Angesichts der stabilen Goldkurse in Krisenzeiten macht es durchaus Sinn, dass eine uralte Ninja-Organisation sich nach Jahrtausenden mit der exakt gleichen Summe in Gold bezahlen lässt. Unauffällig ist dergleichen nicht, besonders wenn die Organisation ihren traditionellen Namen beibehält: Hundert Pfund Gold an den Ozuno-Clan auf der Jahresendabrechnung? Oh, das ist bloß der Sushi-Imbiss, bei dem ich immer bestelle. So kommt die Agentin Mika Coretti (Naomie Harris) einem „Ninja Assassin“ auf die Spur. Zuvor illustriert ein Vorspann den Berufsalltag von Ninjas. Ein alter Mann erzählt von übernatürlich starken Kämpfern, deren Namen er nicht aussprechen dürfe. „Ninja? Das ist das Wort, das du nicht sagen darfst?!“ Genau und wehe, einer lacht! Der wird umgebracht, wie eine Gangsterbande und der Alte, der damals dank eines seltenen Geburtsfehlers, bei dem die Organe spiegelverkehrt im Körper liegen (Merken, ganz wichtig für die Handlung!), überlebte. Ninjas tranchieren ihre Opfer so lautlos und schnell, wie es sich selbst geübte Köche beim Weihnachtsbraten nur erträumen können. Solche Kämpfe liefert sich der gute „Ninja Assassin“ Raizo (Rain) mit bösen Ninjas des Ozuno-Clans. „Für mich sieht der nicht wie eine Killermaschine aus. Eher wie das Mitglied einer Boyband.“ Fast. Hauptdarsteller Rain ist in Asien ein Popstar und seine Darstellungskunst dürftig.
Den Rest der zuverlässig in ein Schlachtfest mündenden Aktionen hält Drehbuchautor Matthew Sand für so kompliziert, dass er Mika dem Publikum beim Kombinieren zu Hilfe kommen lässt: „Wenn ´s dir nichts ausmacht, werde ich einige Teile des Puzzles zusammensetzen.“ So erfährt man, dass Ninjas von Geheimbünden entführte und zu Kämpfern ausgebildete Waisenkinder sind. Ungeklärt bleibt, wie Mika den Blut überströmten Raizo in ein sauberes Motelbett kriegt, warum das Sondereinsatzkommando nicht auf das mit Wurfsternen gespickte Fluchtauto Mikas und Raizos aufmerksam wird und wieso niemand darauf kommt, dass der international gesuchte Ninja der neue Mieter ist, der den ganzen Tag mit exotischen Ninja-Waffen trainiert. Selbige kommen ausgiebig zum Einsatz, wobei Blut nicht spritzt, sondern sich sintflutartig ergießt. Mit dem Rohmaterial der Sequenzen verfuhr man im Schnittraum wie der „Ninja Assassin“ mit seinen Opfern: blitzschnell zerstückelt und die Einzelteile durcheinander gestreut. Sind die Metzeleien unübersichtlich genug, wird das Publikum garantiert glauben, hoch spektakuläre Effekte gesehen zu haben.
Vom ersten Blutreigen schneidet McTeigue auf Curryketchup – auf echt Berliner Currywurst! Geheimorganisationen agieren in „Ninja Assassin“ in ausgedienten Stasi-Quartieren und treffen sich „an der üblichen Stelle“ – der Mauer. „Was machst du in Berlin?“, fragt die irritierte Mika in einer Szene. Hollywood-Studios kann sich keiner mehr leisten. Die Rezession hinterlässt deutliche Spuren. Currywurst-Budenbesuch fällt in „Ninja Assassin“ unter „miteinander ausgehen“ und McDonalds ersetzt beim Geschäftsessen zukünftig wohl die Belle Etage im Luxushotel. Nicht nur über Ninjas lernt man dazu: „Eine forensische Ermittlerin ist nur eine Bibliothekarin, besser ausgedrückt.“ Cool, dann war die eigene Mutter quasi forensische Ermittlerin! „Wenn man schläft bedeutet das nicht, dass man nichts hört.“ Darum sind Schnarcher so lästig. In Abwandlung eines Vergleichs, den „Ninja Assassin“ in seinen kruden Dialogen bemüht: Logik ist für McTeigue und Sand ein Problem, wie Moses für den Pharao ein Problem war. Aber wozu beschweren: „Wenn sie den Tango der Aufmüpfigen tanzen wollen, dann bitte nicht vor den Kindern!“ – Anders formuliert: „Ninja Assassin“ ist eine anspruchslose Billigproduktion, die ihren hohen Unterhaltungswert der unfreiwilligen Komik verdankt. „Du glaubst das sind Schmerzen? DAS sind wahre Schmerzen!“ , heißt es im Film. Wahre Schmerzen sind die Lachkrämpfe beim Ansehen. Wie war das bei den Teenage Mutant Ninja Turtles? Karabunga!
Titel: Ninja Assassin
Land/ Jahr: USA 2009
Genre: Actionfilm
Regie: James McTeigue
Drehbuch: Matthew Sand
Darsteller: Rain, Naomie Harris, Ben Miles, Rick Yune, Sho Kosugi
Laufzeit: 99 min.
Verleih: Warner Bros.
www.NinjaAssassin.net