Schlagworte Künstleroper
Schlagwort: Künstleroper
Eine Oper ohne Frauen – Harry Kupfer und Kirill Petrenko retten...
Frankfurt (Weltexpress) - Ein Stilbruch. Ein absoluter Stilbruch, den Harry Kupfer sich da mit den zwei kurzbekittelten Krankenschwestern leistet, Assistenzfiguren, die auf Stöckelschuhen den fast schon debilen Prälaten im Rollstuhl zum Konzil zu Trient im Jahr 1563 führen. Denn Frauen kommen in dieser Oper nicht vor. Es sei denn sängerisch als Hosenrolle, wie Palestrinas Sohn Ighino (Britta Stallmeister) und sein Schüler Silla (Claudia Mahnke), die sich als Jungmänner von der gewaltigen Vielfalt der Bässe vom hellen Ton her einfach abheben müssen. Und es sei denn als Geist, die Erscheinung der Lukrezia, Palestrinas verstorbener Frau, deren Tod den alten Meister so in die Verzweiflung stürzte, daß sein Genius fortan ausgetrocknet blieb. Aber wie es mit den Frauen, dem Weggeschobenen und Verdrängten so geht, sie spielen in diesem reinen Männer- und Machtstück mit 40 Mitwirkenden dennoch die entscheidende Rolle. Denn so wie Lukrezias Tod den Komponisten schachmatt setzte, so kann er erst nach ihrem aufmunterndem, kraftgebenden postmortalem Erscheinen in der Gefängniszelle im ersten Akt wieder komponieren und notiert in einer einzigen Nacht die ganze, vom Papst von ihm geforderte Messe. Mensch und Genius sind wieder vereint, der Künstler neu geboren und gleichzeitig mit dieser heroischen Tat wieder geschieden. Der Leib des Palestrina wird in geschickter Regie von Harry Kupfer mehrdeutig mit einem schwarzen Tuch bedeckt, tot?