Letztlich konnte aber Lebedew besser mit dem Ergebnis leben. Denn seine Jungens haben als aktueller Deutscher Meister mit dem zehnten Heimerfolg nacheinander aus Bundesliga und Champions League gegen TV Ingersoll Bühl unterstrichen, wer hier Herr im Hause ist.
Auch wenn die BR Recycling Volleys mit dem 3:0 (- 23, – 15, – 19) den Tabellendritten aus dem Schwarzwald damit noch nicht überholen konnten. Auch, weil sie bislang erst acht Partien und damit ein Pflichtspiel weniger in der Deutschen Volleyball-Liga (DVL) absolviert haben. Und die beiden Spitzenreiter Generali Haching und VfB Friedrichshafen glatter durch die Hinrunde gekommen sind. Aber der Dreisatzerfolg über die Gäste bescherte dem Titelverteidiger Berlin drei Zähler für das Ranking und so bleiben die BR Volleys auf Tuchfühlung zum Spitzenduo.
Wobei die Wettkampfpause nicht für alle Akteure des Mittwochs zutraf. Bei Berlin waren Sebastian Kühner (Deutschland), Tomas Kmet (Slowakei), Martin Krystof (Tschechien) und Srecko Lisinac (Serbien) zwischen durch für ihre Nationalmannschaften in der WM-Qualifikation (WM September 2014 in Polen) am Netz. Kühner und Lisinac waren mit ihren Teams erfolgreich.
„Wir mussten zeitweilig auf Björn Höhne und Andri Agantis verzichten“, erklärte Georgios Vlachojannis, 1. Vorsitzender und Teammanager bei Bühl. Höhne kam letztlich für die deutsche Auswahl nicht zum Einsatz. Die Esten mit Agantis schafften nicht den Sprung zur WM-Endrunde.
Umkämpft und spannend war im Liga-Spitzentreffen lediglich der erste Durchgang. Als BR-Zuspieler Kawika Shoji, der mit dem US-Nationalteam bei der Qualifikation im Mai gute Chancen für die WM-Teilnahme besitzt, da zur Halbzeit zwei knallharte Aufschlagasse hinzimmerte, gab sich die Überraschungsmannschaft des letzten Jahres – Halbfinale der Meisterschaft – und der aktuellen Saison noch immer nicht geschlagen. Und hatte bei 22:22 noch immer den Satzgewinn vor Augen. Da erhöhte der Favorit Druck und Präzision, schaffte das 23:22. Und mit einem Doppelblock durch Lisinac/Robert Kromm schließlich die vorentscheidende 24:22-Führung.
Im zweiten Satz gelang BR-Kapitän Scott Touzinsky eine fulminante Aufschlagserie. Erst entnervte er seinen US-Landsmann Joseph Sunder, dem ein Annahmefehler nach dem anderen unterlief und der dann prompt ausgewechselt wurde. Dann visierte ein paar andere Gegenspieler an. Am Ende verbuchte Berlin einen ungewöhnlichen Neun-Punkte-Lauf. Das Bühler Spiel fiel fast völlig auseinander. Der Trainer wechselte seine Reservisten ein. Auf der Gegenseite gönnte Lebedew seiner kompletten 13-er Besetzung nun ebenfalls Einsatzzeiten. Am Geschehen änderte nichts mehr.
Wie ist solch ein Leistungsabfall, solch ein Unterschied von einem Satz zum anderen erklärbar?
Der Australier Lebedew meinte: „Wir haben im ersten Durchgang einfach zu wenig Druck mit den Aufgaben gemacht. Und wenn du das nicht machst, kann der Gegner in Ruhe sein Spiel aufziehen. Und unter solchen Umständen kann jede Bundesliga-Mannschaft sehr gut Volleyball spielen.Außerdem hatten wir da nur eine wirklich gute Blockaktion zum 24:22.“
Auf der Gegenseite erklärte Nationalspieler Björn Höhne, vor der Saison von Berlin wegen eines dort möglichen Stammplatzes nach Bühl gewechselt: „Wir haben den ersten Satzgewinn praktisch verschenkt. Dann haben einige die Köpfe hängen lassen und den Glauben an die eigenen Möglichkeiten etwas verloren. Das hat sich in der Vergangenheit schon paar Mal gezeigt. Aber wir sind eine junge Mannschaft, der einfach die Erfahrung fehlt, wie man mit solch einer Situation umzugehen hat.“
Dennoch verdient der Aufstieg der Bühler in den Kreis der vier besten deutschen Klubs – Bühl steht international im Viertelfinale des zweitrangigen europäischen CEV-Cups – uneingeschränkten Respekt. Immerhin Profis aus acht Ländern von den USA bis Estland haben den Weg in das knapp 30 000 Einwohner-Städtchen am Randes des Schwarzwaldes gefunden. „Wir zahlen nicht mehr als andere vergleichbare Vereine“, sagt Vlachojannis. „Aber wir haben gute Trainingsbedingungen, wir bieten ein positives Umfeld und können mit jungen Leuten vernünftig umgehen. Bei uns können sie sich sportlich entwickeln. Und das hat sich mittlerweile herumgesprochen.“
Während die Bühler nach Abschluss der Liga-Hauptrunde die direkte Play-off-Teilnahme (bis Platz sechs) anstreben, tanzen die Hauptstädter noch auf drei Hochzeiten. Im DVV-Pokal-Finale treffen sie am 2. März in Halle/Westfalen auf den Rekordmeister Friedrichshafen. In der K.o.-Runde der Champions League geht es in der kommenden Woche am 16. Januar im „Volleyball-Tempel“ Schmeling-Halle im Hinspiel gegen den übermächtig erscheinenden russischen Vertreter Zenit Kazan. Und am Sonntag möchte sich im ersten Match der Liga-Rückrunde der Tabellenprimus Haching für die 1:3-Auftaktniederlage im Oktober revanchieren.