Berlin, Deutschland (Weltexpress). Es ist nicht einfach auf drei Hochzeiten zu tanzen. Spätestens beim Spiel gegen die alten Fußball-Heroen von Schalke 04 spürten das auch die Unioner aus Berlin.
In der Anfangsformation mit Kevin Behrens, Sven Michel und Aissa Laidouni lief in Richtung gegnerisches Tor so gut wie gar nichts. Den ersten eher harmlosen Torschuss sahen die Union-Fans erst in der 29. Minute. Die Fans behielten trotz des auf beiden Seiten tonnenweise gemischten Abwehr-Betons trotzdem zu Recht gut gelaunt. Schließlich wurden sie von den Eisernen in den letzten Jahren ziemlich mit tollen Resultaten verwöhnt. Da muss man auf den Rängen auch einmal Demut zeigen.
Schalkes Trainer Thomas Reis konnte das 0:0 nicht hoch genug hängen: „Wor haben gelernt, gut zu verteidigen. Es ist ziemlich schwer in Berlin einen Punkt zu holen.“ Angesichts des Namens Ajax Amsterdam grollte auch Unions-Trainer Urs Fischer nur heimlich, den Journalisten sagte er: „Wir können mit dem einen Punkt leben.“ Allerdings stellte sich die Frage, warum seine Kicker in der ersten Halbzeit in der Wuhlheide wie die erschrockenen Hasen reagierten. Wenn ein Team der Bundesliga auf Platz eins steigen kann, dann erwartet der Fan zumindest Einsatz bis die Socken qualmen. Davon sahen die 22 012 Zuschauer erst in der zweiten Hälfte zumindest Andeutungen, als Sheraldo Becker und Jordan Siebatcheu stürmten und Paul Seguin Pässe schlug.
An Cheftrainer Urs Fischers Äußerungen war herauszuhören, woran er nach dem Schalke-Spiel dachte: „Wir haben uns insgesamt sehr schwergetan, besonders beim Spiel mit dem Ball. Oft waren wir nicht mutig genug und haben uns zu selten in den Druck getraut. Jetzt liegt der Fokus auf Ajax und dann schauen wir weiter.”
Bereits am Donnerstag taucht das mit Fußball-Meriten beladene Team in Berlin auf. In Europa im Vergleich mit Spitzenklubs einmal in einem Atemzug genannt zu werden, das treibt selbst einen coolen Trainer wie Urs Fischer zu gedanklichen Höhenflügen. Durch ein 0:0 beim Hinspiel stehen die Chancen auf das Achtelfinale nicht schlecht.
Manch älterer Union-Anhänger muss sich zwicken, wenn er die Bundesliga-Tabelle anschaut. Wer hätte 2008 auch nur entfernt daran gedacht, als die Fans gewaltig mit anpackten, um ein Dach über die Tribüne zu zaubern, dass 15 Jahre später die Eisernen punktgleich mit Bayern München und Borussia Dortmund an der Bundesliga-Tabelle stehen. Mit diesem nostalgischen Blick lässt sich das 0:0 gegen die Schalker locker verkraften.