„Schuld und Sühne“ oder „Verbrechen und Strafe“? – „Crime et Châtiment“ im Musée d’Orsay in Paris

Jean-Joseph Weerts (1847-1927): Marat wurde ermordet! 13. Juli 1793, 8 Uhr abends1880Öl auf Leinwand, H. 268 ; B. 360 cmRoubaix, La piscine, musée d'art et d'industrie

Paris (Weltexpress) – Ja, der Titel der Ausstellung ist an Dostojewskis ersten großen Roman angelehnt, der 1866 Raskolnikow zum Mörder macht, eine Kriminalgeschichte, die uns bis kurzem als “Schuld und Sühne” mit den moralischen Folgen der Tat konfrontierte, seit 1994 in der Neuübersetzung von Swetlana Geier jedoch als „Verbrechen und Strafe“ eine sachlogischere Orientierung gibt, die die Verfolgung der Tat durch die Staatsorgane öffentlich macht, wie diese nämlich mit einem System von Strafen auf Verbrechen reagieren. Diesen staatlichen Strafaspekt nimmt diese Ausstellung auch im Titel auf, so wie auch im Englischen von „Crime and Punishment“ die Rede ist. Ausgangspunkt im Museum d’Orsay ist jedoch das sechste Gebot „Du sollst nicht töten“, das wiederum stärker den moralisch-ethischen Aspekt einer Tat thematisiert und „Verbrechen und Strafe“ in eine Dialektik zwingt, derzufolge ein Mensch nicht töten darf, aber auch dem Staat nicht das Recht zukommt, als Strafe für Mord den Tod auszusprechen, was in Frankreich erst in der Regierung Mitterand unter Justizminister Robert Badinter 1980/81 zur Abschaffung der Todesstrafe führte.

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