Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der französische Präsident Macron hat am 18. April 2020 in einem Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ die Säulen der westlichen Politik gegenüber Deutschland umgestürzt. Das, was er in diesem Gespräch über die Zukunft Europas sagte, legte die westliche Verantwortung für das Schicksal Deutschlands offen und spannte den Bogen von „Versailles 1919“ über Adolf Hitler bis zum deutschen Krieg gegen Polen und die Ausdehnung dieses Krieges durch Frankreich und England auf die Ebene eines Weltkrieges. Ja, so ließ sich der französische Präsident vernehmen, es sei die Politik Frankreichs gegenüber Deutschland gewesen, über die Bestrafung Deutschlands in Versailles den Boden für den Aufstieg des Nationalsozialismus zu bereiten.
Mit dieser fulminanten Aussage hebt sich der junge französische Präsident zu wiederholten Male von der deutschen Bundeskanzlerin und dem deutschen Bundespräsidenten ab. Wenn es zutrifft, was der französische Präsident Macron der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt hat, sind die Vorgänge um Versailles nicht nur der Erinnerung wert. Diese Erinnerung hat die gesamte deutsche Staatsspitze zum Jahrestag der Ereignisse von Versailles im Juni 1919 einhundert Jahre später rundweg abgelehnt. Nichts wurde offiziell verlautbart. Über die Gründe kann man nur mutmaßen. Ist man sich in Deutschland darüber im klaren, dass sowohl NATO als auch die heutige EU aus allen Poren den Geist von Versailles verströmen? Erinnert man sich in Berlin wenigstens daran, wie sich der erste Generalsekretär der NATO, Herr Ismay aus England, zu der Europa bestimmenden Ordnung äußerte: die Russen raus, die Amerikaner rein und die Deutschen unten. Das war nicht nur das britische Denken zu Versailles oder das Postulat von Herrn Churchill in den dreißiger Jahren zu einem wirtschaftlich nicht mehr am Boden liegenden Deutschland. Es war der reinste Ausdruck britischer Kriegsplanung gegen das kaiserliche Deutschland seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Da, wo Präsident Macron offen und deutlich sprach, schlug sich die deutsche Staatsspitze in die Büsche, wo es ihre Pflicht gewesen wäre, nicht nur die Siegesfeiern westlicher Politik gegenüber Deutschland zu besuchen, sondern sich der Geschichte umfassend zu erinnern und Konsequenzen für heutige Politik zu ziehen.
Es ist wohl die Angst vor dem „Heute“, die die geschichtsvergessene Haltung der deutschen Staatsspitze in vergangenen Jahr zur Verweigerung des Gedenkens an Versailles trieb. Denn wie anders als mit dem jeden Gedanken an eine Friedensregelung für Europa nach dem Modell „Versailles“ soll man nach 1990 und vor allem nach dem Putsch in der Ukraine die westliche Politik gegenüber Russland begründen? Da fällt es natürlich leichter, sich als mächtigste Frau der Welt in amerikanischen Magazinen bejubeln zu lassen, als sich einer Politik in der Form einer tödlichen Seuche gegenüber Russland zu verweigern. Die westliche Politik gegenüber Russland ist dem vergleichbar, wie der Westen gegenüber Deutschland seit dem Ersten Weltkrieg über Versailles bis zum Zweiten Weltkrieg und danach gehandelt hat: eine Politik, mit der ein friedensbezogener Staat mit einer sozialen und wirtschaftlich erfolgreichen Grundordnung mitsamt seiner Gesellschaft über die politische und moralische Klippe katapultiert werden sollte. Es ist für die Welt ungemein verdienstvoll, in welcher Weise der russische Präsident Putin unmittelbar vor Weihnachten 2019 in St. Petersburg eine historische Einordnung von „Versailles“ in die geschichtlichen Abläufe des vergangenen Jahrhunderts vorgenommen hatte. Aus der heutigen Sicht hat Präsident Putin dem französischen Präsidenten Macron geradezu den Weg dafür bereitet, im Kartell der damaligen Friedensfeinde der historischen Wahrheit eine Bresche zu schlagen.
Es war Präsident Macron, der den unmittelbaren Bezug von „Versailles“ zu dem Aufstieg der Nationalsozialisten hergestellt hat. Der Satz ist mehr als berechtigt, wenn man das sagt: ohne Versailles kein Herr Hitler und ohne ihn kein Krieg 1939 gegen Polen. Es war aber nicht nur das in Europa verhängnisvolle Verhalten der Siegermächte in den Abläufen, die Versailles ausgemacht haben. Es war die anschließende Finanzierung vorwiegend aus amerikanischen und britischen Quellen für die Nationalsozialisten, die man stramm gegen die damalige Sowjetunion in Stellung bringen konnte. Gerade in diesen Monaten wird an die Geschehnisse des Jahres 1945 erinnert und es werden auch nachdenkliche Reden gehalten. Eine Konsequenz wird in Deutschland nicht gezogen und schon gar nicht angesprochen: sich nicht mehr gegen andere Menschen und Völker in Stellung bringen zu lassen und erst Recht nicht gegen das Volk, das die größten und schmerzlichsten Blutopfer im Zweiten Weltkrieg hat erleiden müssen. Als die deutsche Staatsspitze dem Gedenken an „Versailles“ keinen Platz einräumte, verschwieg sie in fast ähnlicher Weise die Erinnerung an den Schöpfungstag für das deutsche Grundgesetz. Das Grundgesetz postuliert die Verpflichtung Deutschlands, zum Frieden in der Welt beizutragen und verbietet die deutsche Beteiligung an Angriffskriegen. In der neuen amerikanischen Weltordnung ist gerade das die Rolle für deutsche Beteiligung im angelsächsischen Lager.
Seit Hunderten von Jahren führt die angelsächsische Welt Krieg gegen die Welt, die nicht angelsächsisch ist. Vor Jahrzehnten hat der überragend qualifizierte „Wissenschaftliche Dienst es Deutschen Bundestages“ eine Studie darüber erstellt, welche Kriege England in den letzten drei Jahrhunderten geführt und welche Verträge zur Beendigung derselben es den Gegnern aufgezwungen hat. Diese „Verträge“ sind dergestalt, dass für die nächsten dreihundert Jahre aus genau diesen Gründen Krieg geführt werden kann. Die Verpackungen für Kriege sind von einer Art, Zustimmung auch bei anderen für das jeweilige Vorgehen kriegerischer Art zu finden. Verkaufe ist eben die halbe Miete. In der Wirkung haben wir auf dem Globus es mit einer „angelsächsischen Giftküche“ zu tun, deren Kriege andere ausbaden müssen. Anders kann man sich nicht die Wut dieses „Kriegs-Establishments in Washington und London“ gegen den zur Wiederwahl anstehenden amerikanischen Präsidenten Trump nicht zu erklären. Der war von ersten Tag, an dem man ihn wahrnahm, für Verständigung und nicht für Krieg. Er zog sich von Afghanistan bis Syrien aus Konflikten, die seine Vorgänger losgetreten hatten raus. Er drohte sogar mit einer Verständigung, was Russland anbetraf. Als seine Wahlchancen deutlich wurden, brach aus London der „politische Seuchenzug“ gegen ihn los. Da war einer ins Amt gekommen, der die angelsächsische Globalkriegsneigung beenden wollte. Wenn heute die Welt eine Todesseuche erleidet, die aus oder mittels Wuhan die Welt mit Schrecken und Elend überzieht, ist der Todeszoll in den USA der höchste. Man muss nur jeden Abend BBC- oder CNN-Nachrichten verfolgen, um einen Eindruck zu gewinnen. Der Schrecken macht dann Sinn, wenn er gegen Präsident Trump genutzt werden kann. Gerade in Deutschland sollte man dabei vorsichtig sein. Die Bundesregierung hat in den ersten Monaten der Seuche nicht das deutsche Staatshandeln an den Tag gelegt, das zum Standard deutschen Staatshandelns gehörte, wie der „Gemeinsame Ausschuss“ im Verteidigungsfall zeigte.