching für beide. Und damit hat sich das Momentum – die Tendenz des sportlichen Kräftemessens – wohl zugunsten der Berliner verändert.
Wenn da nicht die eigentümliche Finalserie wäre: Vier Begegnungen – vier Heimerfolge! Unterhaching gewann in der maximal 1500 Besucher fassenden Heimstätte 3:0 und 3:1. Berlin im selbsternannten "Volleyball-Tempel" in Prenzlauer Berg jeweils 3:0.
Obgleich die BR Volleys am Dienstag unter besonderem Druck standen. Denn sie durften auf keinen Fall verlieren. Dann hätte es die vorzeitige Meisterehrung für die Gäste gegeben. Das 20 kg schwere Meisterschalen-Monstrum war da, die Medaillen, DVV-Präsident Werner von Moltke, Liga-Vorsitzender Michael Evers, diverse Kamerateams und mehr Medienvertreter als üblich…doch die Schützlinge des australischen Berlin-Trainers Mark Lebedew behielten die Nerven. Und distanzierten den Gegner, der in allen Belangen klar unterlegen war.
75:58 Punkte in 71 Minuten für Berlin (Haching im Schnitt pro Satz rund sechs Zähler schwächer!) sprechen eine deutliche Sprache. Und kommen einer kleinen Demütigung gleich. Wie aber ist erklärbar, dass die Berliner bislang in den Play-offs nur einen Satz beim Gegner holen konnten?
Angreifer Denis Kaliberda, MVP bei Unterhaching, sagt: "Berlin hat heute etwa so gespielt wie beim letzten 3:1 für uns zuhause – wir waren aber heute viel schlechter. Konnten anfangs nicht den erforderlichen Druck aufbauen, haben paar Bälle nicht tot gemacht und sind dann von der Rolle geraten."
Eine Ansicht, die kaum von der des Berliner Mittelblockers Tomas Kmet abweicht: "Haching spielt zuhause viel besser als hier. Deshalb haben wir dort bisher nur einen Satz holen können."
Generali-Hauptangreifer und MVP der Bundesligasaison, Christian Dünnes, am Dienstag lediglich 9 Punkte (Kaliberda 13/ Berlins MVP Paul Carroll 17), verneint, dass seine Mannschaft vielleicht nicht richtig fokussiert ins Spiel gegangen sei: "Nein, das Wissen, dass wir ja im fünften Spiel Heimvorteil haben, hat uns nicht unkonzentriert oder halbherzig ins Spiel gehen lassen. Aber in dieser großen weiten Halle funktionieren unsere Sprungaufschläge einfach nicht."
Gestörte Feinmotorik durch große Halle, andere Optik bei Anlauf und Absprung, andere Thermik und Flugbahn des Balles? Das könnte eine Erklärung sein, meint auch Berlins Mittelblocker Felix Fischer: "Vielleicht kommen sie mit der ungewohnt hohen Hallendecke nicht zurecht. Außerdem ist unser fantastisches Publikum eine Riesenhilfe."
Wie die ultimative Kraftprobe am Sonntag ausgeht? Dünnes kündigt an: "Wir müssen Berlin mit den Aufgaben permanent unter Druck setzen und ganz allgemein unter Druck halten. Das können wir und dann werden wir die Meisterschaft gewinnen."
BR-Trainer Lebedew über die verrückte Finalserie: "Bei der ersten Niederlage hatten wir noch kein Endspiel-Mentalität. Waren aber beim 1:3 fast gleichwertig, aber nicht nervenstark genug. Ich hoffe, dass jetzt unser Selbstvertrauen noch ein Stückchen größer geworden ist. Und wir am Zuge sind und das Momentum auf unserer Seite haben."