Optisch ist er ein großer Wurf. So rasant trat seit dem legendären Toyota 2000GT, gebaut von 1967 bis 1970, kein japanisches Sportcoupé mehr aus. Da stimmt alles in den Proportionen. 4,24 Meter kurz ist der GT 86, ausgesprochen schnittig das Design: mit forscher Frontpartie, flacher Motorhaube, die sich seitlich leicht nach oben wölbt, maßvoll verbreiterten Radkästen, großkalibrigen Acht-Zoll-Endrohren und bulligem Heck mit moderatem Spoiler. Einfach eine Augenweide. Von seinem Subaru-Zwilling, mit dem er in Japan vom gleichen Subaru-Band läuft, ist der GT 86 freilich kaum zu unterscheiden, mal abgesehen vom Firmenlogo. Doch selbst wenn man die Motorhaube öffnet, lässt der Toyota auf der Abdeckung des Vierzylinder-Boxermotors ganz ungeniert die Bezeichnung „Subaru“ erkennen. Das ist zumindest ehrlicher als die Praxis beim Porsche Cayenne, dem man ein Porsche-Schild auf die Abdeckung des VW-Motors pappt.
Die Entwicklung dieses 2+2-sitzigen Sportflitzers ist ein Gemeinschaftswerk von Subaru und Toyota, die bereits geplant war, bevor Toyota Anfang 2008 seinen Anteil an Subaru auf 16,5 Prozent verdoppelte. Toyota hat das Grundkonzept und das Design entwickelt, Subaru steuert die Plattform und den für die Autoschmiede mit den sechs Sternen im Logo typischen Boxermotor bei. Die beiden japanischen Hersteller haben sich bewusst für das Bauprinzip mit Frontmotor und Heckantrieb entschieden und darauf verzichtet, die Allradkompetenz von Subaru zu nutzen. Dem Sportkonzept hat’s gut getan, denn der flache Motor sorgt für einen niedrigen Schwerpunkt. Zusammen mit nur 1.239 Kilogramm Leergewicht und der Achslastverteilung von 53 zu 47 sind das ideale Voraussetzungen für eine gute Straßenlage.
Sportwagenflair findet man auch im Inneren. Da nimmt man gern Platz auf den gut geformten Sitzen vorn, die hervorragenden Seitenhalt bieten. Am Armaturenbrett dominiert, klar, der große Drehzahlmesser. Links daneben liegt der deutlich kleinere Tacho mit filigraner und leider schwer ablesbarer Anzeige. Gut, dass es auch noch eine auffällige digitale Tempoanzeige gibt, die den Fahrer davor bewahrt, ein Blitzlichtgewitter an Radarfallen auszulösen. Angenehm ist das sehr kleine und handliche Lederlenkrad.
Die Sitzposition des Fahrers ist recht tief. Da sieht man kaum die vordere Abgrenzung des Wagens und noch viel weniger nach hinten. Da sollte man gleich die Parkpiepser fürs Heck ordern, um Blechschäden beim rückwärts Einparken zu verhindern (390 Euro extra).
Toyota bietet den GT 86 zwar als 2+2-Sitzer an, aber die Rücksitze sollte man nicht mal Kindern zumuten. Man nutzt sie sinnvoller als Gepäckablage. Der Kofferraum (243 Liter) ist für einen Sportwagen großzügig und das Ladevolumen lässt sich durch Umklappen der Rücksitzlehnen noch erweitern.
Die Grundausstattung lässt nur wenige Wünsche offen, umfasst sie doch Zweizonen-Klimaautomatik, Xenonscheinwerfer, LED-Tagfahrlicht, Torsen-Differentialsperre an der Hinterachse, ein in drei Stufen regulierbares ESP, Multimedia-Audiosystem und schlüsselloses Öffnen und Motorstarten. Optional wird die Sechsstufenautomatik samt Schaltpaddeln am Lenkrad für 1.500 Euro angeboten, die akustische Einparkhilfe, ein Navigationssystem (550 Euro), Leder-/Alcantaraausstattung samt Sitzheizung (1.600 Euro) und das – verzichtbare – Aero-Paket mit Spoilerkit für Front und Heck, Seitenschweller und größerem Heckflügel für 1.400 Euro.
Reinsetzen, Startknopf drücken, losfahren. Zügig kommt der Zweiliter-Boxermotor zur Sache, richtig sportlich wirkt er aber nur, wenn man die Gänge wirklich hochdreht und fleißig die knackige, zuweilen etwas kratzige Sechsgangschaltung durch die Schaltboxen jagt. Der Motor ist ausgesprochen drehfreudig, lässt sich leicht bis über 7.400 Touren hochjubeln. Und hohe Drehzahlen braucht der GT 86. Unter 3.000 Touren tut sich nicht viel, erst ab 4.000 Touren wird er richtig wach, ab 6.000 Umdrehungen legt er eine Schippe nach und klingt dann – mit Soundgenerator – auch kerniger. Erst zwischen 6.400 und 6.600 Touren erreicht er sein maximales Drehmoment von 205 Newtonmetern. In 7,6 Sekunden spurtet er bei Bedarf (im dritten Gang) auf 100 km/h und erreicht bis zu 226 km/h. 7,8 Liter Normverbrauch gibt Toyota an. Aber das ist so theoretisch wie nur irgendetwas. „Artgerecht“ bewegt, gönnt sich der GT 86 locker zehn Liter.
Dazu animieren auch seine Fahreigenschaften. Dieser Toyota ist ein wahrer Kurvenfresser. Fantastisch ist die Straßenlage, sehr exakt und zielgenau die Lenkung. Wer Lust aufs Driften verspürt, kann den Schleuderverhinderer ESP auf späteres Eingreifen umschalten, und wer sich seiner Fahrkünste sicher ist, kann es auch ganz ausschalten. Doch das dürften nur wenige der 2.000 Käufer sein, die sich nach Toyotas Vorstellungen noch in diesem Jahr einen GT 86 anschaffen werden.
Im Detail: Toyota GT 86
Fahrzeugklasse: Sportcoupé; Motor: Vierzylinder-Boxer, 16 Ventile; Übersetzung: Sechsgangschaltgetriebe; Hubraum: 1.998 ccm; Leistung: 200 PS/147 kW bei 7.000 U/min.; Maximales Drehmoment: 205 Nm bei 6.400 bis 6.600 U/min.; Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 7,6 sec.; Höchstgeschwindigkeit: 226 km/h; Kraftstoffart: Superbenzin; Verbrauch (Norm): innerstädtisch: 10,4 Liter/100 km, außerstädtisch: 6,4 Liter/100 km; insgesamt: 7,8 Liter/100 km; CO2-Emis ¬sion: 181 g/km; Abgasnorm: Euro 5; Effizienzklasse: k. A.; Tankinhalt: 50 Liter; Theoretische Reichweite: 657 km; Antrieb: Hinterradantrieb; Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.240 mm/1.775 mm/1.285 mm; Radstand: 2.570 mm; Kofferraum: 243 Liter; Leergewicht: 1.239 kg; Zulässiges Gesamtgewicht: 1.670 kg; Wendekreis: 11,4 m; Bremsen vorn/hinten: Scheiben innenbelüftet/Scheiben innenbelüftet; Räder: Leichtmetall; Bereifung: 215/45 R17 ; Basispreis: 29.990 Euro.
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