"Once Upon A Time in Anatolia" zeigt das Leben in einer Kleinstadt, das einer Reise durch die Steppe ähnelt. Die Suche nach der Leiche eines Dorfbewohners, der ermordet wurde, findet meist nachts statt und dauert ganze 157 Minuten. Beeidruckende Kameraführung, die mit ihren bedächtigen Einstellungen eine ganz eigene Atmosphäre der Langsamkeit erzeugt, die sich für den gemeinen Zuschauer, der eher an Action und schnelle Schnitte gewohnt ist, evtl. schwer erträglich gestaltet. So mancher Kritiker nennt das Tempo des Films "hypnotisch". Dass Ceylan von der Fotografie kommt, mag so manches erklären und auch das, dass er der musikalischen Untermalung des Films nicht ganz so viel Bedeutung beigemessen hat, wie er es hätte tun können.
Die Unergründlichkeit des Seins, nicht ganz ohne Augenzwinkern entbehrt hier einer gewissen Komik nicht, wie es auch fast nur die Türken können: Der Arzt und der Mörder reden, um zu schweigen. Ceylan`s Kunst der Diskretion und der Langsamkeit der Bilder kann als Gegenstück zu so manch banalem schnellschnittigen Kinoerlebnis gesehen werden, verlangt aber nach einem geduldigen und gut vorbereiteten Publikum, das die Sprache der ursprünglichen Landschaft wie die menschlicher Gesichter zu vestehen in der Lage ist. Erholsam auch, dass es sich hier einmal nicht um die Außenseiterrolle eines Türken dreht, sondern Zweifel und Zwiste sich ganz auf Anatolien und seine Menschen beziehen, bzw. aus ihnen selbst entstehen.
Großartige Nachtaufnahmen nur mit Autoscheinwerfern und Mondlicht beleuchtet, für das noch extra Kräne aufgebaut wurden, um es besser einzufangen, wie Ceylan in einem Interview erzählt, geben dem Film jene einzigartige Atmosphäre, die die Landschaft oft zum Hauptdarsteller werden lässt… Tarkowsky lässt grüßen.
Titel: "Once Upon A Time In Anatolia"
Ort/Jahr: Türkei 2011
Regie: Nuri Bilge Ceylan
Darsteller: Yılmaz ErdoÄŸan, Taner Birsel, Ahmet Mümtaz Taylan