Stilvoller Abschied vom malerischen Alentejo – Serie: Von Eicheln, schwarzen Schweinen, mittelalterlichen Burgen und exzellentem Wein (Teil 4/4)

Wieder einmal genießen wir auf der Fahrt das einzigartige Panorama der alentejanischen Weite, werden wir zum Teil dieser einladenden, den Betrachter aufnehmenden Landschaft. Wieder das beruhigende Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein: dahingleiten wie in einer Michael Nyman-Komposition. Schönheit durch Repetition, gleitendes Kopfkino, ohne bombastische Höhepunkte, aber mit epischer Kraft.

Das Utopia des vollkommenen Urlaubes

Im „Clube Campo Vila Galé“ erwartet uns eine weiträumig gefasste Hotelanlage, die sich als gelungene Mischung zwischen Ruhe-Oase und Basis für einen spannenden Aktiv-Urlaub präsentiert. In der Eingangshalle grüßt überraschend ein röhrender 12-Ender von über dem um diese Tageszeit noch erloschenen Kamin. Abends, wenn es wie wir jetzt wissen, im alentejanischen Herbst durchaus frisch werden kann, bestimmt ein geeigneter Ort zum stilvollen Verweilen.

Etwas später, im Restaurant „Pavilhão de Caça“ begrüßt uns die Direktion mit einer festlich gedeckten Tafel. Sehr ansehnliche Kellner und Kellnerinnen (wie überall auf unserer Reise) sind wieselflink damit beschäftigt, uns die Leckereien des Alentejo möglichst simultan auf die Teller zu drappieren, ein erstaunliches Erlebnis, das man nicht alle Tage genießt. Aber immer wenn ich bis zu sechs verschiedene Gläser vor mir habe, in die jeweils Wasser, Apéritif, Weißwein, Rotwein, Likör und Absacker gefüllt werden, ist zwar die Grandezza beeindruckend, der entspannte Flow der Reise kommt dabei allerdings etwas zu kurz. Egal, das Essen ist wie anderntags ein Schmaus, der Raum ist kühl und deswegen passt auch schon wieder etwas leckerer Alkohol in den verwöhnten Reisenden.

Nach dem Mittagessen erkunden wir das weitläufige Gelände, das sich nahezu perfekt in die Umgebung einpasst. Es gibt hier vielfältige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Vom Squad fahren bis zum Abstecher im Heißluftballon geht hier so ziemlich alles.

Eine an Utopia gemahnende Streichelwiese mit Tierpaaren wie für Noahs Arche bereitgestellt, ist vor allem für Kinder eine Attraktion. Hängebauchschweine, Straußen, Ziegen, Schafe und allerhand mehr Getier suchen in friedlicher Eintracht nach Äsung auf dem größtenteils kargen Geläuf. Die Pferde werden extra gehalten, sie besitzen alle eine schattige Box, die mit sauberem Streu und ausreichend Grünfutter bestückt sind.

Nicht ganz so großes Glück hat ein einsamer Esel, der sich stoisch in sein Schicksal ergeben zu haben scheint. Er liegt auf einer Geröllfläche ohne Wasser und blinzelt müde und erbarmungswürdig zu uns herüber. Dass er im Sommer noch ganz andere Temperaturen aushalte, wird mir gesagt, ein Hinweis der meine Verärgerung über einen solchen Umgang mit Tieren nicht besänftigt. Tiefer wissend, dass man nirgends bleibt und nichts für immer dauert, blicken wir uns noch einmal ins Auge, dann muss ich gehen.

Auch wenn es das einzige Mal auf dieser Reise ist, dass ein Tier nicht artgerecht behandelt wird, ist mir der Rest des uns gezeigten Hotels nicht mehr ganz so wichtig. Es gibt eine richtige kleine Arena, in der Jungstierkämpfe stattfinden, oder bisweilen Manager Selbstfindungsseminare abhalten, während derer es auch schon mal darum geht, flinke Mini-Schweine mit der bloßen Hand zu fangen. Teambuilding wird das genannt, glaube ich mich zu erinnern.

Herdade da Malhadinha Nova – Der Traum einer Oase

Am Abend erreichen wir die leider schon letzte Station unserer Portugal-Reise und es ist noch einmal etwas ganz Besonderes, das uns den Abschiedsschmerz erträglich macht. Das Landgut Landgut „Herdade da Malhadinha Nova“ ist schlicht einmalig schön, elegant und doch nicht überladen, eine Oase inmitten von vielfältig genutzten Ländereien. Hofhund Alfonse begrüßt uns freudig erregt und wir beziehen die schlichten, aber hocheleganten Zimmer, die alle einen Blick auf die geräumige Terrasse, den weitläufigen Garten und den in die erde versenkten Swimming-Pool bieten.

Der Betrieb der Familie Soares entstand aus den Trümmern eines ehemaligen Landgutes. Heute produziert der Familienbetrieb neben exzellentem Wein auch hochwertiges Fleisch von frei gehaltenen Schweinen und Rindern. Die Anlage besteht aus zwei Teilen: einmal aus dem Hotel-und Spabereich, der etwas höher in den Weinbergen idyllisch gelegen ist und zum anderen aus der Weinkellerei und dem Restaurant, die etwa einen Kilometer entfernt liegen. Die Hotelgäste werden zum Abendessen mit einem Range-Rover gefahren und wieder abgehohlt. Ein Shuttle-Service der besonderen Art, der ausgiebige Proben der Weine erlaubt.

Bevor wir uns jedoch ein letztes Mal mit Leckereien verwöhnen lassen, versuchen sich einige von uns selbst als Köche. Die Nachspeise unseres Abendmahls wollen wir diesmal selbst herstellen. In einer offenen Küche zeigt uns eine routinierte Köchin die notwendigen Handgriffe zur Zubereitung einer traditionellen portugiesischen Süßspeise, die wie immer viele Eier und allerhand Sahne beinhaltet.

Dann geht es im besagten Range-Rover zum Abendessen und wieder schmeckt man den Unterschied zwischen einem Tier, das glücklich gelebt haben muss und jenen, die man im Alltag zu sich nimmt. Es schmeckt, einmal mehr auf dieser Reise, hervorragend. Passend zu den Gängen serviert ein Kellner, ganz nach Art von James aus dem berühmten Dinner für Eine, zu jedem Gang den passenden Wein. Schönes Detail der durchgehend hochwertigen Rebsäfte: Die Etiketten sämtlicher Weinflaschen aus dem Hause Malhadinha Nova werden von den Kindern der Familie Soares gestaltet, so dass man wirklich sagen kann, dass in diesem Betrieb wirklich alle zum guten gelingen beitragen.

Zum Frühstück wird oben im Hotelbereich ein reichhaltiges Büffet angeboten, das Landhausartige Ambiente, ein riesiges weißes Fliegennetz sowie der Ausblick auf die savannenartige Umgebung lassen dabei ein Gefühl von „Jenseits von Afrika“ aufkommen. Kurz vor der endgültigen Abfahrt nimmt uns die Hausherrin noch zu einem safariartigen Kurztrip durch die Ländereien mit, es wackelt und ruckelt, der Range-rover muss im gelände auch dank der sportlichen Fahrweise unserer Gastgeberin alles geben. Noch einmal sehen wir Schweineherden, die in wildem Galopp über die Steppe angefegt kommen und Rinder mit echten Hörnern, die teilweise gerade ihre Neugeborenen in das Leben einer Kuh einführen. So malerisch und friedvoll kann die Zucht von Tieren auch sein.

Doch es hilft nichts, die Rückfahrt nach Lissabon steht an. In Gedanken versunken genießen wir die letzten Augenblicke dieser unvergesslichen Reise, ehe wir uns am Flughafen mit einer Träne im Knopfloch verabschieden und uns die TAP wieder sicher nach Hause bringt.

Das Alentejo im Herzen Portugals – ein eigenwilliger Landstrich mit ganz eigenem Charme, den zu entdecken sich auf alle Fälle sehr lohnt.

***

Info:

MARINA AMIEIRA, 7220-999 Portel, Tel: +351 266 611 173, Email: geral@amieiramarina.com, Website: www.amieiramarina.com

CLUBE DE CAMPO VILA GALÉ, Herdade da Figueirinha, 7801-905 Albernoa- Beja, Tel: +351 284 970 100, Email: campo@vilagale.pt, Website: www.vilagale.pt

HERDADE DA MALHADINHA NOVA, 7800-601 Albernoa – Beja, Tel: +351 284 965 210, Email: info@malhadinhanova.pt, Website: www.malhadinhanova.pt

Vorheriger ArtikelNeun Jahre und neun Monate im Stasiknast
Nächster ArtikelAtmen Sie sich gesund!