Keine Frage, Jenkins, Allen, McElroy und auch Dragicevic hätten wir dort vermutet, aber Schaffartzik? Doch der Reihe nach. Keine zwei Minuten sind gespielt, da nimmt Trainer Muli Katzurin die erste Auszeit beim Stand von 2:7.Zuvor setzte Schaffrartzik einen Dreier daneben, McElroy verstolperte und ein weiterer Albatross beging einen Schrittfehler. Auch in der zweiten Europaliga, dem Europacup, werden viele Fehler am Stück bestraft.
Dafür punkten Allen und der frisch eingewechselte Sven Schultze. Die Albatrosse holen auf. Beim Stand von 11:12 nimmt Gäste-Trainer Jasmin Repesa eine Auszeit (7.). Doch die Heimmannschaft bleibt am Drücker. McElroy zeigt sich konzentriert, engagiert und fängt einen Ball des Gegners ab, um allein auf den Korb zuzulaufen und zu punkten. Erstmals führen die Berliner in der großen Mehrzweckhalle am Ostbahnhof. Doch beim 13:12 bleibt es nicht. Das Blatt wendet sich und vor allem Devin Smith (9 Punkte) sowie Donatas Motiejunas (5 Punkte) tragen dazu bei, daß die Gäste mit 18:15 das erste Viertel mit einem Vorsprung abschließen.
Das zweite Viertel beginnt und Lucca Staiger, der unglücklich agiert, wird vom Feld geholt, bekommt von seinem Trainer sichtlich eine "Ansage" (12.). Trägt er allein die Schuld daran, daß die Spielzeit überzogen wurde, daß bis dato wenig zusammenläuft in der Offensive und kein taktisches Abwehrmittel gegen Smith gefunden wurde? Fortan wird er die Bank drücken bis zum Ende der Begegnung. Das Rausnehmen von Staiger bringt kurzfristigen Erfolg. Die Berliner kommen ran. Hinter Smith leuchten auf der riesigen Anzeigentafel unterm Hallendach bereits 17 Punkte. Der Gastgeber findet immer noch kein Gegenmittel, um den stärksten Basketballer an diesem Abend zu stören, seine Kreise einzuengen, seine Wirkung zu minimieren. Beim Stand von 29:33 gönnt sich Treviso erneut eine Auszeit.
Unmittelbar danach zeigt Bryce Taylor einen üblen Wurf (16.). Warum kann die momentane Schwächephase der Gäste der Gastgeber nicht nutzen? Abspielfehler und Fehlwürfe verhindern dies. Liegt die fehlende Konzentration an fehlender Kondition? Sind die Einzelspieler nicht gut genug, um individuelle Stärken geltend zu machen?Trotzdem robben sich die Albatrosse auf 30:30 (17.) heran. Ein Drei-Punkte-Spiel von Taylor bringt Berlin mit 37:235 in Frühung (19.). Doch Dank Smith (mittlerweile 20 Punkte) verkürzen nun die Gäste. Erneut ist es Taylor, der dagegenhält. Mit einem Punkt Vorsprung beim Stand von 39:38 gehen die Berliner in die Halbzeitpause.
Wird Kazurin ein Mittel gegen den Mann der ersten Halbzeit finden? Werden sich die Berliner besser auf die Dreierschützen – Smith schloß von der rechten Seite vier von fünf Versuchen erfolgreich ab – einstellen … so wie bei Stefan Markovic, der drei von vier Versuchen versemmelte?
Im Gegenteil. Wie von Sinnen legen die Gäste los. Keine drei Minuten sind nötig, um aus einem Rückstand eine 39:51-Führung zu zaubern. Endlich trifft Schaffarzik zwei Mal hintereinander. Berlin verkürzt auf 45:54 (25.). Nach den Berlinern nehmen auch die Trevisoer eine Auszeit (26.). Jenkins mit einem Dreier (26.) und Schaffartzik punktet erneut (27.). Die Hausherren verkürzen auf 51:54. Wir sehen Schulze mit einem Tempogegenstoß (28.) und das Ergebnis 53:56. Und wir sehen den ebenfalls unermüdlich kämpfenden Schaffartzik mit einem Vierpunktespiel (30.). Der Junge belohnt sich und zeigt, was er kann, wenn er will und darf. Trotz alledem führen die Gäste nach drei Vierteln völlig uneinholbar mit 63:59.
Daß sie nich ums Weiterkommen bangen müssen, spüren die Schlachtenbummler der Gäste früh. Sie belustigen sich mit dem Maskottchen der Berliner und feuern den komischen Vogel an. "Albatross, Albatross", skandieren ein Dutzend Tifosi hörbar, weil beim Berliner Anhang zu selten Hoffnung keimt.
Jenkins zeigt, daß er auch Dreier kann, und so führt Berlin mit 67:65 (35.). Geht da noch was? Die Berliner, zur Erinnerung, müssen mit fünf Punkten gewinnen in diesem Alles-oder-nichts-Spiel. Brian Skinner gleicht mit zwei Freiwürfen aus. McElroy zeigt nun Nerven, verwirft zwei Freiwürfe (36.). Auszeit Berlin beim Stand von 67:73. Zu Dauerbankdrücker Staiger gesellen sich Schultze und Jenkins, deren regelwidriges Spiel je fünf Mal bestraft wurde.
Der Drops ist gelutscht. Zum Schluß leuchtet ein 82:74-Sieg von den Anzeigenflächen und über allen Devin Smith. Treviso gewinn in Berlin. Die Hauptstadt-Basketballer sind nach ihrer dritten Niederlage im Eurocup raus aus dem Wettbewerb. Warum? Weil sie trotz Leistungssteigerung gegenüber dem für meinen Geschmack mittelmäßigen Auftreten gegen ein niveauloses Bayreuth, das man allerdings ungefährdet besiegte, kein Mittel gegen den Überflieger Devin Smith fand, der von allen Männern an diesem Abend die längste Zeit auf dem Parkett verbrachte, um 35 Punkte zu erzielen. Hut ab vor dieser Leistung, die allein bestaunen zu dürfen das Kommen Wert war.