Schenk mir einen bunten Luftballon – Wünscht sich die junge Heldin von Franziska Buchs Kinderbuchverfilmung: „Hier kommt Lola!“

Poster zum Produkt, zum Film "Hier kommt Lola!"

In der Kleinstadt, in welcher die Familie zuvor lebte, wird Lola von Mitschülern gehänselt, weil ihr Vater Brasilianer ist. Die Menschen hinter den sauberen Fassaden der Einfamilienwohnungen schmieren rassistische Sprüche an Lolas Hauswand. „Kindheit ist keine rosa Wolke.“, sagt die Regisseurin Franziska Buch. „Wer das glaubt, ist naiv und unehrlich.“ Doch auf eine solche rosa Wolke setzt sie ihre junge Heldin nach dem realistischen Filmanfang. Aus dem Dschungel des Kleinstadtmiefs ziehen Lolas Eltern in den Großstadtdschungel Hamburgs. Hier will der Vater ein brasilianisches Restaurant eröffnen. Die Großeltern packen finanziell und praktisch mit an. Mit Streichelzoo und Abenteuerspielplatz wirkt Lolas Grundschule wie ein wahr gewordener pädagogischer Wunschtraum. Lola geht in eine multikulturelle Klasse, ihre Lehrerin ist jugendlich und freundlich. Das universelle Thema Freundschaft betrachtet „Hier kommt Lola!“ aus dem Blickwinkel eines Elitekindes. Ausgrenzung und Vorurteile, besonders in der Schule, gibt es nicht nur aufgrund ethnischer Herkunft, sondern auch materieller Differenzen. Statt ihr junges Publikum für soziale Unterschiede zu sensibilisieren und einen kritischen Blick zu vermitteln, etabliert Buchs Kinderfilm Klassengrenzen als persönlichen Maßstab.

Erst als ihre Mutter eine besser bezahlte Arbeit im Restaurant von Lolas Eltern gefunden hat, kann Floh Lolas Freundin werden. Das höhere Gehalt der Mutter lässt den ekeligen Fischgeruch verfliegen, der Lola an Flo so übel auffiel. Geld stinkt nicht. Armut schon. Dabei ist Flos Armut eine relative. Ihre Mutter besitzt „nur“ einen Imbissstand anstatt eines Restaurants, ihre Großmutter eine geräumige Altbauwohnung und nicht wie Lolas Großeltern noch ein Büchergeschäft dazu. Flos Mutter ist modisch gekleidet, macht Urlaub in Brasilien und das Zimmer des Mädchens quillt über vor Spielzeug. Der abfällige Blick Lolas erscheint als der eines verwöhnten Kindes, welches keine Vorstellung von Armut hat. Sympathie oder Verständnis für Flos Lebensumstände bringt Lola nicht auf. Als Freundin akzeptiert sie Flo nur, weil sie selbst so eine Leitrolle einnehmen kann. Hartnäckig bemüht sich Lola um die Freundschaft ihrer Klassenkameradin Annalisa, obwohl die zickig und arrogant ist. Doch als noch reicherer Eltern Kinder, die ausschließlich Bio-Kost essen und täglich einem andern teuren Freizeitkurs besuchen, dürfen Annalisa und eine andere Mitschülerin sich gegenüber der ärmeren Lola schlecht aufführen.

Trotz der erfrischend natürlichen Hauptdarstellerin erinnert Lola nicht nur optisch bedenklich an eine Mischung aus Prinzessin Lilifee und Hannah Montana. Wie ihre amerikanische Vorgängerin singt Lola als Jacky Jones Popsongs – wenn auch zuerst in ihrer Fantasie. „The best of both worlds“ lautete der Titelsong von „Hannah Montana“. Am Ende lässt Lola ihren Traum vom Singen wahr werden und feiert mit ihren neuen Freunden die erfolgreiche Eröffnung des Familienrestaurants. Flo darf sich freuen, dass sie jetzt eine reiche Freundin hat, auch wenn die fortan auf der Bühne und privat den Ton angibt: „Meine Oma sagt, manchmal ist das Leben einfach fantastisch. Und vielleicht wünscht sich Jacky Jones heute Nacht, ich zu sein, weil ich so glücklich bin, ich, Lola Veloso.“ Keine rosa Wolke?

Titel: Hier kommt Lola!

Land/ Jahr: Deutschland 2010

Genre: Kinderfilm

Kinostart: 4. März 2010

Regie: Franziska Buch

Drehbuch: Vanessa Walder, Uschi Reich

Darsteller: Meira Durand, Julia Jentsch, Fernando Spengler, Nora Tschirner, Axel Prahl

Laufzeit: 96 Minuten

Verleih: Constantin

Internet: www.hierkommtlola.film.de

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