In dieser manchmal wie ausgestorben wirkenden Gegend sind Touristen rar, doch von den Einwohnern freundlich begrüßt: „Hola! Qué tal?“ Guten Tag, wie geht`s? Wer auch nur ein paar Brocken Spanisch spricht, wird gleich in ein Gespräch verwickelt. Wenige Besucher, und doch sind ihre Unterkünfte äußerst nobel. Wer sich im Husa-Hotel in La Iglesuela del Cid (Deutsch: Das Kirchlein des Herrn) einmietet, einem 500-Seelen-Dorf auf 1.227 Höhenmetern, schläft in einem Renaissance-Palast vom Feinsten: der Fußboden in der Eingangshalle wie eh und je mit rundgewaschenen und zu Mustern gestalteten Flusssteinen gefliest, der Treppenaufgang original erhalten, überall kostbare Dekorationsstücke, an denen sich offenbar niemand vergreift. Das Dorf war ehemals Sitz des Templerordens, der es von den Mauren zurück eroberte. Schafwollhandel mit Venedig hatte es reich gemacht. Das zeigte man gern nach außen: auf der einen Straßenseite wohnte die Herrschaft, auf der anderen die Bediensteten.
Der Marienmonat Mai bringt mit Wallfahrten und Prozessionen Leben in die religiös geprägten Dörfer. Aber wozu die überall aufgestellten Eisengitter? Das erklärt der Reiseführer: Bei den legendären Stierrennen während der „Fiestas“ dienen sie als Fluchtpunkt, will man nicht aufgespießt werden. Es wäre zu aufwändig, sie zu entfernen. Zu zahlreich sind die Feste, bei denen neben Hunderten von Tieren jeweils ein Stier mit zwei Feuerkugeln auf den Hörnern durch die Nacht läuft. Die „Fiestas“ finden im Juli und August zum Gedenken an den Schutzpatron statt. Tierschützern sei gesagt, der „toro“ ist vor Verbrennungen geschützt. Dennoch eine für viele unverständliche spanische Eigenart. Aber alles ganz unblutig, weniger spektakulär als in Pamplona, der Stier gehört zu den Volksfesten wie anderswo die Schießbuden.
Das sich beeindruckend zwischen zwei steile Felswände drückende Cantavieja spielte als uneinnehmbares Quartier von General Ramón Cabrera in den Karlisten-Kriegen (1834-40) eine Rolle. Hauptattraktion von Molinos ist die 138 Stufen hoch gelegene „Gruta de Cristal“, eine Grotte mit außergewöhnlichen Tropfstein-Gebilden auf kleinstem Raum. Da bestaunt man Heiligenfiguren, Maria mit dem Jesuskind, eine Hochzeitstorte samt Brautpaar auf der Spitze und eine Unterwasserwelt mit schönsten Seeanemonen.Ein weiteres Wunder bietet Galve. Hier sind Dinosaurier-Spuren in den Felsen zu sehen. Ihr Skelett und viele einzelne Knochen zeigt das Museum. Im Zeichen des Stiers steht auch die Provinzhauptstadt Teruel. Ein kleiner Stier, „el torico“, schmückt gar den Brunnen auf der Plaza Mayor. Die „Fiestas de la Vaquilla del íngel“, zu Ehren des Schutzpatrons Santo Angel jeweils am zweiten Sonntag im Juli gefeiert, gehen zurück auf die legendäre Gründung der Stadt: Ein mutiger Stier war es, der den aragonesischen Rittern unter Alfons II. von Aragonien im Jahre 1.171 half, die Stadt aus der Mauren-Herrschaft zurück zu erobern.
Fürderhin jedoch lebten Mauren und Christen friedlich nebeneinander, und letztere profitierten von den schöpferischen Fähigkeiten der Mauren. Denn sie verzierten Backsteinbauten mit bunt glasierter Keramik, auf Dächern und an Wänden, mal zu spitzen, mal zu runden Bögen geformt. Dieser Mudéjarstil genannte Schmuck gibt den vier Türmen der Stadt aus dem 13. und 14. Jahrhundert eine verspielte Heiterkeit, ja selbst der Kathedrale. Sie hat zudem eine so schön bemalte Kassetten-Decke, dass einer der Bischöfe einen Balkonumgang bauen ließ, auf dass Kirchgänger sie aus nächster Nähe betrachten können.
Gäste sind das ganze Jahr willkommen.
Anmerkung:
Vorstehender Beitrag von Elke Backert ist eine Erstveröffentlichung.













