Rund um den Frankfurter Römerberg in den Tagen der Einheit

© Foto: Jí¼rgen Pyschik, 2015
Fünfundzwanzig Jahre Einheit sind nicht nur Anlass für ein Riesenaufgebot an Prominenz, Straßensperrungen und den bei solchen Feiern unerlässlichen Verkaufsbuden, deren Präsenz nur noch von den ebenso zahlreich im Festbereich verteilten Dixi-Häuschen eingeholt wird. (s.Foto) Die erste Einheits-Kunst-Installation wurde allerdings bereits am 27.9. wieder abmontiert: Ottmar Hörls im Auftrag der Hessischen Staatskanzlei geschaffenes „Einheitsmännchen“, das wohl das Ampelmänchen zitiert, dem es ja gelungen ist, sich in die Einheit hinüberzu retten, bevölkerte in Massen den Römerberg und bot den Touristen (nicht nur denen aus Fernost) reichlich Gelegenheit für Selfies (s. Foto). Aber da man den Römerberg rund um den Feiertag auch benötigt, um sich massenhaft zu versammeln, mussten sie rechtzeitig weichen. Für Fans gibt es aber die Möglichkeit, das Objekt in einer „Hörl-Bude“ auf dem Römerberg für 50€ zu erwerben. Aus der Nähe gesehen ist dieses Männchen allerding ungeschlacht und hässlich und hätte die Wende nicht unbedingt überleben müssen. Aber wenn ´s  der Staatskanzlei dient”¦

© Foto: Jürgen Pyschik, 2015Nicht weit davon, in den Römerhallen gibt es unter dem Titel „insights“ eine Show mit Videoclips zum Selbstbild der Stadt Frankfurt. Die Eröffnung dieser Ausstellung gab dem Oberbürgermeister Feldmann die Möglichkeit darauf hinzuweisen, dass Frankfurt in diesen Tagen  nicht nur die nationale Einheit feiern könne und wolle, sondern auch die Tatsache, dass in dieser internationalen Stadt, in der hunderte von Nationalitäten zusammenleben und 48% der Bürger einen Migrationshintergrund haben,es bisher gelungen sei, eine friedliche Integration über den nationalen Rahmen hinaus zu leben. Dies soll auch in den Videoclips deutlich zum Ausdruck kommen (zu sehen sind die Clips auch unter www.Frankfurt.de/Frankfurtinsights).

Synergieeffekte sind immer vom Vorteil und so wirft auch die kommende Buchmesse mit ihrem Gastland Indonesien ihre ersten Schatten voraus. Im Frankfurter Kunstverein, wenige Schritte vom Römerberg entfernt, haben drei junge indonesische Künstler die Möglichkeit, unter dem Titel „ROOTS“ bis zum 10. Januar 2016 einen Ausschnitt ihrer Werke zu präsentieren.

© Foto: Jürgen Pyschik, 2015Besonders eindrucksvoll ist die von Joko Avianto geschaffene Bambusskulptur, die der gotischen Fassade des Steinernen Hauses, in dem der Kunstverein residiert, vorgeblendet wurde (s. Foto). Die aus sechs Meter langen Bambusstangen geflochtene organische Form bildet einen reizvollen Gegensatz zu den kantigen Formen des Hauses. Noch dramatischer wird der Kontrast zu den direkt danebenstehenden Betonskeletten der für die „Neue Frankfurter Altstadt“ errichteten Disney-Häuschen. Es ist schade, dass die Skulptur nicht mehr steht, wenn diese Häuschen ihre Knusper-Fachwerk-Verkleidung erhalten. Da würde sich schnell Kunst von der Spreu trennen. Die Werke der anderen drei Künstler, Jompet Kuswidananto, Eko Nugroho und Tromarana sind modern-globalisierter aber durchaus originell und anschaubar. Gleich um die Ecke in der Braubachstrasse zeigt das Fotografieforum ebenfalls eine Werkschau indonesischer Künstler – eine gute Ergänzung, wenn man schon mal in der Gegend ist.

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