Verblüffende Auswahl – Die Jury gibt die Fünferliste zum Schweizer Buchpreis zur „buch.09“ in Basel bekannt

Nun sind also fünf Titel durch die fünfköpfige Schweizer Jury – Sandra Leis, Martin Ebel, Manfred Papst, Hans Ulrich Probst, Martin Zingg – nominiert worden. Diese sind:

Eleonore Frey mit ’Muster aus Hans` aus dem Droschl Literaturverlag,

Jürg Laederach mit ’Depeschen nach Mailland` im Suhrkamp Verlag,

Angelika Overath mit ’Flughafenfische` aus dem Luchterhand Literaturverlag,

Ilma Rakusa mit ’Mehr Meer` im Droschl Literaturverlag,

Urs Widmer mit ’Herr Adamson`, Diogenes Verlag.

Diese Auswahl ist aus vielen Gründen überraschend, ja verblüffend. Denn erst einmal suchen wir nun das Schweizerische. Schließlich soll der Preis auch das Schweizer Buchgeschäft voranbringen, was nicht nur den Buchhandel meint, sondern auch die Verlage. Schon beim Deutschen Buchpreis war überhaupt kein Schweizer Schriftsteller oder auch Schweizer Verlag bei den letzten Sechs beteiligt. Schweizer Verlage sind auch bei der dortigen Auswahl dünn gesät. Nur der Diogenes Verlag ist übriggeblieben, kein Ammann, Arche, Limmat oder Nagel&Kimche. Geradezu sensationell ist, daß der Grazer Droschl Literaturverlag mit Ilma Rakusa und Eleonore Frey gleich zwei nominierte Schweizerinnen verlegt. Der Suhrkamp Verlag ist schon lange Verlag des Jürg Laederach und die Deutsche Angelika Overath aus Karlsruhe, die in der Schweiz lebt, wird vom Luchterhand Literaturverlag verlegt.

Schaut man noch einmal auf die Verlage der ausgewählten Fünfer- und Sechserliste, ist man erneut verblüfft; die einzige Schnittmenge ist der Suhrkamp Verlag, der mit Stephan Thome ’Grenzgang’ auch beim Deutschen Buchpreis vertreten ist. Uns interessiert aber stärker die Schweizer Auswahl der Bücher und Schriftsteller selbst, von denen es noch nicht einmal einer auf die Zwanzigerliste der Deutschen Buchpreises geschafft hatte, während die zwei Schweizer, die bei der langen deutschen Liste noch dabei waren, hier bei der Fünferliste keine Rolle spielen. Wir sind davon sehr angetan, wie unterschiedlich hier gewertet wurde. Denn es zeigt einmal deutlich, wie subjektiv bei allen angeblichen Kriterien eine Literaturauswahl bleibt und es zeigt die Unabhängigkeit der beiden Jurys von einander und dem, was im Literaturbetrieb eine Mafia sein könnte.

Diese für uns verblüffende Auswahl zur Fünferliste des Schweizer Buchpreises bringt es mit sich, daß wir keines der nominierten Werke bisher kennen, was wir bis zur Preisvergabe des einen Preisträgers am 15. November aufgeholt haben. Im Gegensatz zu denen der Zwanziger Liste, wo wir die beiden Schweizer Ausgewählten gelesen hatten und von Sibylle Berg enttäuscht waren und Peter Stamm auch hätte weiterkommen können. Denn bei allem Angetansein, daß durch solche Preisvergaben das stille Bücherlesen eine Öffentlichkeit erreicht, die zum Lesen anregt, ist doch grundsätzlich die Ausgangssituation, den besten Roman, das beste Buch zu prämieren, eine absurde, weil man – eigentlich – so wie man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann, auch nicht literarische Werke wiegen noch wägen kann.

Info: Die nominierten Autorinnen und Autoren werden unter anderem am 16. und 17. Oktober am Gemeinschaftsstand des Schweizer Buchhändler- und
Verleger-Verbandes SBVV an der Frankfurter Buchmesse präsent sein. An
der BucH.09, die vom 13. bis 15. November 2009 in Basel stattfindet,
hat das Publikum dann Gelegenheit, Lesungen aller fünf Nominierten zu
besuchen und am Messesonntag, 15. November (11 Uhr) wird der Schweizer
Buchpreis 2009 in einem feierlichen Rahmen verliehen werden. Die übrigen vier erhalten je 2 500 Franken Preisgeld.

www.schweizerbuchpreis.ch
www.buch.09
www.swissbooks.ch

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