Köln, Berlin, Deutschland (Weltexpress). Preziosen aus Paris? Das behaupten manche Berichterstatter in Bezug auf den DS 7 Cossback, der erstmals 2017 auf dem Autosalon in Genf und mir kürzlich in Köln vorgestellt wurde. Doch das ist Dummschwätzerei. Dieses journalistische Desaster wird um so größer, je mehr die eine substanz- und inhaltsleere Null von der anderen abschreibt. Aber wenden wir uns Erbaulicherem zu: dem DS 7 Crossback.
Ein Blick zurück
DS oder DS Automobiles ist ein Ableger, der sich aus dem französischen Automobilhersteller Citroën, der wiederum ist eine Tochter der Peugeot S.A., die als Groupe PSA auftritt, entwickelte. Der Gründungsmythos will es, dass der 1. Juni 2014 in Paris geschrieben steht. An diesem Tag und jenem Ort, der für die bürgerliche Revolution ebenso wie für Haute Couture, für Guillotine wie für Cuisine steht, ließ DS Automobiles nach eigenen Angaben die Tradition des französischen Premium-Automobils wieder aufleben.
Der Sitz des Unternehmens liegt im französischen Rueil-Malmaiso, das wie Paris an der Seine liegt, aber eben nicht in einem der Arrondissements der Hauptstadt, sondern im Département Hauts-de-Seine. Das sind zwei paar Schuhe wie Potsdam und Berlin zwei paar Städte sind, auch wenn durch beide Häusermeere die Havel fließt. Und so wie zwischen Berlin und Potsdam mit Grunewald und Düppeler Forst sogar zwei Landschaftsgebiete liegen, so liegt zwischen Paris und Rueil-Malmaiso mehr als nur der Bois de Boulogne. Der Sitz von DS Automobiles als Teil der PSA-Gruppe liegt also in Rueil-Malmaiso und nicht in Paris, wenngleich in der Île-de-France und also der Agglomeration Paris.
Dort wurde DS im Februar 2009 als „Distinctive Series“ innerhalb des Citroën-Programms als Marke eingeführt. Als Citroën-Modell ist DS durchaus länger in deutschen Ländern bekannt und beim belesenen Publikum spätestens durch Heinrich Böll berühmt geworden und berüchtigt gewesen, denn der am Steuer seiner DS ID 19 sitzende Literaturnobelpreisträger kutschierte als gebürtiger Kölner nicht nur seine Familie durch die Lande, sondern schmuggelte einen ihm Unbekannten durch den Eisernen Vorhang, der seinerzeit Ost und West in Europa trennte. An diesem bescheidenen Beispiel mögen jüngere Generationen erkennen, dass die Geschichte der Legende weit vor den Sommeranfang 2014 zurückreicht und die Geschichten allein dieses herausragenden deutschen Schriftstellers der Nachkriegszeit mit seinem seinerzeit für viele Deutsche sonderbaren wie bemerkenswerten Automobil Legion sind.
La Déesse
Um Reminiszenzen der Designer des DS 7 Crossback an Bölls Boliden zu erkennen, und die D-Modelle standen im Allgemeinen für eine avantgardistische Gestaltung, wobei diese Karosserieform für besonders gute aerodynamische Werte und seinerzeit eindrucksvolle Leistungs- und Verbrauchsdaten sorgte, muss man genauer hingucken. Und vergessen wollen wir dabei nicht die etwas andere Hydraulik der D-Modelle, die umgangssprachlich und im Plural DS genannt wurden, obwohl die firmeninterne Bezeichnung auf voiture à grande diffusion und also Fahrzeug mit großer Verbreitung und im Grunde Volumenmodelle hinauslief. Gleichwohl klingt déesse, la déesse bedeutet die Göttin, ungleich eleganter. Und genau dorthin will PSA mit DS, obwohl Preziosen im Sinne von Kostbarkeiten absolut zu viel des Guten wären. Kostbarkeiten und Volumenmodelle, beides geht nicht – oder nur in der Fiktion von Schönschreibern und Hofberichterstattern.
Ein Schritt nach vorn
Zweifelsohne ist der DS 7 Crossback das Flaggschiff des Konzerns und soll seine Fahrzeughalter und alle, die sich in ihm aufhalten, schmücken, worauf sowohl Stephan Lützenkirchen als Directeur de presse am 5. und 6. Februar 2018 in Köln hinwies, der vor allem über die Marke DS sprach, als auch Attaché de presse Tijl Verhelst, der sich der Technik des DS 7 Crossback widmete. Dass der Automobilkonzern mit dem derzeit wichtigsten Fahrzeug der Flotte im boomenden SUV-C-Segment auf der Welle des Erfolgs mit hoher Eleganz zu einem akzeptablen Preis surfen soll, das wurde auch in Köln schnell klar.
Den Weg Richtung Premium skizzierte Projektleiter Xavier Savignac bereits in Genf und Paris, der von einem Aufbruch als Konkurrenz zum Audi Q5 und Mercedes GLC schwärmte und mit den Worten „Der DS 7 Crossback ist das erste, eigenständige DS-Modell ohne einen engen Verwandten bei einer anderen Marke des PSA-Konzerns“ zitiert wird. Die Reise geht in die richtige Richtung und in den nächsten vier, fünf Jahren sollen noch eine Hand voll Fahrzeuge folgen, um dem Aufbruch Auftrieb zu geben und DS auf das Niveau von AMG zu hieven.
Die feineren Fahrzeuge, feiner vielleicht als Konkurrenten im SUV-C-Segment wie beispielsweise Opel Grandland X, Nissan Qashqai, VW Tiguan, Seat Ateca, Peugeot 3008 und Renault Kadjar sollen in entsprechend höherwertig anmutenden DS Stores oder in DS Salons präsentiert werden (Vergleich hierzu den Beitrag Perlender Schaumwein aus der Champagne und prächtige Schlitten aus Frankreich – Erster DS Store Deutschlands in der Freien und Hansestadt Hamburg eröffnet von Ted Prudenter im Fachmagazin Roads’R’us).
Fährt man mit einem DS 7 Crossback raus aus den Tempeln automobilen Konsums, dann fällt einem das Laissez-faire der Federung auf, das wir als eine Reminiszenz an das Modell, das der Marke den Namen gab, werten wollen, denn die Perlenstickerei namens Point Perle, die an gestickte Perlenmuster aus der Pariser Haute Couture erinnern möge, ist es nicht.
Mit Sticken, Stricken und Häkeln kommt DS Automobiles der Konkurrenz jedoch nicht, sondern mit Größe und Geld. Mit einer Länge von 4595 mm, einer Breite von 1895 mm und einer Höhe von 1618 mm reicht der DS 7 an Kraftwagen wie den Audi Q5 oder den BMW X3 heran. Der Platz innen ist also großzügig und der Preis, der Startpreis liegt nach aktuellem Stand bei 31.490 Euro inklusive Mehrwertsteuer, entspricht dem des Portemonnaies, das man für einen Audi Q3 oder BMW X1 braucht. Das Verhältnis von Größe und Geld ist durchaus beachtlich und ein klassisches Argument beim Kauf.
Dass die elektrisch verstellbaren Sitze aus Schaumstoff „mit hoher Dichte“ zudem die Fahrbahnunebenheiten mildern und „auch nach vielen Kilometern ihre ursprüngliche Form“ behalten würden, wie es in einer Pressemitteilung von DS Automobiles vom 5.2.2018 heißt, ist da wohl der Punkt auf dem i. Wer den Preis dafür zu zahlen bereit ist, der wählt sicherlich Vordersitze, die „auf Wunsch beheizbar und mit Massage- und Belüftungsfunktion ausgestattet“ sind. Dies und die Ausstattung im Allgemeinen schmückt und ist genau so wenig Schmonzes wie die exklusive Uhr B.R.M. R180, die sich beim Start des Motors zum Auge des Betrachters dreht.
DS Automobiles bietet neben mehr Holzelementen als im C-Segment der Geländewagen, mit denen man nicht ins grobe Gelände wagen sollte, üblich fünf Variationen für das Interieur an. Fahrer, Bei- und Mitfahrer dürfen sich beispielsweise auf Nappa-Leder und Ebenholz freuen. Zum Augen- gesellt sich Ohrenschmaus, für den bis zu 14 Lautsprecher von Focal, die im Innenraum verteilt sind, sorgen.
Siehe zur gelungenen Gestaltung innen und außen auch die Fotoreportage: Neu und mit Nonchalance – Der DS 7 Crossback von Ted Prudenter.
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Mehr zu Motoren und Technik im zweiten Teil der Serie „Der DS 7 Crossback“ mit dem Titel „PureTech, BlueHDI, E-Tense oder Motoren und mehr„.