Die Beschneidung, die bei Mädchen vorgenommen wird, ist überaus schmerzhaft und führt nicht nur generell zum Verlust sexueller Lust,was in den betroffen patriarchalischen Gesellschaften wahrscheinlich ihr Zweck ist, da so angeblich die voreheliche Jungfräulichkeit und eheliche Treue gesichert werden, sondern birgt auch große Gesundheitsgefahren. Ihre Opfer, nach UN-Schätzungen über 91 Millionen Mädchen auf dem afrikanischen Kontinent, erleiden nicht nur einen oft nachhaltigen psychischen Schock, sondern drohen nicht selten auch bei der Prozessur zu verbluten oder an Infektionen zu erkranken. Darüberhinaus steigt durch diese Verstümmelung die Gefahr von Totgeburten.
Von “christlich-abendländischen” Demagogen wirddie Sitte oft als Beispiel für die Frauenunterdrückung durch den Islam angeführt. Richtig ist, dass sie unter verschiedenen afrikanischen Ethnien verbreitet ist, die muslimisch sind. Die weibliche Beschneidung stammt jedoch aus vorislamischer Zeit, war wahrscheinlich schon im alten Ägypten verbreitet und ist Teil der traditionellen Kultur der kuschitischen Völker Nordostafrikas (Beja, Afar, Somali, Oromo). Darüberhinaus ist sie aber auch sowohl bei von kuschitischer Kultur beeinflussten Völkern der Region verbreitet wie auch im Sudangürtel und südlich anschließenden Regionen
Westafrikas, bei Muslimen und Anhängern traditioneller afrikanischerReligionen. Auch z.B. bei den überwiegend christlichen Tigriniya Nordäthiopiens gehört die Cliterodectomie zur traditionellen Kultur. Außerhalb Afrikas und also im größten Teil der islamischen Welt ist sie weitestgehend unbekannt, kommt aber unter einigen Gruppen auf der arabischen Halbinsel bis hin nach Kurdistan im Irak vor. Offizielle Verttreter des Islam haben schon lange betont, dass die Sitte mit ihrer Religion nichts zu tun hat.
Seit Jahren ist sie von praktisch allen betroffenen Staaten verboten, seit April 2007 auch in Eritrea. An der gesellschaftlichen Praxis hat das aber oft wenig bis nichts geändert. Entsprechende Verbote in der Kolonialzeit, beispielsweise durch die Briten in Kenia hatten von den Betroffenen als Kulturimperialismus verstanden im Gegenteil damals dem antikolonialen Aufstand weitere Nahrung gegeben. Auch in Uganda, wo die Sitte vergleichsweise wenig verbreitet ist, weisen Aktivisten der Kampagne gegen die Genitalverstümmlung darauf hin, dass ungeachtet des Verbots permanente Aufklärung notwendig bleibt.