Tendenz der „Tendence 2009“ zeigt abwärts – Wirtschaftspressekonferenz der früheren Herbstmesse, jetzt vom 3.-7. Juli Messe Frankfurt

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Lassen wir also die Krise einmal beiseite und auch die Widersprüchlichkeiten der letzten Jahre, von Aufsplitterung der alten Herbstmesse in verschiedenen Teilbereiche, ständig veränderte Namensgebung, und nun das zweite Mal das Vorziehen in den Sommeranfang, bleiben genügend strukturelle Gründe, die für das Wegbleiben so vieler früheren Aussteller angeführt werden können. Oder umgekehrt, wenn wir Herrn Yazdtschi als gleich sechsfacher Aussteller auf der Messe richtig verstanden haben, der das Glas halbvoll sieht und nicht halbleer:  Erstaunlich ist, wie viele Aussteller trotz aller Schwierigkeiten noch kommen und diese Messe auf Dauer erhalten werden. Das glaubt auch der zuständige Geschäftsführer Michael Peters, der gemeinsam mit Frau Naumann und dem Gilde-Vertreter die Gründe für den dramatischen Rückgang klärte und erklärte. Denn immerhin bleibt auch die reduzierte Tendence die zweitgrößte Konsumgütermesse der Welt.

Das Stichwort Konsumgütermessen  muß fallen, um den Rückgang zu erklären, denn in den letzten Jahren wurde in diesem Sektor viel weniger verkauft, bzw. durch Kunden gekauft, als produziert wurde. Wir alle haben in den Zeitungen verfolgen können, wie insbesondere Porzellan und Glashersteller ins Trudeln geraten sind. Namen wie Hutschenreuther, Bohemia Glas, Rosenthal, die einst „Namen wie Donnerhall“ (Peters) gewesen seien, können nur mit Tricks überleben.

Aber jetzt zu den Fakten. Die mit dem Bereich Wohnen  und Geschenke frühere dritte Abteilung der Messe: Tisch und Küche (auf die überflüssigen englischen Bezeichnungen dieser deutschen Messe: living, dining, giving gehen wir einmal nicht ein) ist ersatzlos weggebrochen. Die Absagen durch potentielle Aussteller waren so umfangreich, daß die verbliebenen Aussteller nun in den beiden anderen Bereichen untergeschlupft sind, zu denen als Sonderabteilungen noch die „Collectione“ – Waren für Frühjahr und Sommer 2010 – und „Passage“, rund 800 Aussteller aus Übersee, gehören. Das nun allerdings paßt genau in den strukturellen Niedergang der oben genannten Firmen, die ja nur die Spitze des Eisbergs sind. Wenn Michael Peters ausführte: „Wir können nicht gegen die Konjunktur, nicht gegen den Strukturwandel erfolgreiche Messen machen“, hat er das wirtschaftliche Argument auf seiner Seite. Denn vor zehn Jahren in prosperierenden Zeiten waren noch fast doppelt so viele Aussteller vertreten wie heute.

Da die Konjunktur für die Konsumgüter so geschwächt ist, werden auch in den meisten Produktionsstätten nicht mehr zwei – oder sogar dreimal im Jahr neue Kollektionen aufgelegt. Dies ist einfach zu teuer und rechnet sich für die Betriebe nicht. Mit Ausnahme der Geschenkindustrie, die nicht nur weiterwächst, sondern die von den Jahresfesten wie Ostern und Weihnachten lebt und jeweils auf diese zugeschnittene Angebote bringen muß, will sie verkaufen. Und auch der Winter- und Sommer hat im Möbel-/Dekorbereich durch den Zug nach Draußen auf Terrasse und Garten eine viel größere Bedeutung als beispielsweise Geschirr, Gläser  oder Tischdecken, die man winters wie sommers identisch benutzen kann. So wird auch verständlich, weshalb die heutige Tendence nur noch etwa die Hälfte der Aussteller der  heutigen Ambiente hat, denn wer nur einmal seine Produktion vorstellt, entscheidet sich für die Frühjahrsmesse. Daß diese Interpretation richtet ist, ergibt sich auch daraus, daß – wie Peters ausdrücklich betonte – die Weggebliebenen nicht auf andere Messen ausweichen, sondern sich grundsätzlich messeabstinent verhalten.

Kommen wir zu den Zahlen und Ausstellern. „Wir haben in diesem Jahr nach der vorläufigen Statistik 788 Aussteller weniger gegenüber dem Vorjahr und fallen auf 2 091 Aussteller zurück. Die Fläche geht damit um ca. 30 000 qm zurück. Das sind Zahlen die eine deutlich Sprache sprechen.“, so Peters. 2 091 Aussteller heute stehen also  den vorjährigen 2 879 gegenüber, das ist ein Rückgang von 788. Deutsche Aussteller zählen 913 (Vorjahr 1200) und aus dem Ausland kommen 1178 (Vorjahr 1679). Von diesen sind über 317 Neuaussteller, also das erste Mal dabei. Unterm Strich bedeutet das, daß von den letztjährigen 2 879 Ausstellern nur noch 1774 wieder dabei sind. Ein noch viel dramatischerer Rückgang.

Betrachtet man dies länderspezifisch, fehlen die Amerikaner drastisch (von 22 auf 5), die Russen völlig (von 3 auf 0), sehr viele Länder, die 2008 noch mit einem Aussteller vertreten waren, sind nun verwaist. Stabil geblieben ist China mit 286 (Vorjahr 299), rückläufig Indien mit 199 (Vorjahr 242) und Niederlande 117 (143), Hongkong 58 (96), Indonesien 20 (46), Taiwan 63 (112), Thailand 36 (100), Vietnam 35 (57), Kenia 2 (6), Tunesien 2 (13).Neu dabei ist Finnland mit einem Aussteller, was einen wundert, denn finnisches Design war in der Bundesrepublik stets sehr beliebt. Und auch Irland bringt drei Aussteller statt bisher zwei mit. Man sieht also eindeutig, daß nicht nur der amerikanische Markt fast weggebrochen ist, sondern wie ungeheuerlich der Rückgang an Ausstellern auch im asiatischen Raum ist. Die Folge sind dann reduzierte Besucherströme. Denn der ökonomische Erfolg der Messe mißt sich an zweierlei Maß. Für die Messeteilnehmer am Verhältnis von Ausgaben und Einnahmen, sprich, wieviel auf dieser Messe geordert wird.

Für die Messe Frankfurt ist ein Rückgang der Aussteller und Besucherzahlen verbunden nicht nur mit einem Rückgang der Standmieten und Besucherkartenverkäufe, sondern auch der Betreuung durch Speis und Trank, von der Frankfurter Hotellerie ganz abgesehen. Den Argumenten des Geschäftsführer Peters, daß sich der Rückgang der Ausstellerzahlen im Bereich dessen bewege, was auch die Entwicklung des Leitzinses aufweise, läßt sich wenig entgegenhalten. Er hat die Schlusskurse am 1. Juni ins Verhältnis von 2008 und 2009 gesetzt und kommt zu Verlusten der einzelnen internationalen Aktienmärkte von 30,99 Prozent,  32,84 und 32,44 Prozent. Der Ausstellerrückgang im Ausländerbereich beträgt in Frankfurt analog dreißig Prozent. Auch für Deutschland gilt: Der Dax verlor um 27,54 Prozent. Der Ausstellerrückgang der Deutschen beträgt rund 24 Prozent.

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