Er lobte Unternehmenskultur, soziale Verantwortung und gesellschaftliches Engagement des Unternehmens sowie die Manager der Nachkriegszeit. Nach eigener Darstellung von Bosch war die Nazizeit für die Firma gekennzeichnet durch Anpassung an die NS-Herrschaft einerseits und durch Beteiligung der Führungsetage am Widerstand gegen das Regime anderseits. »Im Zuge des Facharbeitermangels durch den Krieg beschäftigte Bosch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.« Produziert wurden elektrische Komponenten »nur« für Militärfahrzeuge. Ob und wie die Firma Wiedergutmachung an die ausgebeuteten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen leistete oder leistet, wurde mit keiner Silbe erwähnt.
Den Preis erhielt gleichzeitig der Filmemacher Michael Verhoeven für sein filmisches Lebenswerk, darunter der Vietnamfilm »O.K.« (1970), »Die weiße Rose« (1982), »Das schreckliche Mädchen« (1989), »Mutters Courage« (1994), »Der unbekannte Soldat« (2006) und »Menschliches Versagen« (2008) – letzterer über die Enteignung der jüdischen Bevölkerung in der Nazizeit.
In seiner Laudatio bezeichnete Hans Helmut Prinzler Verhoevens Werk als vielfältig, zum Teil sehr unterhaltsam und in seinem Kern politisch. Ein großes Thema sei die deutsche Vergangenheit. Verhoeven begibt sich auf die Spurensuche nach Schicksalen von Menschen, von Tätern und Opfern, in der Nazizeit, nach ihren Erfahrungen, ihrem Denken und ihren Haltungen. Verhoevens Filme sind nicht harmlos. Das beweist die Tatsache, dass »Die weiße Rose« ein juristisches Nachspiel hatte: Nach langem Zögern der Justiz wurden die Urteile des Volksgerichtshofes gegen die Antifaschisten offiziell aufgehoben.
Gute Gelegenheit: Verhoeven rief die anwesenden Besserverdienenden auf, ein Memorial für die vergessenen jüdisch-deutschen Filmstudios in Berlin-Weissensee zu unterstützen. Mittelpunkt könne das Kino Toni sein. Das Projekt solle die verlorene jüdische Filmgeschichte zurückbringen.
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Erstveröffentlichung in junge Welt vom 17.11.2009.