Syrisch-Türkischer Grenzkonflikt: Spiel mit dem Feuer oder der Beginn eines Flächenbrands?

Das Mandat sieht vor, dass das türkische Militär jederzeit das Recht hat, mit Kampfflugzeugen oder Bodentruppen Angriffe auszuführen, wenn die Regierung es für nötig hält. Ähnlich geregelt sind Kampfeinsätze im Norden des Irak, wo die Türkei gegen die verbotene Arbeiterpartei PKK kämpft.

Nicht geklärt ist, ob der Granateneinschlag in Akcakale, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen und zahlreiche Personen verletzt wurden, tatsächlich von syrischen Regierungs- oder Rebellentruppen zu verantworten ist. Vermutungen werden laut, es könne sich ebenso um eine Provokation der Rebellen handeln, die damit nun ihrem Ziel etwas näher kamen. Trotz einer zeitnahen Entschuldigung der syrischen Regierung und des Versprechens, den Vorfall zu untersuchen, erteilte die NATO ein Mandat und das türkische Parlament stimmte zu. Die Mehrheit des türkischen Volkes jedoch ist entschieden gegen ein militärisches Vorgehen im Nachbarland. Viele Türken fühlen sich mit der syrischen Bevölkerung nicht nur verbunden, sondern sind auch verwandt. Auch die türkische Oppositionspartei CHP sprach sich gegen das Mandat aus.

Noch immer kann niemand genau sagen, welches die Ursachen für den Bürgerkrieg in Syrien waren und wer hier gegen wen kämpft. Verhandlungen und Schlichtungsversuche durch die UNO sind kläglich gescheitert. Vielleicht weil die Konfliktparteien nicht wirklich auszumachen sind? Da jedoch die Vermutung nahe liegt, dass sich hier verschiedene Interessengruppen beteiligen, deren Ziel eher nicht die Festigung eines demokratischen, bzw. laizistischen Staates ist, scheint die Angst vor einem unüberschaubaren Flächenbrand und dessen unabsehbare Folgen berechtigt zu sein.

Berichtet wird, dass Kämpfer von al-Qaida ausgemacht wurden, weshalb nicht ausgeschlossen sein könne, dass andere islamistische Gruppen an diesem Konflikt interessiert und auch beteiligt sind. Dass dieser Konflikt nun eskalierte, daran jedenfalls sind viele beteiligt, und auch die Türkei scheint daran nicht ganz unschuldig zu sein. So schreibt beispielsweise Con Coughlin vom „Daily Telegraph“, „dass die türkische Regierung seit einiger Zeit bereits mit einigen Golf-Staaten wie beispielsweise Saudi-Arabien und Qatar zusammen arbeite, um die alawitische Clique um den syrischen Präsidenten Assad loszuwerden.“  Er schreibt weiter, „es gebe Berichte, die da lauten, die Türkei habe schon längst im Süden des Landes eine Kommando-Zentrale eingerichtet, die Waffenlieferungen sowie freiwillige Kämpfer über die syrische Grenze organisiere. Sollte es tatsächlich so sein“, schreibt Coughlin weiter, „dass syrische Rebellen von türkischer Seite aus Angriffe starten und die Türkei nichts dagegen unternehme,  um dies zu verhindern, sei es möglich, dass Assad-Getreue glauben, diese Rebellen attackieren zu müssen. Weiterhin sei da noch die Möglichkeit“, so Coughlin, „dass die Granaten, die in dem türkischen Grenzdorf einschlugen, als Provokation gedacht gewesen sein könnten, um die Türkei“  und – noch schlimmer – auch noch ihre Verbündeten „ zu einer Intervention zu zwingen.“ Coughlin erinnert zum Schluss an die Vorfälle in Sarajewo 1995 und schreibt, „dass heute nur noch Zyniker daran glauben können, dass die bosnische Regierung damals ihre eigenen Leute auf einem Marktplatz habe erschießen lassen, als der Bürgerkrieg seinen Höhepunkt erreicht hatte. So frage er sich, ob es eventuell auch im Syrien-Konflikt eine versteckte Agenda gebe?“ http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/turkey/9587435/Be-wary-of-playing-Turkeys-great-game.html

Die türkische Tageszeitung „Hürriyet“ schreibt am 6.10.2012, dass „aus sicheren Quellen zu erfahren war, dass das syrische Militär Anweisung habe, einen Sicherheitsabstand von zehn Kilometern zur türkischen Grenze zu wahren. Es sei beobachtet worden, dass Kampfflugzeuge sich trotzdem bis auf fünf Kilometer an Grenzgebiete zur Türkei näherten, dann aber umkehrten.“  Diese Beobachtungen sprechen eher dagegen, dass die syrische Regierung an einem Krieg mit der Türkei interessiert ist.

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