Da will der VW-Konzern kräftig mitmischen und tritt gleich mit Mini-Drillingen an: Sie heißen Seat Mii (siehe Neuvorstellung in dieser Ausgabe), Å koda Citigo und VW Up (siehe Neuvorstellung in kb 2889 vom 17.10.2011), sind in Technik und Motorisierung völlig gleich, laufen sogar im selben Werk im slowakischen Bratislava vom Band, unterscheiden sich nur marginal im Design und etwas mehr im Preis. Sie können Konkurrenten wie Fiat 500, Ford Ka, Kia Picanto oder die ebenfalls als Drillinge angetretenen Citroën C1, Peugeot 107 und Toyota Aygo mächtig zu schaffen machen. Wir haben den Å koda Citigo gefahren, der ab 2. Juni bei den Händlern stehen wird, zu Preisen ab 9.450 Euro. Damit belegt er im Konzerntrio die mittlere Lage: Er ist rund 500 Euro billiger als der VW Up, aber 500 Euro teurer als der Seat Mii.
Erst auf den zweiten Blick erkennt man die Unterschiede: Der Citigo hat das Å koda-typische Markengesicht mit dem großen Å koda-Emblem zwischen Frontschürze und Motorhaube, das Seitenfenster ist im Gegensatz zum VW geradlinig (was den Insassen mehr Aussicht verschafft), und die Hecktüre besteht in der unteren Hälfte aus Blech statt aus Glas wie beim Up. Manche finden das Design „bieder“, uns gefallen die klaren, schnörkellosen Linien. Sympathisch auch: Den aus den englischen Wörtern für „Stadt“ und „gehen“ zusammengesetzten Namen möchte die tschechische Marke ganz unmodern „Tschitígo“ (mit Betonung auf der zweiten Silbe) ausgesprochen wissen.
In Sachen Sicherheit schlägt sich der Citigo hervorragend, errang zusammen mit seinen beiden Geschwistern die Bestwertung von fünf Sternen im Euro-NCAP-Crashtest. Für 150 Euro Aufpreis erhält man eine automatische Notbremsfunktion, die bei Geschwindigkeiten von 5 bis 30 km/h bis zum Stillstand bremst, wenn der Fahrer etwa einen Fußgänger oder ein Hindernis nicht bemerkt hat.
Nur 3,56 Meter lang ist der Kleinstwagen und passt mit nur 1,46 Meter Breite selbst in enge Parklücken, die ein Golf-Fahrer nicht mehr nutzen könnte. Der Citigo wird mit drei oder fünf Türen angeboten. Die 475 Euro Aufpreis für die zwei hinteren Türen sind gut angelegt. Sie erleichtern den Zugang auf die Rücksitze, sind praktisch, wenn man dort etwas einladen will und gestatten die Nutzung schmaler Parklücken, bei denen man mit den viel größeren Portalen des Dreitürers beim Ein- und Aussteigen die Nachbarautos verbeulen würde. Allerdings lassen sich beim Fünftürer die hinteren Fenster nicht herunterkurbeln, sondern nur zur Seite ausstellen.
Die Raumnutzung ist eine Meisterleistung. Dank des großen Radstandes von 2,42 Meter vermittelt der Stadtflitzer im Innern ein verblüffendes Raumgefühl, bietet reichlich Platz für vier Personen. Vorn sitzt man auf bequem straffen Sesseln mit guter Körperführung, und auch hinten haben Personen bis 1,85 Meter Körpergröße ausreichend Kopf- und Beinfreiheit. Klar gezeichnet und übersichtlich ist das Cockpit. Alle Schalter und Hebel liegen gut zur Hand. Erfreulich sind die zahlreichen Ablagen, Getränkehalter und Fächer, besonders pfiffig ist ein ausklappbarer Haken am Handschuhfach für Tüte oder Handtasche. Solide ist der Qualitätseindruck der verarbeiteten Materialien.
251 Liter schluckt der Kofferraum. Das reicht für den normalen Familieneinkauf. Weniger schön: Dort zeigt sich viel lackiertes, aber unverkleidetes Blech, das schnell verkratzt sein dürfte; auch das ansonsten ausgelegte Filz ist minderer Qualität. Ein Ärgernis ist die extrem hohe Ladekante und der tiefe Kofferraumboden. Da muss man beim Einladen schwerer Gegenstände um seine Bandscheiben fürchten. Wer mal mehr Laderaum braucht, legt mit wenigen Handgriffen fix die Rücksitzlehnen um und hat dann Raum für 959 Liter auf halbwegs ebenem Ladeboden. Beachtlich ist die Zuladung von 436 Kilogramm. Statt eines Reservereifens bietet Å koda serienmäßig ein Pannenset samt Reifenpannenspray und Kompressor. Ein Stahlreserverad plus Wagenheber kostet 40 Euro Aufpreis. Aber damit schrumpft dann auch der Platz im Kofferraum.
Zwei Dreizylinder-Benziner mit Turbolader und knapp einem Liter Hubraum stehen zur Wahl, die 60 PS/44 kW oder 75 PS/55 kW leisten. Beide bewegen die knapp eine Tonne Wagengewicht recht munter voran, laufen schön rund, hängen gut am Gas, bieten das gleiche Drehmoment (95 Newtonmeter zwischen 3.000 und 4.300 U/min) und kommen beim Ampelstart zügig zur Sache. Die Leistung des schwächeren Motors reicht allemal für den Stadtverkehr. 160 km/h schafft er, wenn es sein muss, und wird dabei nicht einmal lästig laut. Ab 130 km/h wird die Kraftentfaltung aber zäh. Wer öfter längere Autobahnstrecken zurücklegt, wählt besser die stärkere Variante und zahlt dafür 525 Euro mehr. Beide Aggregate sind bescheiden im Verbrauch, begnügen sich laut Norm mit 4,5 bis 4,7 Liter auf 100 Kilometer (105 bis 108 g/km CO2). Es gibt sie auch in der spritsparenden Version Green Tec mit Start-Stopp-Automatik und rollwiderstandsarmen Reifen (plus 400 Euro). Dann liegt der Normverbrauch rund ein Zehntel niedriger. Angekündigt hat Å koda eine Erdgasversion des Citigo und einen Stromer.
Hervorragend passt die Fünfgangschaltung, mit der sich leicht, sauber und fix schalten lässt. Guten Fahrbahnkontakt vermittelt die Lenkung, sehr sicher ist das Fahrgefühl, zwar straff, aber immer noch komfortabel die Fahrwerksabstimmung.
Die Basisausstattung ist recht karg. Da müssen Fensterheber noch von Hand gekurbelt werden, und Zentralverriegelung mit Fernbedienung oder Radio gibt es auch nicht. Unterm Strich ist der Citigo aber ein sicherer und sparsamer Kleinstwagen, der in dieser Klasse neue Maßstäbe setzt.
Im Detail: Å koda Citigo Elegance (Fünftürer)
Fahrzeugklasse: Kleinstwagen; Motor: Dreizylinder-Turbobenziner, 12 Ventile; Hubraum: 999 ccm; Leistung: 75 PS/55 kW bei 6.200 U/min.; Maximales Drehmoment: 95 Nm bei 3.000 bis 4.300 U/min.; Übersetzung: Fünfgangschaltgetriebe; Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 13,2 sec.; Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h; Kraftstoffart: Super; Verbrauch (Norm): innerstädtisch: 5,9 Liter/100 km, außerstädtisch: 4,0 Liter/100 km; insgesamt: 4,7 Liter/100 km; CO2-Emission: 108 g/km; Abgasnorm: Euro 5; Effizienzklasse: C; Tankinhalt: 35 Liter; Theoretische Reichweite: 744 km; Antrieb: Vorderrad; Maße (Länge/Breite/Höhe): 3.563 mm/1.461 mm/1.478 mm; Radstand: 2.420 mm; Kofferraum: 251 bis 959 Liter; Leergewicht: 929 kg; Nutzlast: 436 kg; Zulässiges Gesamtgewicht: 1.290 kg; Wendekreis: 9,8 m; Bremsen vorn/hinten: Scheiben/ Trommeln; Räder: Leichtmetall; Bereifung: 175/65 R 14; Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 15/Teilkasko: 13/Vollkasko: 15; Preis: 12.275 Euro; Basispreis: 9.450 Euro.
kb