Frankfurt am Main, Deutschland, Paris, Frankreich (Weltexpress). Seit dem 26. September 2018 zeigt das Städelmuseum in Frankfurt am Main die Sonderausstellung „Victor Vasarely. Im Labyrinth der Moderne“. Über 100 Werke des 1906 in Fünfkirchen (ungarisch Pécs) geborenen und 1997 in Paris gestorbenen Vasarely werden in der Retrospektive des Erfinder der Op-Art der 1960er-Jahre präsentiert und auch online ist unter vasarely.staedelmuseum.de einiges los.
Nichts wie vorwärts ins „Labyrinth der Moderne“ und zurück zu Vasarelys Wurzeln. Dazu wirkliche Beobachtungen machen und abstrakte Wirkungen erfahren. Wie wäre es mir einer Portion radikaler Reduktion und ein Gang in die Geburt der Op-Art? Richtig, Kunst für alle!
Die vor allem fürs Auge des Betrachters anspruchsvolle Ausstellung wird übrigens über zwei Stockwerke gezeigt und läuft rückwärts, behandelt also die Entstehung und Entwicklung Vasarelys Werk entlang einer rückläufigen Chronologie.
Das Œuvre des Künstlers, des Malers und Grafikers (sic!) – wie unschwer zu erkennen ist -, erstreckt sich allerdings über weit mehr als eine halbes Jahrhundert und bediene sich laut einer Pressemitteilung des Städelmuseums aus dem Jahr 2018 „unterschiedlichster Stile und Einflüsse. Die Entwicklung des Jahrhundertkünstlers wird mit zentralen Arbeiten aller Werkphasen nachgezeichnet. Der oftmals auf seine Op-Art reduzierte Künstler verbindet die Kunst der frühen Moderne Ost- und Mitteleuropas mit den Avantgarden der Swinging Sixties in Europa und Amerika. Er bediente sich Zeit seines Lebens klassischer Medien und Genres und integrierte in den 1950er-Jahren das Multiple, die Massenproduktion und die Architektur in sein weitverzweigtes Werk. Zugleich blickt die Ausstellung mit Arbeiten wie Hommage au carré (1929) oder figurativen Malereien wie Autoportrait (1944) zurück zu Vasarelys künstlerischen Anfängen.“
Vor und zurück, hin und her, schön und schräg, psychedelisch und populistisch. Wie auch immer man diese Kunst der Moderne auch betrachtet und bewertet, Vasarely ist ein bekannter und bedeutender Künstler gewesen, der in weite Felder des kulturellen Überbaus der kapitalistischen Gesellschaft des vergangenen Jahrhunderts nach unserer Zeitrechnung und auf der höhe seiner zeit vordringen konnte. 1972 entwickelte der Mann beispielsweise ein neues Rauten-Logo im Stil des Op-Art für den Autobauer Renault.
Fahren Sie also standesgemäß mit einem Renault zum Städelmuseum nach Frankfurt an den Main oder besser noch gleich zu einem Vasarely-Museum wie dem in Aix-en-Provence, Budapest, New York oder dem im Geburtshaus des Künstlers in Pécs. Und denken sie daran, dass heute „jeder Kritz und jeder Kratz … zum Kunstwerk im Namen des heiligen Subjektivismus erklärt werden“ kann, wie Vasarely meinte.
Wer es in die Ausstellung im Städelmuseum, die noch bis zum 13. Januar 2019 laufen soll, nicht schafft, der reise einfach an die Seine, denn die in enger Kooperation mit dem Pariser Centre Pompidou entwickelte Frankfurter Ausstellung wird direkt im Anschluss in Paris als „Vasarely, le partage des formes“ eröffnen werden.