"Die sudanesische Regierung hat nichts geleistet, um die Wahl zugunsten der Einheit des Landes attraktiver zu machen", sagte die stellvertretende Parteichefin Ann Itu am Montag auf einer Pressekonferenz. "Deshalb wäre es für die Bevölkerung im Süden besser, für die Abspaltung zu stimmen, und wir werden die Wahl unseres Volkes unterstützen." Das Referendum, der Volksentscheid über eine Unabhängigkeit des Südsudan findet voraussichtlich am 9. Januar 2011 statt. Gleichzeitig findet in der ölreichen Region Abyei, die zwischen Nord und Süd liegt, eine Abstimmung darüber statt, ob man sich dem Südsudan anschließt.
Die Sudanesische Volksbefreiungsbewegung, englisch Sudan People’s Liberation Movement, kurz SPLM, hat auch einen militärischen Arm, die (englisch) Sudan People’s Liberation Army (SPLA). Die SPLA hält seit 2005 halbwegs Ruhe und regiert den halbautonomen wie total verarmten Süden des Sudan vom Regierungssitz in Juba. Zuvor gabe es innerhalb der SPLA insbesondere zwei Fraktionen, die einen in Torit und die anderen in Nasir, die sich gegenseitig blutig bekämpften. Nach dem Comprehensive Peace Agreement (CPA) vom 9. Januar 2005 wurde der (Bürger-)Krieg, bei dem Schätzungen zufolge fast zwei Millionen Menschen getötet wurden, beendet.
Sollte der Süden des Landes unabhängig werden, wird die Grenze zwischen den beiden sudanesischen Staaten mit rund 2000 Kilometern die längste in Afrika sein. Die bislang längste Grenze auf dem Kontinent – zwischen dem Sudan und Äthiopien – zieht sich über etwa 1650 Kilometer.
Die Europäische Union (EU) hat dem Sudan und insbesondere dem Südteil des Landes Unterstützung versprochen. Diese sei unabhängig vom Ausgang des Referendums, bei dem Anfang Januar im Süden über eine Trennung vom Norden entschieden wird. Dies erklärten die EU-Außenminister am Montag in Brüssel. Die EU-Außenminister erklärten, die Union wolle Frieden und die Stabilität in dem krisengeschüttelten Land stärken. Dazu gehöre auch ein möglicher Schuldenerlass. Das Angebot zur Zusammenarbeit gelte sowohl für den Norden als auch für den Süden.
Doch das wird nicht reichen. Entscheidend für den Frieden ist die Fragen, wie die Erdöl-Einnahmen geteilt werden. Derzeit liegen sie in Händen einiger weniger Muslime im Norden, die mit Chinesen kooperieren. Nur durch eine gerechte Teilung des Erdöls kann ein neuer Krieg verhindert werden. Weitere und im Verhältnis zur alles entscheidenden Ölfrage kleinere Fragen wie die Landverteilung müssen gleichzeitig beantwortet werden. Und die internationale Aufmerksamkeit darf sich dabei nicht nur auf den Südsudan richtet. Die Gewalt in der Krisenprovinz Darfur (im Nordwesten des Sudan gelegen) steigt wieder an. Die internationale Staatengemeinschaft muß dringend die Sicherheit der rund 1,5 bis zwei Millionen Südsudanesen garantieren, die im Norden des Sudan leben, auf die sich der Hass des muslimischen Nordens nach dem Referendum zugunsten der Abspaltung richten könnte. Täglich zieht es tausende Flüchtlinge zurück in ihre südsudanesische Heimat.
Das Referndum "nur" zu beobachten, die EU schickt etwa 110 Beobachtern, und dem Südsudan die Schulden zu streichen, reicht nicht.