Berlin, Deutschland (Weltexpress). Ab Dienstag wird in der Wuhlheide wieder geschwitzt. Gestern durften die Union-Kicker einmal durchatmen. Trainer Urs Fischer gab seinen Männern trainingsfrei. Der 2:1 (1:0)-Sieg über den FSV Mainz durch bestens herausgespielte Tore von Kevin Behrens (32.) und Jordan Siebatcheu (85.) ließen die Union-Fans unter den 22 012 Zuschauern im Stadion an der „Alten Försterei“ jubeln.
Da war dann auch schnell der verwandelte Handelfmeter des früheren Unioners Marcus Ingvartsen zum 1:1 vergessen. Paul Seguin war am Oberarm vom Ball getroffen worden, dadurch nahm die Kugel nach Ansicht des Unparteiischen eine andere Richtung, woraufhin Schiedsrichter Florian Badstübner nach Video-Beweis auf Strafstoß entschied.
„Wir sind nach dem Ausgleich noch einmal über die Moral ins Spiel gekommen und haben am Ende jetzt 39 Punkte“, sagte ein sichtlich zufriedener Union-Coach Fischer und wunderte sich: „39 Punkte nach 19 Spielen das ist eigentlich Wahnsinn.“ Welches Selbstvertrauen und welche Einsatzbereitschaft in der Truppe aus der Wuhlheide steckt, das lässt sich auch daran erkennen, wie die Mannschaft den schwachen Tag des Superstars Sheraldo Becker durch den Einsatz der anderen Spieler wegsteckte. Mit dem Sieg über Mainz waren die Köpenicker am Sonnabend an die Spitze der Bundesliga gerückt.
Auf die Frage ob ihm die Situation schlaflose Nächte bereite, antwortete der coole Schweizer trocken: „Ich schlafe immer gut, wirklich. Ich finde meinen Schlaf nach einer Niederlage genauso wie nach einem Sieg. Ich brauche noch keine Medikamente.“ Fischer kannte die Situation bereits aus der Herbstserie, als die Eisernen fünf Wochen an der Tabellenspitze thronte, dann aber nach derben Niederlagen gegen Leverkusen (0:5) und Freiburg (1:4) spürten, wie schnell man abstürzen kann.
Den Jubelchor der Fans „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, registrierte der 56-Jährige mit einem ganz, ganz leisen Lächeln: „Es ist doch schön, wenn die Fans Emotionen zeigen und die ganze Situation ein bisschen feiern.“ Der Schweizer ließ aber keinen Zweifel daran aufkommen, wie er die momentane Situation betrachtet: „Mich interessiert die Tabelle erst nach dem 34. Spieltag. Bis zu unserem Saisonziel des Nichtabstiegs mit dem Erreichen von mindesten 40 Punkten, fehlt genau noch ein Punkt.
Mindestens den wollen die Berliner am kommenden Sonnabend an der Pleiße gegen den Ostrivalen RB Leipzig holen. Fischer glaubt deshalb, dass jetzt nicht die Zeit zum Feiern ist: „Wir können nach den zwei englischen Wochen wieder einmal eine ganze Woche zur Vorbereitung nutzen. Die Aufgabe heißt also ab sofort Leipzig.“ Die Eisernen wittern nach ihrem 2:1-Heimsieg im August und dem 0:0 der Sachsen am Sonnabend beim 1. FC Köln Morgenluft, zumal die Berliner im vorjährigen DFB-Pokal-Halbfinale erst in letzte Sekunde mit 1:2 gegen den späteren Pokalsieger in der RB-Arena unterlegen waren. Dabei ist es unbestritten, dass die Eisernen durch die Zugänge der WM-Spieler Josip Juranovic (Kroatien) und Aissa Laidouni (Tunesien) oder Jerome Roussillon gegenüber der vergangenen Saison merklich an Qualität gewonnen haben.