Schlagworte Andre Jung
Schlagwort: Andre Jung
Eine Hommage an Mario Vargas Llosa und sein Radio Central –...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Besser kann das Timing nicht sein, aber ein idealeres Buch als Grundlage für ein Hörbuch als gerade „Tante Julia und der Kunstschreiber“ kann es kaum geben. Das aus zwei Gründen. Jeder Kenner weiß, daß Mario Vargas Llosa in diesem frivolen, köstlichen Roman sich selbst als den minderjährigen Jurastudenten von 18 Jahren beschreibt, der sich in seine geschiedene Tante Julia aus Bolivien verliebt, eine Affäre mit ihr beginnt, die tatsächlich im Ehebett endet und immerhin 9 Jahre gehalten hat. Im Buch verlangt Tante Julia nur fünf treue Ehejahre für eine Hochzeit mit dem frechen, 14 Jahre jüngeren Kerl. Neben den biographischen Übereinstimmungen ist es aber das Sujet selbst, das für ein Hörspiel einfach paßt, geht es doch neben dem Auf und Ab der sehnsuchtsvollen Liebesschnulze zwischen den beiden um die Radiosendungen im Radio Central-Radio Novelas, die als Hör-Seifenopern vom berüchtigten Pedro Camacho geschrieben und gesprochen werden. Im Radio.
Schönes Elend – „Kleiner Mann – was nun?“ beim Berliner Theatertreffen
Berlin (Weltexpress) - In der Mitte der Bühne steht ein Orchestrion. Es ist wunderschön anzusehen, ein prachtvolles Relikt aus einer guten alten Zeit, und es produziert nostalgische Klänge wie „Irgendwo auf der Welt gibt `s ein kleines bisschen Glück“. Um eben dieses bisschen Glück geht es in Hans Falladas Roman „Kleiner Mann – was nun?“, den Luk Perceval für die Bühne bearbeitet und an den Münchner Kammerspielen inszeniert hat.
Gruselkabinett und Reise in die Schweiz – Zwei Interpretationen von Elfriede...
Berlin (Weltexpress) - Zwei ganz und gar unterschiedliche Inszenierungen von Elfriede Jelineks Stück „Rechnitz (Der Würgeengel)“ waren im Rahmen der Autorentheatertage im DT zu erleben. Zuerst die Produktion der Münchner Kammerspiele unter der Regie von Jossi Wieler, dann die vom Schauspielhaus Zürich, inszeniert von Leonhard Koppelmann.
Wirrungen und Irrungen in der Jugend bis ins Greisenalter – „Giulias...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Haben Sie schon Ihren Fünfzigsten begangen? Da ist die Grundsatzfrage: Mit anderen feiern oder lieber angesichts von Depressionen früh ins Bett. Giulia (Corinna Harfouch) wählt eine dritte Variante. Sie versäumt erst einmal die von ihren Freunden im Restaurant liebevoll geschmückte Festtagstafel und das ausgesuchte Geburtstagsmenü, läßt sich erst im Fahrstrom der S-Bahnen gehen und dann auch noch in einem Brillengeschäft von einem eindeutig längst über Fünfzigjährigen (Bruno Ganz) anquatschen, mit dem sie – das merkt man deutlich – mehr verbringen möchte, als nur den Abend in den Bars bei zunehmendem Alkoholkonsum, der nicht nur die Zungen lockert. Allein der Aufreißer aus Hamburg, Typ undurchsichtiger gutsituierter Geschäftsmann, fliegt tatsächlich wie angekündigt zurück in die Heimat und Giulia geht beschwingt und um Jahrzehnte mental aufgefrischt nun zu ihrer eigenen Geburtstagsfeier.
Ich ist eine andere – Sylvana Krappatsch ist “Die Besucherin”
Berlin (Weltexpress) - Dass sie nicht “sie”, die fremd Frau ist, erkennt Agnes erst, als sie deren Totenschein liest. Durch Zufall ist sie in die Wohnung der Unbekannten getreten, in deren Leben. Die andere ist abwesend und Agnes nimmt ihren Platz ein. Bis eines Tages ein fremder Mann neben ihr liegt. Er weiß, dass sie nicht die ist, die er suchte. Doch beide sind nicht willens, das Spiel zu beenden. In einem vielschichtigen Drama porträtiert die neunundzwanzigjährige Drehbuchautorin und Kurzfilmregisseurin Lola Randl “Die Besucherin” als Frau am Rande des psychischen Abgrunds. Wie nah sie diesem ist, begreift die von Sylvana Krappatsch Gespielte erst, nachdem sie den Halt fast verloren hat.