Schlagworte Wirklichkeit
Schlagwort: Wirklichkeit
„Das ist das Hexen-Einmaleins“ – „Hexen. Mythos und Wirklichkeit“ zaubert kulturgeschichtlich...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Es gibt wenige Themen, die seit Jahren so virulent sind wie Mittelalter und Hexen. Auch in Ausstellungen. Gar nicht, weil Mittelalter und Hexen zusammenhängen, das sind Volksmärchen, sondern weil sie über die Jahrhunderte einen Grusel erzeugen, aber auch ein gewaltiges Interesse, wie das wirklich war. Was das Mittelalter angeht, dem sehr viel spätere Zeiten das falsche Attribut ’dunkel’ aufhalsten und das seit Jahrzehnten nun in Spektakeln, damaligen Kostümen, vor allem aber Getränken und Speisen neumodisch wiederersteht, so gibt es dafür einen historischen Kern, der allerdings die Macher der neuartigen Mittelaltermysterien kaum schert. Wir nun wiederum finden alles gut, was Heutige einen Blick zurückwerfen läßt. Das gilt auch für Hexen und erst recht für Hexen, denn diese hat es ja eigentlich nicht gegeben und doch sind sie verbrannt, gevierteilt und gerädert worden und haben in vielen Gesellschaften die Rolle der Blitzableiter gespielt. Gilt das nicht auch für heute? Muß nicht schnell die Zuschreibung als Hexe her, wenn eine Frau an Einfluß gewinnt, erst recht über einen Mann oder eine ganze Mannschaft.
Novemberelegie oder auch: Aufzeichnungen aus einem Totenhaus – Die Oper Frankfurt...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wie die Faust aufs Auge. So gerierte sich das Wetter, als diese 1920 mit großem Erfolg uraufgeführte Oper des von den Nazis vertriebenen und 1897 in Brünn geborenen, also erst 23 jährigen Korngolds in Frankfurt Premiere hatte: Regen und Wind, Wind und Regen. Aber während man draußen naß wurde, war es im Opernhaus drinnen durchaus heimelig, denn das hat was, das Wehklagen und um die eigene Achse Drehen bei anderen zu verfolgen, die Obsessionen und Verzweiflungen dieser anderen sind immer interessanter als die eigenen, denn sie gehen vorbei, und wüßte man nicht selber, daß Liebe und Tod weh tun, jedes für sich und potenziert dann zusammen noch mehr, dann hätte das etwas rein Geschmäcklerisches, was wir da auf Bühne so wohllautend und schön anzusehen erleben. Denn ästhetisch, hochartifiziell und klug-geschickt inszeniert (Anselm Weber) kommt diese Dekadenz daher, wie aus einem Guß und das ist paradoxerweise auch die einzige Kritik, die wir an dieser Aufführung haben, in der alles stimmt und schlüssig ist, sehr gut gesungen, meist gut gespielt wird, mit herrlichen Nebenrollen garniert, mit vielseitigen Chören, Männer, Frauen und Kinder und einem Orchester, das seinem Dirigenten Sebastian Weigle gewissermaßen zuschnurrt: der eine Guß.