Berlin, Deutschland (Weltexpress). Schafft ein, zwei, viele Grüßauguste. Im Bund und in Bayern. Dann kann man die Altvorderen, welche die rebellischen Stühle- und Nachrücker gerne loswerden wollen, besser entsorgen. Die scheinen nicht zu bändigen nach der Watsche für Crazy Horst und die CSU – „Franz Josef Strauß würde AfD wählen“ wurden sie zuvor arg angestachelt.
Aus einer Stimme, die den Rücktritt fordert, wird flugs ein vielstimmiger Chor. Das mit den Grüßaugusten wäre nicht nur für die CSU-Rebellen wesentlich eleganter, sondern auch für diejenigen, die als oberste Anpasser auf ihren Anführer schwören, um den geliebten Führer nicht abschreiben und Lohnschreibern der Lücken- und Lügenpresse nicht Futter für Dolchstoßlegenden geben zu müssen.
Der Blitzrücktritt von Edmund Stoiber wäre nicht nötig gewesen und die Abrechnung mit den fränkischen Rebellen, personalisiert in der Frau aus Fürth, nicht möglich geworden, hätte es damals bereits Platz und Posten für Grüßauguste gegeben. Es muss erstens etwas anderes her als noch mehr Bürgermeister und Ortsvorsteher und zweitens für hohe Tiere hohe Ehrenämter. Die gabe es nicht und so fiel erst Stoiber und dann Gabriele Pauli. Zuvor ging es mit der Niedertracht in Wildbad Kreuth hoch her und nachher war bei Pauli nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Dolche schwirrten auch auf Günther Beckstein und Erwin Huber ein.
Damals wie heute werden zuerst in Franken und Niederbayern die Messer gewetzt. Huber legte noch am Wahlabend los. Doch nicht nur diejenigen, die von Seehofer, Joachim Herrmann und anderen aus dem inneren Kreis im Laufe der Jahre verstoßen wurden und deren Narben bei den Machtkämpfen im Allgemeinen, den Inszenierungen und Intrigen im Besonderen noch nicht verheilt scheinen, wetzen die langen Messer, an der Basis brodelt es gewaltig. Männer und Frauen verlieren ihre Arbeits- und Abgeordnetenplätze, ihre Einkommen versiegen, ihre Karrierepläne zerbrechen.
Der Damm bricht
Nach Huber wagten sich Alexander König, Petra Guttenberger, Albert Füracker und Alexander Hoffmann aus der Deckung. Doch die tendieren zu Markus Söder, der weder Fisch noch Fleisch zu sein scheint. Doch Kronprinzen Söder ist wie die meisten der ersten Abtrünnigen erstens Franke und zweitens Teil des Problems. Denn selbst wenn Söder augenscheinlich eine andere Person als Seehofer ist, so folgte er über Jahre dessen Position, als sei sie seine.
Das Dilemma der CSU
Die CSU hat sowohl ein Problem mit Personen als auch mit Positionen. Sie wird mit diesen Trotteln in Berlin und deren Taten als im Grunde unkritischer Appendix der Merkel-CSU mit Nebengeräuschen und Nörgeleien aus München, die als Theaterdonner aufgefasst wird, wahrgenommen. Wenn das so weiter geht, dann wird die Partei und das Personal schon im kommenden Jahr die nächste Watschen mitten ins Gesicht geschlagen. Wenn die Bayern bockig werden, dann werden fünf Finger schnell eine Faust. Mit einem blauen Auge wird die CSU dann nicht aus der Arena, durch die sie sich wie am Nasenringen von Merkel und ihren mehr oder weniger Muttivierten aus CDU, FDP und Bündnis90/Die Grünen ziehen lassen muss, getragen werden.
Wenn die CSU in Positionen und Personen so weiter macht wie bisher, dann droht die Gefahr, dass sie von der AfD eingeholt und überholt wird.
Wer die Lösung dabei darin sieht, zwischen unangenehmen Dingen unter Beibehaltung derselben Darsteller wählen zu können, der sollte sich daran erinnern, dass manche Knoten zerschlagen werden müssen und die Knotenbinder gleich mit. Pflugscharen zu Schwertern schmieden, mindestens Dolche, das wollen welche. Doch geschmeidiger sein dürfte:
Loben statt Hauen und Stechen
Dem Füsillade-Regiment der CSU sei gesagt, dass wenn Seehofer-Regime nicht an Rücktritt denkt, dann Loben statt mit Messern stechen und Dolchen stoßen allemal eleganter ist.
Den Rebellen sei geraten, auf dem kommenden Parteitag der CSU im November in Nürnberg, der Metropole der Franken, Hochämter zu schaffen, um Seehofer und solche, die wie Alexander Dobrindt zum Seehofer-Kreis gehören, in den blauweißen Himmel über Bayern wegloben zu können, statt weghauen zu müssen. Das müssen Ämter sein, in denen die Deppen stecken wie in einer Zwangsjacke. Die Unvernünftigen, die politisch Verrückten, die nur Weiterwurschteln kennen, weder anders als bisher wollen noch können, müssen mit Aufgaben betraut werden, in denen sie, die auf wohlfeile Weise Aussortierten, keine Dummheiten verzapfen, sondern Bierfässer anstechen, mit Humpen in der Hand und einem süffigen O zapft is auf den Lippen wie gute Onkel grüßen. Schafft ein, zwei, viele Grüßauguste!