Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wie zu Kaisers Zeiten liegen die Zentren des deutschen Weinanbaus an den Ufern von Mosel und Rhein.
Von der Antike bis zur Neuzeit zieht sich die „Wacht am Rhein“ wie ein roter Faden durch die europäische Geschichte, Die Römer bauten ihren Limes, um ihre Besitztümer vor den Germaneneinfällen zu schützen. Später waren es die Burgen beiderseits des Rheins, die die territorialen Ansprüche ihrer Eigentümer wahren sollten. Zurück blieben oftmals allerdings nur romantische Ruinen, die jedoch bis heute zu bezaubern vermögen.
Schließlich waren es die Napoleonischen Kriege, die noch einmal in aller Deutlichkeit die zerstörerische Dynamik der Kriegswirren verdeutlichten. Bis der Wiener Kongress einen vorläufigen Schlusspunkt setzte und das Rheinland zugunsten der deutschen Sicherheit in eine „Preußische Rheinprovinz“ verwandelte. Die territoriale Frage war damit geklärt und das Vaterland mochte vorerst ruhig sein. So jedenfalls suggerierte es das stolze Denkmal der Germania hoch über dem Rheinufer bei Bingen.
Galionsfigur Falstaff
Auch Kaiser Wilhelm I. wurde in diesem Zusammenhang zum Symbolträger. Als höchster Repräsentant des Deutschen Reiches wachte er auf hohem Ross am Deutschen Eck. Genau dort, wo sich Mosel und Rhein als die wohl schönsten Flüsse des Deutschen Reiches miteinander vereinigen. Hier musste ihm sowie seinen Untertanen angesichts der herrlichen Landschaft das Herz aufgehen.
Doch waren es nicht vor allem die Engländer, die nach der von Napoleon gegen sie verhängten Kontinentalsperre das Rheinland für sich entdeckten? Reiselustig strömten sie herbei, um alle Facetten der sich vor ihnen entfaltenden Rheinromantik auszukosten. Dabei stets den Genussmenschen Falstaff aus dem Werk William Shakespeares vor Augen, der bis heute als Galionsfigur des guten Geschmacks Zeichen setzt für die Beurteilung deutscher Spitzenweine.
Entdeckungsreise per Schiff
Noch heute hilft ein Weinführer mit seinem Namen den Besuchern der Region, sich vor allem vom Riesling aus den unterschiedlichsten Lagen und Anbaugebieten kulinarisch verwöhnen zu lassen. Eine Entdeckungsreise auf einem Fluss-Kreuzfahrtschaff wie der Nicko Spirit macht’s möglich. Bei bemerkenswerter Länge überwindet es die Engpässe und Schleusenanlagen von Mittelrhein und Mosel.
In Bingen hat für kurze Zeit der „Vater Rhein“ in Menschengestalt sein Bett verlassen. Dabei ist es dieses Mal nicht das Hochwasser, sondern vielmehr die Absicht, seine Zuhörer an den Geheimnissen seiner Geschichte teilhaben zu lassen. Seit jenen Zeiten, als er die Tage noch gleichzeitig in mehreren Betten verbrachte und dabei mit ansehen musste, wie Treidler, nicht selten mit eigener Muskelkraft, die Lastkähne stromaufwärts bewegten.
Himmel auf Erden
Als Spitzenregion des Weinbaus hat sich neben dem Mittelrhein auch der Rheingau einen Namen gemacht. Gelegen in der Rheinbiegung zwischen Wiesbaden und Rüdesheim, wird die Südseite dieser Region stets von der Sonne verwöhnt. So auch am Kloster Eberbach, das noch heute von dem Ruhm zehrt, einstiger Drehort von Umberto Ecos „Der Name der Rose“ gewesen zu sein.
Höhepunkt eines Besuches in der Benediktinerabtei ist neben dem Blick in die mittelalterlichen Deckengewölbe vor allem der Abstieg in den Weinkeller. Hier reihen sich in gedämpftem Kerzenlicht die Holzfässer mit ihren kostbaren Inhalten in langen Reihen aneinander und bilden damit die ausgefallene Kulisse für eine Weinprobe der romantischen Art. Qualitäts- und Prädikatweine machen dabei für einen kurzen Augenblick bereits ein kulinarisches Stück Himmel auf Erden erfahrbar.
Kulturlandschaft Moselschleife
Aber auch an der Mosel sind die Winzer darauf aus, ihre landschaftlichen Vorteile auszuspielen. Längst vorbei sind daher die Zeiten, in denen man hier vor allem auf Quantität setzte. Qualität ist heute Trumpf bis hinauf in die unwegsamen Terrassenlagen oberhalb der schmucken Moseldörfer und -städtchen. Bereits vom Schiffs-Oberdeck aus lässt sich der Aufwand erahnen, der hier mit der Winzertradition einher geht.
Als geradezu begeisternde Kulturlandschaft präsentiert sich die von einer Gipfellage gut überschaubare Moselschleife von Piesport. Sie war bereits von den Römern als Weinbaugebiet genutzt worden. Das verraten gleich mehrere antike Kelteranlagen, die unlängst in Ufernähe entdeckt und realitätsgetreu restauriert wurden.
Doctor-Weinberg
Weinseligkeit und Lebensgenuss halten zu allen Zeiten auch Anekdoten bereit. Die Schönste von ihnen erzählt man bei einer Weinprobe im Weingut Wegeler in Bernkastel-Kues. Sie handelt vom Trierer Kurfürsten, dem Erzbischof Boermunt II., der sich in seiner Sommerfrische auf der Burg Landshut oberhalb von Bernkastel zurückgezogen hatte. Doch die Erholung drohte kläglich zu scheitern, da er dort schwer erkrankte und sich ärztliche Therapieversuche als unwirksam erwiese. Ein eilig verfasster Aufruf sollte Hilfe bringen und versprach eine fürstliche Belohnung.
Daraufhin meldete sich ein Winzer aus Bernkastel. Unter dem Arm trug er ein Fässchen Wein aus guter Lage oberhalb des Moselstädtchens. Nach anfänglichem Zögern willigte der Kurfürst ein in die außergewöhnliche Therapie – und wurde gesund. Bei der Frage nach einer angemessenen Belohnung blieb der Winzer bescheiden, Er erbat sich lediglich den Namen Doctor-Weinberg für seine exquisite Lage, eine Bezeichnung, die seine Weine bis in die Gegenwart hinein weltweit berühmt machten.
Modernes Weinbau-Ambiente
Bei soviel Erfolg des Mosel-Weines darf auch die Saar als ihr Nebenfluss nicht übersehen werden. Ein Ausflug zur legendären Saarschleife, die sich in geradezu künstlerischer Perfektion durch das Tal windet, ist weit und breit unübertroffen. Zahlreiche Persönlichkeiten erweisen ihr mit ihrem Besuch respektvoll die Ehre und natürlich auch dem Wein, den diese Landschaft hervorbringt.
Neuerdings ist das Weingut Van Volxem, in dem alte Weinbau-Tradition in modernem Ambiente verheißungsvoll in die Zukunft weist. Ein weißer Kubus bildet den architektonischen Blickfang von außen. Und im Inneren ist es der ästhetisch überhöhte Weinkeller-Showroom, in dem kunstvoll angeordnete Eichen- und Metallfässer Bewunderung auslösen.
Symbolträchtiger Ort
Alle Wege einer Rhein-Mosel-Flusskreuzfahrt führen zurück zum Deutschen Eck, wo Kaiser Wilhelm I. über die Zeitepochen hinweg immer noch Wache hält. Doch natürlich haben sich die Verhältnisse inzwischen grundlegend verändert. Denn nun steht der symbolträchtige Ort nicht mehr für die Furcht vor dem westlichen Nachbarn oder gar den Sieg über ihn.
Denn heute befindet er sich inmitten einer Europäischen Union, die unter anderem dazu geschlossen wurde, zukünftig den Frieden in Europa zu erhalten. Dass es ausgerechnet zweier zerstörerischer Weltkriege bedurfte, um dieses Ziel zu erreichen, ist bis heute eine der seltsamsten Wendungen der europäischen Geschichte.
Reiseinformationen „Rhein Mosel“:
Anreise: Mit PKW oder Bahn nach Frankfurt am Main, weiter mit Taxi zur Schiffs-Anlegestelle im Osthafen.
Reisezeit: 11 Tage; optimal zur Sommersaison von Frühling bis Herbst.
Reiseunterlagen: Persönliches Ausweisdokument sowie Corona-Impfunterlagen
Reiseverlauf: Frankfurt am Main – Trier – Koblenz – Frankfurt am Main
Kabinen: Ca. 14 qm große Außenkabinen mit Ausstattung in modernem Design bei verstellbaren Doppelbetten
Auskunft: Nicko cruises Schiffsreisen GmbH; Mittlerer Pfad 2, 70499 Stuttgart, Telefon: +49 711248980, Fax -77, E-Brief: info@nicko-cruises.de, Heimatseite im Weltnetz: www.nicko-cruises.de
Literatur: Der Falstaff Weinguide Deutschland 2021, ISBN: 978-3-9822182-0-5
Anmerkung:
Die Recherche wurde von der Nicko Cruises Schiffsreisen GmbH unterstützt.