Im Dezember warnte der damalige Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann im Handelsblatt noch: »Die Finanzkrise wird den Fußball in den nächsten Monaten richtig treffen.« In der Sommerpause entbrannte dann in Spanien ein Zweikampf um die mediale Aufmerksamkeit zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. Die Hauptstädter präsentierten vor 80000 Zuschauern ihren 94-Millionen-Euro-Neuzugang von Manchester United. Der Wechsel von Cristiano Ronaldo, der bei Manchester die Rückennummer sieben trug und seine eigene Modemarke mit dem Titel CR7 betreibt, war durch die Anmeldung der Marke CR9 bekanntgeworden. Es war klar, daß die Nummer sieben in Madrid vergeben ist und Ronaldo auf die neun ausweichen muß. Seine Präsentation war nicht etwa ein Fußballspiel, nicht mal ein öffentliches Training; es ging einzig und alleine um ihn und den tausendfachen Verkauf seines Leibchens (Stückpreis: 100 Euro). Finanziert wurden die Zukäufe der Madrilenen im Gesamtwert von 218 Millionen Euro (Kaká für 64 Millionen Euro, Karim Benzema für 35 Millionen etc.) von Spaniens Sparkassen, deren Haupteigner ausgerechnet in Barcelona sitzt, der Stadt des Erzfeindes.
Der Stolz der Katalanen mußte natürlich reagieren. Sponsor Nike lag dem Club schon länger mit Forderungen nach neuen Stars in den Ohren. Am Dienstag wurde nun vor 60000 Zuschauern im Camp Nou Zlatan Ibrahimovic präsentiert. »Ibra« kommt für 45 Millionen Euro von Inter Mailand. Die Italiener bekamen den Stürmer Samuel Eto’o obendrauf, dessen Wert auf 35 Millionen geschätzt wird. Sportliche Gründe für diese Transfers gab es keine. Aber Hauptsponsor Nike kann nun weltweit seine Kampagne »Ibracadabra« präsentieren. Während Madrid das Programm »Die Galaktischen II« aufgelegt hat, versucht es Barcelona also mit Ibracadabra.
Beim Blick auf die deutschen Filialen des Weltfußballs fällt der VfB Stuttgart auf, der seinen Stürmer Mario Gomez für 35 Millionen Euro verkauft hat, und das Geld nicht wieder los wird, weil fast jeder Ersatz plötzlich mehr als 20 Millionen kostet. Gomez’ neuer Verein, der FC Bayern München, liefert sich indessen ein Schlacht um die Bewertung seines französischen Stars Franck Ribéry, der gerne zu den Galaktischen nach Madrid gegangen wäre. Bayern-Manager Uli Hoeneß hätte mindestens 80 Millionen Euro haben wollen. Als Madrid nicht bereit war, soviel auszugeben, wurde Ribéry in München flugs wieder zum Vorzeigeprofi erklärt. Diese kommunikative Wende hatte Franz Beckenbauer nicht ganz mitbekommen. Als die Lichtgestalt des deutschen Fußballs am Sonntag bei einer Gala der DFB-Stiftung »Egidius Braun« auf Burg Hardenberg bei Göttingen wetterte: »Ribery ist nur zu Bayern gekommen, um sich einen Namen zu machen. Das ist ein Franzose, dem ist München wurscht«, herrschte blankes Entsetzen in München. Honeß, Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner äußerten sich in einer Stellungnahme »erstaunt« über die Kommentare des »Kaisers« »Unser Spieler Franck Ribery hat sich stets professionell, korrekt und seriös verhalten«, teilte die Troika mit. Fortsetzung folgt.
Wir halten fest: In den oberen Spielklassen wurde – Krise hin oder her – viel Geld verschleudert. Die spanische Primera División wurde im Sommer für 382 Millionen Euro mit neuen Spielern bestückt, die deutsche Bundesliga für 161 Millionen. Die zweite Bundesliga konnte sich nur Spieler für 6,1 Millionen Euro leisten. In diesem Trend zur Öffnung der Schere liegen die neuen Absatzrekorde für Dauerkarten bei den Bundesligavereinen. Im übrigen kostet auch der Livefußball im Bezahlfernsehen mehr als je zuvor. Seit Premiere Sky heißt, zahlt der Kunde statt 19,99 nun 32,90 Euro. Freuen wir uns auf die teuerste Bundesligasaison aller Zeiten.
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