Berlin, Deutschland (Kulturexpress). Der Bahnhof Zoo ist rundum nicht nur eine verkommene und verrufene Ecke, sondern eine vollgekotzte und vollgepißte. Anstehende und gestandene Parvenüs, jede Menge Proleten, Prostituierte und Penner sowie Paviane im Zoo sind zu hören, sehen und riechen. Sehen, hören und riechen kann man auch das Palazzo genannte Spiegelzelt zwischen Zoologischer Garten und Betriebsbahnhof, Lebensmittelchemie und Bahnhof Zoo, aber manche nicht mehr.

Die Technische Universität, die Universität der Künste und die Helmut-Newston-Stiftung mit Photographie-Ausstellungen sind vom Spiegelzelt einen Messerwurf entfernt. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, der muß durch Messermänner, Penner und Pöbel, Kotze, Kacke und Pisse, vorbei ins Palazzo. Schön und gut ist das alles und noch viel mehr nicht, aber wahr.

Umso schöner ist das Zelt, genauer: das Spiegelzelt, das alles andere als ein Spiegelpalast ist. Die Farbe Rot dominiert das Zelt, aber nicht Spiegel, die beinahe rundherum zu sehen sind. Der Schein der Lampen, Scheinwerfer und Kerzen, auf jedem Tisch steht ein Kerzenständer, spiegelt sich in ihnen. Sie strahlen für manche mitunter mehr Wärme ab als der Heizlüfter.

Das war auch bei der Premiere am Donnerstag, den 6. November 2025, so und nicht anders. Der Lug und Trug war der übliche der Üblen. Die schmieren und schwätzen von einer Vorpremiere, so als gäbe es das. Richtig ist, das es nur eine erste Aufführung gibt und das ist die Premiere. Die zweite Aufführung ist die zweite Aufführung, die dritte ist die dritte und so weiter und so fort.

Aufführungen soll es viele geben und Gäste an Vierer-, Sechser-, Achter- und Zehner-Tischen, von denen der eine oder andere (leere Bühnenlogen) zur Premiere völlig unbesetzt blieb. Dafür war die runde Hebebühne und die zwischen den Bühnenlogen voll besetzt. Eine Eine Band, die eher dritt- als zweitklassig genannt werden muß, spielte Lieder für Köpfe, die schon lange Pause haben. Nicht alle wurden aus ihrem Schlafschafzustand durch den Gesang von Chastity Belt und Yamisava gerissen. Für die Abdeckung deren Tonhöhen und Klangfarben hätte man einen Klocamper aus der Gosse des Bahnhofsviertels oder eine Katze aus dem Zoo nehmen können. Immerhin hat sich der eine aus Soweto und die andere aus dem VK weggesungen. Und wer nichts oder wenig kann, aber alles oder allerlei will – vor allem von anderen -, der ist in der Migrantenmetropole Berlin genau richtig.

Der angekündigte „scharfe Witz“ der als „gefeierte Bühnenpersönlichkeit, Sängerin und Cabaret-Ikone mit scharfem Witz und großer Stimme“ angekündigte Belt war ein Witz., aber nicht zum lachen. Belts Humor ist so flach wie die Frau fett ist. Ihr Herz mag schneller schlagen als Joda Förster von den Denglisch und Dummdeutsch klingenden „The Geschmacksverstärkers“ genannten Musiker der Marke Volkshochschule auf seine Selbst- und Fellklinger.

Denglisch und Dummdeutsch herrschte im gesamten Spiegelzelt vor, auch bei den Kellnern, die noch schlechter waren als die Künstler. Wenn das Bedienen so gut klappen würde wie das Duzen, dann wäre schon viel gewonnen. Man zeige mir einen guten Gar­çon in dieser eher garstigen als gastfreundlichen Migrantenmetropole und ich will gerne loben.

Daß die anderen Künstler nicht schlecht sind, aber auch nicht gut, das versteht sich bei Palazzo von selbst, denn wer gut ist und das weiß, der kostet Geld, viel Geld. Das müssen Gäste, die nicht eingeladen werden wie der Autor dieser Zeilen, bezahlen. Ein alles andere als aparter Mix aus zerkleinerter Roter Beete und Bulgur aus dem Grützeschneider war ein einfacher Anfang und wohl eine Hommage an Nafris, aber nicht nach nicht an die Nouvelle Cuisine. der Zwischengang genannte zweite Gang ein eingelegtes Stückchen aufgetauten Fisch, der als konfiertes Filet vom – Zitat – „Winterkabeljau auf grünem Erbsenpüree mit Kartoffel-Trüffelragout, Fenchel und buntem Gemüsestroh“ aufgetischt wurde. Wer einmal im Königreich Norwegen Skrei gegessen hat, der hat in der Regel größere Stücke und besser gegessen, was aber nicht heißen soll, daß die Palazzo-Portionen zur Premiere kleiner waren als ein Dorsch-Dödel. und schlechter schmeckten als Stäbchen von Ilgo, Käpt’n Iglo.

Schlechter war jedoch der dritte Gang, der Hauptgang. Die Ente war weich wie Wachs und die Haut auf dem Streifen Ente in Schweinchenrosa so wabbelig wie wohl die von Chastity Belt. Das Brüstchen und der zerzupfte braune Haufen – „rosa gebratene Brust und confiertes Ragout“ genannt – wurden in einer Sauce, die weiter von einer gezogenen Entensauce entfernt war als die Palazzo-Köche vom der Brillat-Savarin-Schule, besser bekannt als Oberstufenzentrum für Gastgewerbe in Berlin-Weißensee.

Der Nachtisch, der als vierter und letzter Gang serviert wurde, war eine Ohrfeige für Besseresser. „Schokoladen-Pistazien-Soufflé auf Piña-Colada-Chili-Salat, dazu Nougateis“ hört sich nach mehr an, als aufgewärmter Fertigkuchen vom Kleinsten, nicht vom Feinsten, aus dem süße Sauce schwoll wie Kotze aus einem Klocamper. Keine Frage, daß auch das Dessert mit Küchlein und Eislein in der Migrantenmetropole Berlin in manchen Lokalen besser ist und billiger.

Daß den Zutaten beim Zubereiten Köche fehlten die nicht nur von Brillat Savarin hörten, sondern lernten, wie ein kritischer Kritiker anmerkte, und also weit mehr als „The Geschmacksverstärkers“, das nur am Rande.

Anscheinend läßt sich der billige und alles andere als heiße Scheiß auf der Bühne und aus der Küche mit jeder Menge Denglisch und Dummdeutsch immer noch teuer verkaufen. Das wird daran liegen, daß der Mumpitz für die übliche wie üble Mischpoke in der Migrantenmetropole Berlin wie die Faust aufs Auge paßt und also bestens zum Bahnhof Zoo mit verblassendem Schein und einem Sein am Rande der Bedeutungslosigkeit. Palazzo liegt im Relevanzbereich gewöhnlicher Kleingeister auf Kegelausflügen, Betriebs- und Weihnachtsfeiern in einer Welt der Billigware mitsamt Blabla und Bohei.

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