Dienstag, 05. November 2024
Schlagworte Teppich von Bayeux

Schlagwort: Teppich von Bayeux

Wie ein Comic – Serie: „Der Teppich von Bayeux“ zeigt in...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - So lautet die Geschichte, die man dem Teppich entnimmt. Seine eigentliche Sensation ist aber die Art der Darstellung. Obwohl die Perspektive als naturgetreue Wiedergabemöglichkeit noch nicht erfunden war, sind im Teppich viele Vorboten versammelt. Man staffelt beispielsweise Schiffe und Menschen und deutet so ein Hintereinander und Aufeinander an. Obwohl Film und Video noch nicht erfunden sind, stellt man eine Szene, wo das Schiff zu weit vom Ufer entfernt ist, das die Soldaten aber besteigen müssen, folgendermaßen simultan dar. Der eine tritt mit vollständigem Beinkleid die Treppe am Kai hinunter, der nächste hat schon die Schuhe ausgezogen, der andere einen Strumpf und der dem Schiff nächste die gesamten Beinkleider, hat also nackte Beine tief im Wasser, die – in unseren Augen später – hier aber sofort auf dem Schiff wieder ordentlich bekleidet sind. So ist wirklich jede der rund 50 Szenen voll von Leben und den wunderlichsten Einfällen für jedes Detail.

Im Bild gefärbte Geschichte – Serie: „Der Teppich von Bayeux“ zeigt...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - So detailreich der Teppich ist, so holzschnittartig müssen wir erst einmal die Geschichte und überaus komplizierte Vorgeschichte zusammenfassen. Wilhelm, der spätere König und Eroberer, genannt Wilhelm, der Bankert, war das illegitime Kind des Grafen Robert von der Normandie, das als Wilhelm II. im Jahr 1035 seinem Vater nachfolgte und 1066 als Wilhelm I. englischer König wurde. Nordwestfrankreich war wie England ein bevorzugtes Einfallsgebiet für Seeräuber und Heere aus den skandinavischen Ländern, die einst Nordmänner, also Normannen genannt wurden, erst im 19. Jahrhundert zu den Wikinger wurden, ein zuvor nicht häufig angewendeter Begriff aus dem frühen Mittelalter. Auf Englands Thron saß Eduard, der Bekenner, ein Cousin Roberts, des Vaters von Wilhelm, der in der Normandie aufgewachsen, lange dort gelebt hatte und England nach diesem Bild formen wollte. Er soll – genau weiß man das nicht – beim Besuch Wilhelms im Jahr 1051 am englischen Thron, diesem, da kinderlos, die Königswürde versprochen haben. Im Jahr 1064 setzt nun die Geschichte auf dem Teppich ein.

Als vor fast tausend Jahren die Wikinger in einer Invasion England...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wie schön, dass Geschichte nicht nur uns interessiert, wie schön, dass Geschichten aus der Geschichte in Form eines Teppichs zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Normandie gehören, zu der die Touristen aus aller Welt anreisen, über 400 000 jährlich, davon über die Hälfte aus dem Angelsächsischen, nur zwanzig Prozent sind Franzosen! Geradezu herrschaftlich wird der Teppich, der zeigt, wie es zur Schlacht bei Hastings im Jahr 1066 kam und wie diese verlief, im palastartigen Centre Guillaume le Conquérant, den wir als Wilhelm den Eroberer kennen, mitten in der schönen alten Stadt Bayeux uns vor Augen geführt. Dieser siebzig Meter lange gestickte Wandteppich ist historisch so einzig wie künstlerisch hochwertig und geradezu generalstabsmäßig hat die Museumsleitung mit perfekter Organisation dafür gesorgt, dass die Tausende von Besuchern täglich in den wichtigsten Sprachen der Welt am Ohr in aller Ruhe die hochpolitischen wie tiefprivaten Szenen mit eigenen Augen betrachten und sich so selbst einen Reim darauf machen können, warum die Normandie Normandie heißt, was es mit den Normannen also auf sich hat und weshalb die Wikinger Kultstatus gewannen.

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