WPS Chefin Mary Harvey, die selbst jahrelang im Bundesliga-Tor des FSV Frankfurt gestanden hat, hatte dafür gesorgt, dass Marta vom Team der Los Angeles Sol und von der WPS eine Spielgenehmigung für diese renommierte Werbeveranstaltung für den Weltfrauenfußball erhielt.
Wochenlang wurde die ambitionierte Partie mit Bildern von Birgit Prinz und ihrer brasilianischen Widersacherin Marta beworben. Das tolle Freundschaftsspiel fand vor europäischer Rekordkulisse mit 44.825 Zuschauern statt, aber schon nach 40 Minuten musste der deutsche Superstar vom Feld. Minutenlang saß Birgit Prinz weinend auf der Ersatzbank.
Die dreifache Weltfußballerin hatte sich die fünfte Rippe gebrochen, weswegen sie schon beim Ausgleichstreffer der Brasilianerin Maurice nicht energisch genug stören konnte. Jene unglaublich hohen Dauerbelastungen ohne Regenerationspausen fordern ihren Tribut. Olympische Spiele, Bundesliga, DFB-Pokal, UEFA-Pokal, Länderspiele, Trainingseinheiten, Lehrgänge, dazu seit Jahren strapaziöse Reisen zu Turnieren und während der Turniere – da bleibt nur wenig Zeit, um den leeren Akku wieder aufzuladen.
Anja Mittag brachte die DFB-Elf in der 24. Minute nach Vorarbeit von Linda Bresonik in Führung. "Wir müssen den brasilianischen Aufbau früh im Keim ersticken, um sie nicht in ihren Spielrausch kommen zu lassen," bemerkte Bundestrainerin Neid. Der beiderseitige deutsche Druck behagte den Brasilianerinnen überhaupt nicht. Die mit 19 Jahren jüngste deutsche Spielerin Kim Kulig aus Hamburg überraschte im Mittelfeld mit Spritzigkeit, athletischer Fitness und Selbstbewusstsein im gesamten Spielgeschehen. Ihr Lattenschuß in der 57. Minute überzeugte. Insgesamt erschienen der Nachwuchs wie auch Bianca Schmidt aus Potsdam topfit zu sein und der taktischen Aufgabe gewachsen.
Doch mit einem Freistoß der Stürmerin Grazielle von rechts an die Strafraumgrenze überspielte die brasilianische Mannschaft in der 35. Minute die deutsche Abwehr, die wiederum die gefährliche Maurine komplett übersehen hatte, und die traf freistehend kompromisslos und überwand die chancenlose Weltklasse Torfrau Nadine Angerer zum 1:1.
Als dann in der 71. Minute die an diesem Tag unauffällig spielende Frankfurterin Kerstin Garefrekes gegen die jüngere Duisburgerin Fatmire Bajaramaj ausgewechselt wurde, gelang der deutschen Mannschaft eine kolossale Steigerung in punkto Schnelligkeit und Spielwitz vom
rechten Flügel her. Auch die Einwechselung einer zweiten Duisburgerin, der selbstbewussten Simone Laudehr, offenbarte dann wohl den Weg von Bundestrainerin Silvia Neid zur erneuerten Traumformation. Brasiliens Trainer Kleiton Lima lobte die deutsche Mannschaft: "Dem Druck in der zweiten Hälfte konnten wir nichts mehr entgegensetzen." Er nannte auch die kurzfristige Anreise seines Teams als Grund des Nachlassens in der zweiten Halbzeit.
Fußballexperte Johann Blaha fragt: "Spielte erst nach der 71. Minute die Traumelf der Bundestrainerin?" Die nächsten Länderspiele am 29. Juli 2009 gegen Japan in Mannheim und am 6. August 2009 gegen Russland in Bochum werden es zeigen. Sollte der risikobereite DFB im Oktober ein Spiel gegen den Olympiasieger USA organisieren, würde ein neuer Zuschauertest stattfinden. Die amerikanische Nationalspielerin Ally Krieger (1.FFC Frankfurt) hätte wohl dann Gelegenheit zum internationalen Comeback gegen Deutschland in der Münchner ALLIANZ Arena, und das in einem Megaspiel des Weltfrauenfußball: Deutschland gegen USA, die amtierenden Weltmeisterinnen treffen auf die Gold Olympiasiegerinnen der USA. Der Weltexpress wird die Leserinnen im Vorfeld ausführlich informieren.