Die unspektakuläre, aber gewissenhafte Vorarbeit hatte das Berliner Planungsbüro Phase1 unter der Leitung von Benjamin Hossbach geleistet. In einer Ausstellung in der Burg waren die Modelle von jedermann zu begutachten.
Den ersten Preis mit 8 500 Euro Preisgeld sprach die Jury dem Architekten Max Dudler, Berlin/Zürich, zu. Dudler hat sich bereits einen Namen gemacht mit der Sanierung, dem Umbau und der Ergänzung historischer Gebäude und Anlagen, zum Beispiel dem Abspannwerk Berlin-Wilhelmsruh (2006), der Max-Taut-Aula in Berlin-Lichtenberg (2008) und dem Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstrasse als Um- und Neubau (seit 2004). Umstritten ist sein 2009 beendeter Neubau des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums der Humboldt-Universität (oder einfach: der Universitätsbibliothek) wegen technischer und kapazitiver Engpässe. Dudlers Credo: die historischen Architekturen und den Vorrat an Ideen, Wissen und Erfahrungen in die Gegenwart zu transformieren. Beim Umgang mit der historischen Substanz geht es ihm immer um einen geistigen Zweck, um die Bildung und Pflege einer kulturellen Identität, aber auch um schöpferische Kontinuität – um das Weiterbauen. An Dudlers Entwurf würdigte das Preisgericht sein Bemühen, das Ensemble der Burg um einen ruhigen, grossen Baukörper zu ergänzen, der die »Haus«-Typologie der Burg aufgreift und sich maßstäblich einpasst.
Der nächste wichtige Schritt ist die Entwurfsplanung, aus der sowohl die Baukosten als auch die künftigen Betriebskosten errechnet werden. Der Entwurf soll nach dem Willen des Bürgermeisters Frank Steffen (SPD) noch im Jahre 2010 fertiggestellt werden, um Anfang 2011 bei der Euroregionbehörde in Zielona Gora den Fördermittelantrag stellen zu können. Dafür rechnen sich Steffen, der Landrat Manfred Zalenga und die Leiterin des Kunstarchivs, Ilona Weser, gute Chancen aus, denn die enge wissenschaftliche und technische Kooperation mit dem Muzeum Lubuskie in Gorzow ist ein Beispiel, wie die Zusammenarbeit von Nachbarn in der Europäischen Union funktionieren soll. Erstes sichtbares Zeichen waren zeitgleiche Ausstellungen von Porträts aus Polen und aus der DDR in der Burg Beeskow.
Zur Zeit führt die Stadt Verhandlungen mit den Preisträgern über ihre Vorstellungen zur Gestaltung des Entwurfs und zum Honorar. Am 5. August sollen die Beeskower Stadtverordneten entscheiden, welches Architektenbüro den Auftrag erhält, wobei Dudler faktisch einen Bonus durch die Empfehlung des Preisgerichts hat. Baubeginn könnte bei günstigem Verlauf der Antragstellung Ende 2011 sein.
Für Bürgermeister Frank Steffen bleibt der Museumsneubau selbstverständlich Chefsache. Wird er das bewältigen neben dem Kampf der Stadt und der Region gegen den vom Energiekonzern Vattenfall geplanten unterirdischen Co2-Speicher? »Das muss ich«, sagt Steffen. »Natürlich, die Arbeit gegen CCS bindet viel Kraft. Ich würde mich lieber nur um das Kunstarchiv und andere Projekte kümmern. Aber da muss ich eben jeden Tag eine Stunde länger arbeiten. Ich bin ja erst 39, da hält man noch was aus.« Gute Chancen für Beeskows Projekte: Steffen ist seit fünf Monaten im Amt. Gewählt wurde er für acht Jahre.
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Erstveröffentlichung in »Neues Deutschland» vom 27. Juli 2010